Kapitel 26

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Domenico

Sie ist ganz still, sinkt verlegen den Kopf. 

Ich entscheide mich erstmal zu Ende zu erzählen. »Ich wäre gestern so gerne bei dir geblieben. Ich hätte dich nie alleine gelassen, wenn ich es könnte. Sofia, ich habe sowas in meinen sechsundzwanzig Jahren noch nie erlebt.« Staunend huscht ihr Blick wieder zu mir. »Ich wollte nichts sehnlicher als bei dir zu bleiben, aber ich wollte alles richtig machen. Ich wollte unseren Deal mit Maggie erstmal auflösen, bevor ich mich ganz auf dich einlasse. Ich war gestern bei ihr und habe ihr alles erzählt. Sie war nicht begeistert, aber wir einigten uns darauf, dass ich ihr heute einen Antrag mache, wobei alles gefilmt wird, und sie dann nein sagt, weil sie noch nicht bereit dazu ist. Das Video geht momentan viral, denke ich, also muss ich mich vielleicht ein klein wenig bedeckt halten. So für die nächsten fünfzig Jahre, oder so.« 

Dabei entwischt Sofia ein Glucks, woraufhin sie sich belustigt die Hand vor den Mund hält.

Meine Selbstbeherrschung neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Sie so lange an meiner Seite zu haben und sie nicht anfassen zu dürfen ist die reinste Folter. 

»Sofia?« 

»Ja?« 

»Darf ich dich jetzt bitte endlich küssen?« 

Ihre Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Als wären unsere Körper magnetisch angezogen, bewegen wir uns aufeinander zu. Ich lege meine beiden Hände an ihren Nacken und streichle mit dem Daumen über ihre Wange. 

»Es tut mir so leid, dass du wegen mir so viel leiden musstest.« Der Anblick ihrer geschwollenen Augen versetzt mir einen Stich in den Bauch. Nur ich bin daran schuld. »Ich werde dir nie wieder einen Grund dazu geben.«

»Nun küss mich doch endlich!«

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen! Meine Lippen bedecken ihre. Diese weichen, vollen Lippen nach denen ich mich so sehr gesehnt habe. Nach der weichen Zunge, die immer wieder meine streichelt. Ich liebe es mich in ihr zu verlieren. Ich liebe ... Nein, das sollte ich laut sagen!

»Sofia ... Ich liebe dich!«, flüsterte ich in ihren Mund hinein.

»Ich liebe dich auch, Domenico.«

»Und ich liebe euch beide! Ohhhh! Meine Lieben!«, gibt Alicia mit ihrer schrillen Stimme von sich und klatscht in die Hände.

Wir beide prusten los, weil wir fast schon vergessen haben, dass sie auch noch hier ist.

Ich richte mich auf und reiche Sofia die Hand, um ihr hoch zu helfen.

»Wie kommt es eigentlich, dass ihr beide zusammen gekommen seid?", interessiert sich Sofia und ich und Alicia blicken uns unschlüssig an. Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass wir nie erwähnt haben, dass wir verwandt sind?

»Ähm, Alicia ist meine Cousine.« Ich kratze mich wieder verlegen am Hinterkopf.

»Was? Wie kommt denn das?«

»Frag doch unsere Eltern!«, gibt Alicia zurück.

»Ja. Ja! So ein wenig habt ihr gemeinsam. So die Frechheit und so!«, scherzt Sofia. »Aber komisch, dass ich dachte, dass Alicia verknallt in dich wäre!«

Alicia lacht. »Wie bitte? Wieso?«

»Das erste Mal, als Domenico da war, bist du so errötet, als du ihn bedient hast.«

Jetzt lachen wir beide. »Ja, ... Alicia hat so eine ganz dumme Angewohnheit die Kleider von Maggie ungefragt auszuleihen. Da habe ich es an dem Tag zufälligerweise wieder gemerkt und sie zur Rede gestellt.«

»Waaaartet ... Das heißt ...«

Wir beide kichern wieder. »Ich habe noch ein paar mehr Geständnis-Geschichten auf Lager, aber für heute reicht es erstmal.«

»Beruhigend!«, flötet Sofia.

»Aber das Gute ist, Alicia kann dir alles über mich bestätigen, weil sie alles über mich weiß. Sie ist die einzige, der ich alles anvertraut hatte.«

»Genau. Und ich habe dich schon bei der ersten Lüge erwischt und muss dich berichtigen«, mischt sich Alicia ein.

»Was?« Was hat sie jetzt?

»Gib zu, dass Margret gestern nicht nur nicht begeistert war. Ich wette Millionen, dass sie einen Anfall bekommen hat!«

Okay, lachen über andere zeigt nicht von guter Erziehung, aber unser Lachen tut jetzt mal gut. »Erwischt!«

Als wir uns wieder beruhigen, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als alleine mit meinem Mädchen zu sein.

»Was heißt es aber für dich, Domenico? Wird ihr Vater jetzt die Zusammenarbeit mit dir kanzeln?«

Ich lächle. »Das heißt, du nimmst mich jetzt so wie ich vor dir stehe. Ein armer Ritter auf seinem Schwarzen Gefährt!«

»Gehört die schwarze Rüstung auch zum Inventar?« Sie zupft dabei an meiner Lederjacke. 

»Sicher! Aber mehr können sie nicht erwarten, Treuerste!« 

»Nehme ich.« 

Dabei blicken wir uns tief in die Augen und fast berühren sich schon unsere Lippen ...

»Iiiii, ist das kitschig!«, gibt Alicia von sich. »Ich glaube ich verschwinde lieber.«

Ohne die Augen von meinem Mädchen zu lassen, sage ich: »Alicia, stellst du bitte die Koffer an die Tür, ich hole sie später.«

»Wieso machst du es nicht selbst?«

»Weil meine Arme ab sofort nicht frei sind.«

»Was?«, fragt Sofia und gleich darauf schnappe ich sie und nehme sie in meine Arme, wie ein kleines Kind. »Was machst du da?«

»Dir beweisen, dass ich dir würdig bin und die drei Stockwerke bewältigen!«

Sie kichert und umklammert meinen Nacken. Diesmal wehrt sie sich nicht. Schmiegt ihren Kopf an meine Brust, während ich eine Stufe nach der anderen nehme. »Mein Ritter!«

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Herzklopfen und das rote Kleid Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt