Kapitel 3

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Gefühlt seit Stunden wälze ich mich unruhig auf meinem Bett hin und her. Meine Gedanken fahren Achterbahn und die Bilder in meinem Kopf lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Nicht genug, dass es sich ohne Bettbezüge total ungemütlich und kalt anfühlt, dazu sehe ich auch noch ständig Marcos und diese verdammte Blondine vor meinen Augen. Sehe, wie sie es sich genau hier gemütlich machen und ... 

Nein! Raus mit den Gedanken. So funktioniert es nicht. Energisch werfe ich die Decke von mir und hieve meine Beine vom Bett, die auf dem kühlen Parkettboden aufkommen. 

Das Holz quietscht und knarrt bei jedem Schritt unter meinen Füßen, während ich den Weg zur Küche anschlage und mir schließlich ein Glas Wasser einschenke. Das Mondlicht schleicht durch das Fenster in den Raum, und obwohl ich die Aussicht eigentlich mag, sieht es heute Nacht viel zu düster aus. 

Vielleicht ist es auch einfach das Spiegelbild meiner Seele in diesem Moment. Vielleicht hapert aber auch meine sonst so positive Einstellung. 

Egal, was ich mache, finde ich keine Ruhe. Mir schnürt es die Kehle zu, allein bei dem Gedanken, mich wieder auf dieses Bett legen zu müssen. Die Übelkeit wird nicht besser, wenn ich daran denke, wie oft das passiert sein könnte. Wie oft er das in unserem Bett getan haben könnte. 

Ich will es eigentlich auch gar nicht wissen. Einfach nur vergessen. Es aus meinem Gehirn verbannen, die Ruhe finden und weitermachen. 

Aber der Schmerz ist noch da. Egal, wie sehr ich es zu verdrängen versuche und mich auf alles andere konzentrieren möchte, gibt es immer wieder diese Momente, die mich doch runterziehen. Die meine beste Eigenschaft des positiven Denkens in Frage stellen. 

Ich will es nicht mehr. Aber wie kann ich das jetzt vergessen, wenn ich nicht mal in mein Schlafzimmer rein kann, ohne der unerwünschten Fantasie freien Lauf zu lassen? 

Spontan entscheide ich mich, für heute Nacht ins Wohnzimmer umzuziehen. Das Sofa ist viel zu klein, um sich auszustrecken, aber im Moment ist alles besser als mein Bett. Es ist bereits zwei Uhr nachts. Morgen habe ich die Frühschicht, also brauche ich jetzt den Schlaf. 

Zusammengekauert liege ich nun auf dem Sofa und die Kuscheldecke umhüllt mich mit ihrer Wärme. Irgendwann ist es dann soweit und die Müdigkeit nimmt meinen Körper in Beschlag. 

*****

»Was ist mit dir heute los?«, fragt Alicia, als ich die Reklamation für das falsch gebrachte Frühstück zurück in die Küche trage und die richtige Bestellung weitergebe. 

»Ich weiß auch nicht. Ich habe so schlecht geschlafen. Aber ich reiß mich zusammen, versprochen.« 

Leider bekommt auch die Chefin meinen Aussetzer mit. »Sofia, stai bene?« 

»Ja, alles gut, Maria. Ich kriege das hin.« 

Maria betrachtet aufmerksam meine müden Augen. »Mach eine Pause, Liebes.« 

»Ist schon gut. Ist nicht so schlimm. Wo soll das hin?« 

Motiviert nehme ich ihr das gerichtete Tablett aus der Hand, worauf sich zwei Kaffee - das bei uns in Deutschland Espresso heißen würde - und zwei Mal Süßgebäck befindet. 

»Tisch 9.« 

»Okay, ich mache das schon.« 

Energisch laufe ich aus der Küche - ich weiß, dass ich mein normalerweise schnelleres Tempo nicht halten kann, gebe mir aber verdammt viel Mühe, dem gerecht zu werden - und steuere den nötigen Tisch an, an dem eine blonde, junge Frau mit langen Haaren ungeduldig wartet. Dabei achte ich mühselig darauf, bloß keinen Tropfen zu verschütten. Ich darf mich nicht auch noch hier so unfähig anstellen. Ich brauche diesen Job, sonst kann ich gleich meine Sachen packen und zurück nach Deutschland fliegen. Oder am besten trampen, da ich mir eh keinen Flug leisten kann. 

Herzklopfen und das rote Kleid Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt