Kapitel 9

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 Corey

Fuck! Scheiße! Ich konnte doch nicht ahnen, dass er so darauf reagieren würde! Wenn er jetzt stirbt, dann bin ich Schuld daran! Man, Ryan, warum nur?!Bitte stirb nicht!
Ich kann nicht noch einen Freund verlieren. Logan konnte ich schon nicht beschützen. Wäre ich doch bloß mit ihm gegangen. Zu zweit hätten wir vielleicht eine Chance gehabt. Und wenn ich notfalls meine Walter P99 mitgenommen hätte. Ich habe sie tatsächlich noch nie auf einen Menschen gerichtet, aber in dem Fall hätte ich Logan bis auf den Tod verteidigt. Ich habe so ein unfassbar schlechtes Gewissen. Und Ryans Tod hätte ich womöglich auch noch bald zu verantworten. Ich bin so ein abgefuckter, wiederlicher Scheißkerl.
Es war wieder das gleiche warten, wie an dem Tag als Logan starb. Entsetzlich. Ich saß mit May im Flur. Sie konnte sich kaum beruhigen. Ihr ganzer Körper zitterte immer noch. Aber wir redeten immer noch nicht. Was hätte ich auch sagen sollen?! 'Ach übrigens, sorry aber, ich habe deinem psychisch labilen Freund nochmal den Rest gegeben.'
Es vibrierte in meiner Hosentasche. Ich sah auf das Display: Sarah.
"Hey, Baby!", ich war erleichtert gleich ihre Stimme zu hören.
"Hey, Schatz. Was ist los? Wie geht es Ryan?"
Ich musste schlucken. Ich war unfähig etwas zu sagen.
"Corey?"
"Wir ... Wir sind im Krankenhaus."
"Shit. Was ist passiert?"
"Ryan hat Mist gebaut. Ich hoffe er schafft es... Ehrlich Sarah, ich hab solche Angst.", ich fing unkontrolliert an zu weinen. May starrte mich von der Seite mit einem gequälten Gesichtsausdruck an.
"Alles wird gut! In welchem Krankenhaus seit ihr? Ich komme hin."
"Nein, schon gut. Ich halt dich auf dem laufenden. Bis später."
"Na gut. Bis dann."
Ich legte auf und wischte meine Tränen weg. Ich werde jetzt nicht weiter heulen. Deshalb wollte ich Sarah jetzt auch nicht bei mir haben. Sie war einer der wenigen Menschen, der meine verletzlich Seite kannte. Man könnte sogar sagen, dass ich nur durch sie überhaupt erst Emotionen zeigen konnte.
Dann kam eine Ärztin auf uns zu. Sie schien jedoch im Stress zu sein und war kurz angebunden. Meinte nur, wir hätten noch zur richtigen Zeit angerufen. Ich denke das kann man positiv auffassen. Irgendwie verspürte ich den Drang, mich bei May zu entschuldigen und sie zu trösten, doch ich tat es nicht. Ich konnte mich nicht dazu überwinden.

May

Endlich! Es ist alles gut gegangen und wir durften sogar schon zu Ryan ins Zimmer. Ich sprang auf und wollte zum Zimmer gehen, doch dann fiel mir Corey ein: "Kommst du mit zu ihm?"
"Ich weiß nicht. Geh vor, ich warte erstmal hier.", antwortete er. Ich nickte und setzte meinen Gang fort. Als ich die Zimmertür öffnete, lag Ryan im Bett und starrte an die Decke. Ich war so erleichtert. Ob er in diesem Moment froh oder traurig war, konnte ich nicht deuten, doch ich weiß, dass ich in diesem Moment überglücklich war. Ich rannte auf ihn zu und umarmte in, nachdem ich ihm einen Kuss gegeben hatte. Dann setzte ich mich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. Ryan sah mich an: "Es tut mir leid! Aber ich war... Ich weiß nicht." "Ist schon Ok, ich versteh dich. Corey ist auch hier.", erzählte ich ihm. Ryan's Augen weiteten sich und er schluckte: "Warum?" "Ich hatte ihn vorhin angerufen.", erklärte ich. Sein Blick richtete sich auf seine Bettdecke, während er diese festhielt und die Hände verkrampfte.

Ryan

"Sag ihm, er soll rein kommen!", nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, bereute ich sie augenblicklich. May nickte und ging wieder aus dem Raum. Scheiße, was soll ich ihm denn überhaupt sagen?! Keine Ahnung warum, aber ich will ihn sehen. Einfach abwarten, vielleicht wird Corey ja auch reden, ist immerhin mehr sein Ding, als meins. Der Schweiß trat mir aus allen Poren, als die Tür langsam geöffnet wurde und May wieder eintrat... mit Corey. Er starrte mich bedrückt an, fast schon bemitleidend. Während May nur langsam zu ihrem Stuhl zurück schlich, hatte er sich an mein Fußende gestellt. Seufzend rang er nach Worten, doch scheinbar fiel es ihm genau so schwer, wie mir. Erst nach mehreren Sekunden des Anstarrens, fasste ich mir ein Herz: "Ok, erzähl mir jetzt bitte einfach nur, warum du plötzlich nicht mehr mit mir befreundet sein willst." Sein Blick fiel zu Boden und er murmelte: "Ich hab es mir anders überlegt, ok?" Ja, schon klar! Das könnte dir jetzt so passen, was Corey?! Jedes verfickte mal habe ich klein beigegeben, bin dir hinterhergerannt und du warst immer fein raus. Aber ich habe da wirklich keinen Bock mehr drauf. Das lässt mich schwach wirken und ich weiß, dass du mich für schwach hältst und den Beschützer spielen möchtest.
May blickte verwirrt zwischen uns hin und her, traute sich aber scheinbar nicht ihre Fragen auszusprechen.
"Hör auf damit... du hattest deine Entscheidung getroffen und dafür wirst du Gründe gehabt haben. Bleib bei deinem Entschluss, aber erklär mir wenigstens warum, verdammt nochmal!", ich sah Corey eindringlich an.

Corey

Beim besten Willen, was soll das? Will er sich jetzt komplett selbst kaputt machen? Ich will ihm die Gründe einfach nicht nennen, weil er das eh nicht verstehen würde... Warum muss er jetzt auch hier vor seiner Alten einen auf dicke Hose machen?!
„Ok, Ok. Es war einfach so, dass ich es nicht in Ordnung fand, wie du mit Logans Tod umgegangen bist. Du hast das alles einfach weggesteckt. Ich verstehe es einfach nicht, immerhin ist unser Freund gestorben... Aber ich möchte dich auch nicht verlieren, deshalb habe ich es mir jetzt anders überlegt.“, was auch sonst. Anstatt mir zu antworten fiel ihm dazu nur ein nicken ein. Meinem kritischen Blick wusste er nun ebenfalls geschickt auszuweichen. Jetzt war Ryan wieder ganz der Alte, der einfach alles über sich ergehen ließ, ohne Kontra zu geben. Zu dumm, dass ich kein Gras mit habe... Ich bräuchte jetzt wirklich etwas, um runter zu kommen. Scheiß Situation hier.

Ryan

Ach, was soll's. Ich habe keine Kraft zu diskutieren. Und tief in meinem Inneren wollte ich meinen besten Freund ja auch nicht verlieren.
Und ich wusste mal wieder genau, was du denkst, mein lieber Corey. „Du hast noch was in der Handtasche, oder?“, wandte ich mich an May. Verdatterte hockte sie auf ihrem Stuhl: „W-Was? Ich? Was soll ich da drin haben?“ Ohne ein Wort zu sagen, streckte ich den Arm aus und machte eine Handbewegung. May verstand, was ich von ihr wollte, sah mich jedoch immer noch Fragend an. Nachdem sie mir die Tasche gegeben hatte, brauchte ich nicht lange zu kramen. „Hier, ich hoffe du hast den Rest dabei.“, das Plastiktütchen flog zu Corey, der auch leicht verdatterte schaute, dann jedoch anfing zu grinsen. „Soll ich die Schwestern fragen, ob du schon raus gehen darfst?“, wollte er wissen. „Ich bin erwachsen, ich kann hingehen, wo ich will. Außerdem hänge ich ja nicht am Tropf oder so. Die haben mir ne Oxy gegeben. Mir geht's gut.“ Corey zuckte grinsend mit den Schultern. Gesagt, getan. Im Handumdrehen standen wir draußen und inhalierten den Qualm... Es schmeckte nach mehr. 

May

Es ging einfach nicht. Meine Augen klebten förmlich an seinen Armen. Ich konnte nicht weg sehen! Und jetzt stehen wir hier, als wäre nie etwas gewesen, obwohl es doch so allgegenwärtig war. Das Krankenhaus genau hinter uns und die langen tiefen Schnitte, nur sichtbar an seinen Armen. Verdammt, ich komme einfach nicht damit klar, dass die Beiden sich nicht aussprechen. Immerhin hatte Ryan scheinbar versucht sich umzubringen.
„Ich will auch was!“, ungeduldig riss ich Ryan den Joint aus der Hand und nahm einen tiefen Zug. Ich kniff die Augen, fest zusammen, um die Tränen nicht raus zu lassen und zog tief ein.

Deep BlueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt