Kapitel 4

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Domenico

‚Reizende Dame?' Was quatsche ich denn hier schon wieder? Kann ich mich noch dämlicher anstellen? Und ich habe ihr auch noch zugezwinkert!

Kein Wunder, dass mich das Mädchen für einen Vollpfosten hält! 

Gestern konnte ich nicht aufhören sie anzustarren und heute mache ich mich noch mehr zum Idioten. 

Wahrscheinlich liegt es einfach an der Situation mit Margret. Das bringt mich voll durcheinander. Wieso ist sie gestern nicht aufgetaucht? Will sie mich fallen lassen? 

Ich hatte gestern zwei Stunden auf sie gewartet und sie ist nicht erschienen. Ich wusste gar nicht, was ich denken sollte. Umso froher war ich, als sie heute endlich ans Handy gegangen ist, und trotz ihrer beleidigten Stimme, dem Treffen zugesagt hat. 

Ich wüsste zu gerne, was sie hat. Was ich wieder falsch gemacht habe!? 

Während ich mir die Hände nach der Putzaktion wasche, schweifen meine Gedanken immer wieder zu der hübschen Kellnerin. Sie war sowas von eingeschüchtert nach der Aktion mit ihrem losen Mundwerk. Total süß, wie ihre Wangen sich von zartrosa zu hellrot  färbten. 

Woher sollte sie auch wissen, dass ich halb Deutscher bin? Aber diese Aussagen von ihr! Sie lassen mich immer noch schmunzeln. 

Eigentlich sollte ich beleidigt sein. Ich habe ihr nichts getan und sie kennt mich gar nicht. Aber irgendwie fand ich es aus ihrem Mund total schnuckelig. Dieses kleine bisschen Temperament steht ganz gut, zu der sonst so braven und bedachten Persönlichkeit. Zumindest, so wie ich sie auf den ersten Blick wahrgenommen habe. 

Zu gerne würde ich sie nochmal aus der Reserve locken wollen ... 

So, nun aber genug! Ich muss endlich zu Margret, bevor sie wieder abhaut, und mich der Sache stellen.

Mit dem kalten Wasser aus dem Wasserhahn, wasche ich mir mein Gesicht. Die Kühle hilft sicher meine Gedanken wieder zu sortieren, die von der hübschen Brünetten belagert werden.


»Maggi, wieso warst du gestern nicht da?«, frage ich meine Freundin auf Italienisch, die bereits ziemlich sauer aussieht. Geduld ist nicht ihre Stärke.

»Was sollte das gerade, Domenico?« Mit dem Kopf deutet sie Richtung der brünetten Kellnerin, die erneut ein volles Tablett zu unserem Tisch bringt.

Ein Glück, dass sie kein Wort italienisch zu verstehen scheint. Sonst wäre es ihr wieder zu unangenehm, wenn sie mitbekommen würde, dass meine Begleitung das Thema anschneidet.

Sie stellt uns ganz vorsichtig unseren Kaffee und Gebäck hin, und meidet sichtbar meinen Blickkontakt. Als sie sich bereits abwendet, entscheidet sie sich doch um, und richtet ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu.

»Es tut mir wirklich sehr leid, was ich gesagt habe. Das war nicht so gemeint. Es ist einfach nicht mein Tag.«

Ihre Wangen nehmen eine neue Ebene der roten Farbe an und ich muss mich mühsam beherrschen nicht zu schmunzeln, weil ich es wieder so süß finde. Deshalb nicke ich einfach nur emotionslos.

Margrets Blick könnte töten, weil sie jetzt diejenige ist, die kein Wort versteht.

»Scusa«, sagt die Kellnerin, sich an meine Begleitung richtend. »Buon appetito.«

Herzklopfen und das rote Kleid Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt