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Das Ereignis am Samstag liegt mir immer noch im Mark. Natürlich bin ich Polizistin und habe jeden Tag mit grausamen Taten zu tun, jedoch ist es etwas ganz anderes wenn man sich selber in der Opferrolle befindet. Seine widerlichen Hände spüre ich förmlich immer noch auf meinen Brüsten. Schon damals in meiner Jugend hatte ich mich sexuellen Übergriffen zu kämpfen, weshalb mir das Vergessen besonders schwer fällt. "Alles okay, Bambi?", erkundigt sich Tim mit fragender Miene. Mittlerweile haben wir Mittwoch Nachmittag. "Ja klar, hab nur a was gedacht", winke ich ab. "Vergessen sie es einfach. Sie müssen immer konzentriert sein. Jeder kleinste Fehler kann zum Tod führen", belehrt er mich besserwisserisch. "Denken Sie, ich weiß das nicht.". Ernst blicke ich ihn an. "Doch, aber ich merke, dass seit Montag ihre Gedanken hin und wieder abschweifen und ich möchte nicht, dass dies zu unserem Verhängnis wird. Wenn sie Probleme mit dem Verarbeiten von Samstag haben, dann reden sie mit jemandem. Sie sind jetzt hier draußen, hier muss man das Privatleben zurückstellen und Achtsam bleiben"
"Ich weiß man, nur wie dieser Typ mich angefasst hat", ich pausiere kurz, da mir die Bilder wieder durch den Kopf scheißen. Ich atme ein, fahre fort. "Es geht einfach nicht aus meinem Kopf."
Langsam lässt er den Wagen am Straßenrand zum stehen kommen und schaut mich fest an. "Ich weiß Maja. Ich kann mir das wohl kaum vorstellen, doch du musst stark sein und im Hinterkopf behalten, dass der kleinste Fehler dein Leben kosten kann. Es mag schwer sein, vielleicht hilft es dir einfach einen Safe Space zu schaffen. Eine Person, einen Ort, der dich einfach sicher fühlen lässt.", schlägt er vor. Natürlich kommt mir da zuerst er in den Sinn. Immer hin wird das Wohl funktionieren um bei schlechten Gedanken Fuß zu fassen. "Danke Tim, du bist ja wohl doch nicht so emotionslos", kichere ich. "Pff, ich wollte nur helfen", antwortet er abstreitend und bekommt nur ein ungläubiges: "Jaaa, klar" von mir. Ein Funkspruch lässt die freundschaftliche Atmosphäre verschwinden. In windeseile befinden wir uns wieder im Arbeits-Modus und ebenfalls auf dem Weg zum nächsten Auftrag. Im nu finden wir uns in einer Verfolgungsjagd eines schwarzen SUV's wieder, der ein Stoppschild überführen hat. Nach wenigen Minuten entschied sich der Fahrer doch aufzugeben und hält an. Als ich zur Fahrerseite gehe und in den Wagen blicke, kann ich meinen Augen nicht glauben. „Rey? Was machst du denn hier?", gebe ich erschrocken von mir. Vor mir meine beste Freundin aus Deutschland mit einem schiefen grinsen. „Was geht, Bro?", lacht sie. Ich geb ihr einen Handschlag und sie steigt aus. Tim guckt uns verwirrt an. „Ich wollte dich besuchen" „Und du meldest dich davor nicht mal. Und überfährst noch ein Stoppschild", stelle ich belustigt fest. Das war mal wieder typisch für sie. „Wollt mir erstmal ein Motel suchen und dich dann anrufen.", erklärt sie. „Du kannst doch bei mir schlafen", biete ich ihr an. „Was soll das, wer ist das?", kommt nun mein Beifahrer zu Wort, sichtlich überfordert. „Das ist meine beste Freundin", stelle ich sie vor. „Man du bist echt Cop geworden", kichert Rey und ich nicke. „Ach ja und das ist Officer Bradford", zeige ich auf ihn, während er nur mit verschränkten Armen da steht. „ouh, den musst du dir klären", scherzt sie. „Also wegen dem Stoppschild, das macht leider 55$", komme ich nun wieder auf den eigentlichen Grund unseres Treffens zurück. Rey rollt nur mit den Augen. Ich bin so froh, dass sie da ist. Ich erkläre ihr noch wo sie die Strafe zahlen muss und gebe ihr meine Adresse, sowie den Schlüssel: „Geh schonmal zu mir, fühl dich wie daheim. Ich komme nach meiner Schicht, in vier Stunden". Vor Freude umarme ich sie noch bevor wir wieder weiter fahren. „Wow, was für ein Zufall. Ich bin so froh, dass sie da ist. Es hat mich noch keiner aus meiner Heimat besucht", plappere ich sofort und kann meine Aufregung kaum fassen. Der braunhaarige blickt kurz von der Straße zu mir: „Sie muss verrückt sein wenn sie freiwillig her fliegt um dich zu sehen", fügt er ironisch bei, bevor er sich wieder dem Verkehr widmet. Leicht haue ich ihm auf die Schulter und verschränke meine Arme vor der Brust. Meine Begeisterung lässt sich jedoch nicht so schnell zurückstellen. „Ich kann ihr die ganze Stadt zeigen. Als Jugendliche war es immer unser Traum nach LA zu reisen", schwärme ich mit einem dicken Lächeln im Gesicht. Sehnsüchtig und übermotiviert vergehen auch die weiteren Stunden wie im Flug. Ich glaube ich nerve Tim etwas mit meinen Geschichten aus meiner Jugend mit ihr, doch er höher aufmerksam zu und muss über die ein oder andere Sache schmunzeln. Ich kann ihm sogar ein paar Anekdoten aus seiner Jugend entlocken. Mach Feierabend finden sich die meisten Officers wie immer vor dem Foodtruck wieder, an dem ich meinen Rookie Kollegen von meinen unerwarteten Besuch erzähle. Mit Lucy mache ich sofort ein Treffen mit Rey aus. Ich gehe als erstes und entscheide mich dazu, den anderen ihren Kaffe zu bezahlen. Irgendwie muss ich mein Glück heute weiter geben. Hastig eile ich nach Hause um nun endlich Zeit mit meiner besten Freundin zu verbinden.

We can do it - A Tim Bradford FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt