Kapitel 8

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Sofia

Meine Aufregung steigt, als wir uns der Tanzbar nähern. Durch die offenen Eingangstüren hört man bereits die laute Musik. Alicia klammert sich freudig an meinem Arm, als wir über die Straße darauf zusteuern.

Was auch immer mich dazu getrieben hat, mich von Alicia überreden zu lassen, bringt mich jetzt dazu total zu hyperventilieren. Wenn ich Marias Neffen nochmal gesehen hätte, hätte ich ihm gesagt, dass ich kein Interesse habe. Aber nun wird es ganz schön eigenartig werden, weil ich nicht so genau weiß, wieso er mich hierher eingeladen hat.

Dazu kommt, dass ich jetzt dieses verdammt teure Kleid von einer fremden Person anhabe, dessen Preisschild sich bei mir, sicher verstaut, in der Handtasche befindet, damit ich es nach der Reinigung wieder anbringen kann. Jetzt muss ich nur hoffen, dass es den Abend unversehrt übersteht. 

Ach ja, und wie erkläre ich es dem Lederjacken-Typ, dass ich mit meiner Freundin ihren Geburtstag feiere und nicht wegen ihm hier bin? Und sie weiß nichts von ihm ... Mann, ich bin selbst zu verwirrt! Was habe ich mir da eingebrockt?


»Ich habe dich eingeladen, also geht der Abend auf mich!«

Ohne auf meine Einwände zu reagieren, bezahlt Alicia für uns beide den Eintritt, schnappt nach meiner Hand und zerrt mich mit sich durch den engen Eingangsbereich zu dem großen, dunklen Saal, der durch die farbigen Lichteffekte zum Leben erweckt wird.

Die laute italienische Musik drängt sich in meine Ohren und ich bin augenblicklich mega froh hier zu sein. Ich liebe diese Musik! Endlich kann ich sie in vollen Zügen genießen. Die rhythmischen Bässe fließen durch meinen ganzen Körper, vibrieren an meiner Haut. Das Gefühl der Freiheit macht sich in meiner Brust breit, so wie immer, wenn ich in die Welt der Musik eintauche, nur jetzt umso intensiver.

Einen Augenblick verliere ich mich in meinen Gedanken, bis das Geburtstagskind mich wieder packt und durch die gar nicht so große Menge tanzender Besucher zu der Bar führt.

Gerüstet mit unseren Cocktails suchen wir uns einen kleinen Tisch in der Nähe der Tanzfläche.

»Auf deinen Geburtstag, Liebes!«, ergreife ich das Wort. »Ich bin sooo froh dich kennengelernt zu haben.«

»Und ich erst!«, gibt sie schmunzelnd zurück. »Das Arbeiten mit dir macht endlich mal Spaß und mein Deutsch wird auch immer besser.«

»Na, dann bin ich ja nicht umsonst da!« 

Die Gläser klirren beim Anstoßen und endlich können wir uns mit den Getränken abkühlen.

»Die Band ist echt gut«, stellt sie fest und wippt kaum merklich mit dem Kopf.

»Ja!«

Begeistert beobachte ich die Bühne und gleich danach die Tanzfläche. Egal, wie bescheuert die Idee mit dem Kleid war, in meinen Alltagsklamotten wäre ich hier definitiv fehl am Platz. Entweder legen die Italiener viel mehr Wert auf schicke Kleidung, oder es liegt einfach an der schicken Bar, aber wir beide sind eindeutig nicht overdressed, wie ich es befürchtet hatte.

»Komm, wir gehen tanzen!«, befiehlt Alicia, als sie merkt, dass auch mein Körper kaum stillhalten kann.

Sofort fühlen wir uns wohl auf der Tanzfläche und genießen die sorgenfreie Zeit.

Nach ein paar Liedern lässt Alicia mich alleine, um für kleine Mädchen zu gehen und ich schlage die Richtung zu unserem Tisch an. Meine Kehle ist trocken und schreit nach Abkühlung.

»Coconut Kiss«, höre ich eine bekannte Stimme, als ich den Strohhalm meines Cocktails zwischen die Lippen schiebe.

»Da kennt sich ja einer aus«, stelle ich fest, während ich verwundert in die blauen Augen blicke.

Herzklopfen und das rote Kleid Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt