Über die Ozeane (Zorro x OC)

7 - Abschied

„Nochmal."

Sie schnaufte durch die Nase. Unter ihren schmerzenden Muskeln nahm sie erneut Haltung ein, während er den Abstand von eben zwischen ihnen wieder aufbaute und ihr anschließend das Zeichen gab, mit dem nächsten Versuch zu starten. Akiko machte den ersten Schritt nach vorne, ließ daraufhin den zweiten folgen und zog beim Zurücklegen weiterer Meter ihr Shinai, als würde sie ein echtes Katana führen, um damit von unten einen diagonalen Hieb zu vollführen. Und wie zuvor nahm Zoro sein eigenes Übungsschwert auf Augenhöhe, bereit, den vorkoordinierten Ablauf zu parieren. Die Rothaarige kam nun unmittelbar in seine Nähe, vollführte ihren Angriff und wurde wie geplant abgewehrt. Den daraus entstandenen Schwung, als er sie zurückschlug, sollte sie für einen weiteren Hieb aus der Rückhand nutzen, welchen er nicht weniger parierte. Nun würde Akiko einen Seitschritt machen, das Shinai über ihren Kopf heben, sich um die eigene Achse drehen und von oben zuschlagen - abgewehrt. Daraufhin müsste sie ihn zur Seite drängen. Müsste... aber-

„Konzentrier dich, verdammt noch mal!" Zoros schroffe Stimme riss sie aus ihren Gedanken zurück, wo sie gerade einen weiteren Ausreißer im Training hatte wagen wollen. Das kannte er schon zur Genüge. Ihr war gerade gewiss wieder irgendeine alternative Bewegung in den Sinn gekommen, doch sein lauter Ton erschreckte Akiko so sehr, dass sie regelrecht die Balance verlor. Das nutzte er aus und gab ihr einen Gegenstoß mit der Schwertbreitseite, so dass sie Mühe hatte, sich abzufangen und nicht mit ihrem Hintern den Boden zu wischen. Dafür war ihre Verteidigung aber nun endgültig gebrochen und Zoro machte unter genervtem Zähneknirschen kurzen Prozess: Vorpreschend brachte er Akiko dieses Mal äußerst unsanft gen Boden, indem er sie hart in die Seite tackelte.

Die junge Frau spürte das schmale Ende des Katanagriffs in ihre Taille drücken, was ihr einen ächzenden Ton entkommen ließ. Die scharfkantigen feinen Steine kratzten ihre Haut, als sie fiel. Sofort stützte sie sich mit den Unterarmen ab, da ihr das Shinai aus der Hand geflogen und einige Meter weiter geschlittert ist. Sie wollte danach greifen, wollte zugleich das Wort gegen Zoro erheben, ob es nötig war, sie so grob zu behandeln.

Allerdings gelang ihr nicht einmal ein Atemzug, geschweige denn konnte sie sich richtig aufrichten, so schnell hatte Zoro sie bestimmt an der Schulter zurück zu Boden und auf den Rücken gedrückt und ihr sein Shinai sauer neben dem Kopf in den Boden gerammt. Sich über sie gekniet haltend, den rechten Fuß fest im Boden gestemmt, presste er ihr sein linkes Knie gegen den Hüftknochen, um zu symbolisieren, dass sie nicht mehr entkommen könnte und ihr Kampf vorbei war. So endeten die meisten ihrer Übungskämpfe. Ein weiterer Punkt für Zoro.

Johnny und Yosaku, die sich das ganze aus sicherer Distanz ansahen, schluckten ehrfürchtig. Natürlich sind sie den beiden aus Neugier gefolgt, als sie sich zu einem nahegelegenen Feld am Stadtrand begeben hatten, um in Ruhe trainieren zu können. Ganz in Küstennähe und somit ihrer Anlegestelle. Hier hielten sich die Jungs hinter einem abgestellten Ackerkarren versteckt. Würden sie näher ran, hätten sie definitiv bessere Sicht, aber bei den unterschwelligen und gleich auch offensichtlichen Aggressionen, die hier fliegen würden, entschieden sie sich dagegen. Das war auch der eigentliche Grund, dass sie sich wie zwei Detektive an die Fersen von Zoro und Akiko geheftet hatten: Sie hatten sich gefragt, warum seit dem heutigen Morgen zwischen den beiden schon wieder solch eine gewaltige Spannung lag.

„Sollen wir nicht doch lieber gehen?", warf Yosaku leise ein, sich nicht recht wohlfühlend. „Wenn die uns entdecken, kriegen wir noch die Blitze ab."

„Wäre besser, aber na ja...", gab Johnny nicht weniger nachdenklich zurück und zog den Kopf ins sichere Versteck. „Scheint, dass Aniki doch nicht nur mit dem falschen Fuß aufgestanden ist."
„Anego macht's ihm auch nicht gerade leicht!", kommentierte Yosaku, ebenfalls den Kopf zurückziehend.