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Lia POV

"Dankeschön." bedankt sich Adora, als ihre Mutter ihr eine Tasse mit Kakao gefüllt gab. Ich muss schon sagen. Der Fakt, dass Adora in Wirklichkeit 30 ist und jetzt verletzlich wirkt wie ein kleines Kind und einen Kakao trinkt, ist schon ganz süß.
Wir (sprich Adoras Eltern, sie selbst, Kim und ich) sitzen gemeinsam an dem Tisch und unterhalten uns darüber, was meine Eltern gerade Adora angetan haben.
"Ich wusste schon immer, dass diese Montgomerys schlechte Menschen sind und auf jeden Druck ausüben." sagt Adoras Vater, wobei ich reflexartig, weil ich mich beleidigt fühle, ihm gegen das Knie trete.
"Au!" sagt er und schaut mich überrascht an.
Schnell deute ich auf Adora.
"Lia doch nicht! Sie ist ganz anders als ihre Eltern und auf sie wurde der meiste Druck ausgeübt." sagt er als Verteidigung.
"Ist doch jetzt egal. Eltern können doch nicht ihre eigenen Kinder rauswerfen, nur weil sie homosexuell sind und sich in der Schule etwas daneben benehmen!" beschwert sich Adoras Mutter.
"Schwänzt du den Unterricht mit Lia, Adora?" fragt Adoras Vater mich.
Wenn schon eine Person leiden muss, dann leide ich mit ihr gemeinsam.
"Ja. Wir schwänzen gemeinsam den Unterricht, aber glaubt mir bitte. Es ist wichtig für uns. Hätten wir dieses Problem nicht, dann würden wir auch nicht schwänzen." sage ich als Begründung.
Adoras Eltern nicken verständnisvoll.
"Was ist das für ein Problem?" fragt Adoras Mutter besorgt.
Ich schau Adora an, die gerade mit gesenktem Blick, nachdenklich auf den Tisch schaut.
"Das können wir euch leider nicht sagen." sage ich.
"Ihr könnt uns doch vertrauen. Ihr müsst euch dafür auch nicht schämen." meldet sich Kim auch mal zu Wort.
"Nein, darum geht es nicht. Wir können es euch einfach nicht sagen. Es geht nicht darum, dass wir euch nicht vertrauen können. Wie gesagt, wir können es euch einfach nicht sagen." versuche ich es ihnen zu erklären.
Sie nicken wieder verständnisvoll.
"So oder so. Lia darf so lange hier bleiben wie sie möchte. Vielleicht solltet ihr euch lieber mal miteinander austauschen." sagt Adoras Mutter und deutet mit einem Kopfnicken nach oben an, dass wir beide in Adoras Zimmer gehen sollen. "Danke." bedankt sich Adora.
Wir beide stehen vom Tisch auf und laufen in den Flur zu der Treppe. Als wir in dem Zimmer angekommen sind, lässt sich Adora auf das Bett fallen. "Das ist so eine Scheiße. Deine Eltern sind beschissen." beschwert sich Adora zurecht. "Ich weiß was du meinst. Kurz bevor wir beide in die WG gezogen sind, habe ich mich auch vor meinen Eltern geoutet und sie meinten, ich solle nie wiederkommen." erzähle ich Adora.
Sie schaut mich an. "Das tut mir leid." sagt sie. "Keine Sorge. Zwar war ihre Reaktion blöd, aber ich bin froh sie nie wiedersehen zu müssen. Sie waren schreckliche Eltern und ich hätte widerwillig mit ihnen Kontakt halten müssen." erkläre ich ihr.
Mittlerweile hat sich Adora von ihrer Liegeposition aufgerichtet und sitzt jetzt.
"Ein was gutes hat die ganze Sache. Wir beide können Fortschritte machen mit der Sache: 'Wie zur Hölle sind wir hier her gekommen?'." sagt sie. Daraufhin nicke ich und laufe zu Adoras Tasche. Dort krame ich den Block raus, den ich dafür genutzt habe, um unsere Notizen über die Dinge an die wir uns erinnern, aufzuschreiben. Bis jetzt steht da:

-Adora (Beifahrer) & Lia Auto gefahren
-Hatten Streit davor

Also sollten wir herausfinden, worüber wir uns gestritten haben und wenn es wichtig ist, dann auch wohin wir gefahren sind. Bloß habe ich keine Ahnung, was das Thema bei unseren Streit hätte sein können.
Ich setze mich mit dem Block in der Hand neben Adora. Sie schaut sofort auf den Zettel und sieht genauso ratlos aus wie ich.
"Ich weiß nicht worüber wir uns gestritten haben." sagt sie endlich. Wer hätte es gedacht?
"Vielleicht sollten wir uns Wörter nennen. Mir hilft es zumindest, um mich wieder an Dinge zu erinnern, die ich vergessen habe." schlage ich vor.
"Okay, dann... Ball."
"Wieso Ball?"
"Wegen Basketball. Vielleicht haben wir uns ja über Basketball gestritten."
"Das sagt mir auf jeden Fall nichts."
"Mir auch nicht."
Wir seufzen beide. "Man, sowas ist schwieriger als gedacht." Ich nicke Adora zustimmend zu. Wir können uns ja nicht einfach irgendwelche Wörter sagen. Es sollten schon Wörter sein, mit den wir irgendwas anfangen können und die infrage kommen könnten. Das kann lange dauern. Wir hätten uns um alles streiten können, wie auch zum Beispiel über die Wäsche oder das Adora mal wieder die Pflanzen ertränkt... "Das ist es!" Adora schaut mich verwirrt an. Mir ist allerdings eine kleine Erinnerung wieder eingefallen. Es ist zwar nur ein Wort und ich weiß nichts damit anzufangen, aber ich habe dafür ja Adora.
"Was ist? Ist dir eingefallen worüber wir uns gestritten haben?"
"Baum."
"Was? Haben wir uns darüber gestritten, dass ich die Pflanzen wieder ertränkt habe? Wir haben aber doch gar keinen Baum in der Wohnung."
"Nein. Irgendwas war während der Autofahrt mit einem Baum."
"Meinst du den Moment wo wir gegen den Baum gefahren sind?"
Ich schaue Adora verblüfft an. Wusste sie das schon die ganze Zeit? Adoras Gesicht verzieht sich überrascht. Nein, anscheinend wusste sie es nicht und ihr ist es gerade eben wieder eingefallen. "Oh mein Gott. Wir sind gegen ein Baum gefahren... Du fährst scheiße." "Danke." Ich füge den Punkt zu unserer List hinzu:

-Schluss: gegen Baum gefahren (Narkosetraum?)

Adora schaut auf den Zettel.
"Glaubst du wirklich, dass wir in einem Narkosetraum sind?" fragt Adora mich.
"Es ist für mich die einzige Erklärung die logisch klingt. Vielleicht ist auch ein Riss im Raum-Zeit-Kontinuum entstanden und wir sind irgendwie in die Zeit zurückgereist, aber ich bezweifle, dass das durch einen Autounfall mit einem Baum passiert." erkläre ich ihr.
"Vielleicht war es ja ein magischer Baum, der irgendwas damit zu tun hat."
"Adora, nein."
"Gut, dann halt nicht."
Adora hat auch nicht ganz unrecht, schließlich kennen wir die Welt nicht zu 100 %, aber ich glaube, dass es dafür noch mehr braucht als einen Unfall.
Adora nimmt mir den Block aus der Hand und wirft ihn auf den Boden. "Was willst du damit bezwecken?-" Adora stoppt mich vom reden und legt ihre Hände auf mein Wangen. Somit bin ich gezwungen sie anzuschauen, dann mit einen mal küsst sie mich. Ich liebe das Gefühl, ihre Lippen auf meinen zu spüren. Ich liebe sie. Es ist zwar richtig pädophil, was wir hier machen, aber so oder so wir sind wir und wir wissen das.
Adora lässt sich zurückfallen, so dass ich über ihr bin. Wir küssen uns weiter, bis Adora anfängt an meinem Shirt zu ziehen...

SwitchedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt