Kapitel 5: Die Vorbereitungen

19 3 0
                                    

Eine Woche war nicht viel Zeit, um ein solch großes Ereignis zu planen. Gilian war an diesen Tagen kaum zu Hause und hetzte durch das Rathaus. Tigris hatte sich mehr oder weniger in ihrem Arbeitszimmer eingeschlossen und Coriolanus war mit Regierungsfragen beschäftigt, von denen Lucy Gray keine Ahnung hatte. Sie vermisste Distrikt 12. Vorallem, weil Ivy pausenlos nach Maude und ihren Freunden fragte. Lucy Gray hatte das Haus seit ihrer Ankunft nicht verlassen. Sie hatte die Verkündung im Fernsehen gesehen und sich nicht rausgetraut. Wie würden die Leute auf den Straßen reagieren, wenn sie sie sahen? Jeder würde sie wahrscheinlich belächeln, denn sie war ja nur der arme Tribut aus Distrikt 12. Auch mit Coriolanus hatte sie kein Wort sprechen können. Er hatte sie ,,seine erste große Liebe" genannt. Ehrlich gesagt wusste sie nicht wie sehr sie ihm da Glauben schenken konnte. Auch, wenn sie sagen musste, dass auch er ihre große Liebe gewesen war...bis er sich verändert hatte. Die Hochzeit lag noch drei Tage in der Zukunft. Sie und Ivy saßen, wie immer, in Lucy Grays Schlafzimmer und versuchten sich irgendwie die Zeit zu vertreiben. Ivy war ein eigenes Zimmer eingerichtet worden. Es war ein wunderschönes Kinderzimmer mit Spielzeug, Kuscheltieren, Kinderbüchern und jeder Menge Kleider. Es war wirklich wundervoll. Ivy fühlte sich wie eine Prinzessin. Es klopfte und Tigris kam herein. ,,Hallo." ,,Hallo, Tigris!", rief Ivy fröhlich. ,,Lucy Gray, mein Cousin bat mich dich ins Wohnzimmer oben zu rufen. Gilian und er warten auf dich." Lucy Gray erhob sich. ,,Was ist mit Ivy?", fragte sie. ,,Ich würde sie gerne mit in mein Arbeitszimmer nehmen. Ich dachte mir, sie möchte mir vielleicht beim Nähen zu sehen." ,,Jaaaaa.", Ivy rannte fröhlich zu ihr. ,,Darf ich, Mommy?" Lucy Gray nickte. ,,Ja, mein Schatz. Aber benimm dich bei Tigris." ,,Mach ich doch immer, Mama." Tigris lächelte Lucy Gray zu und verließ mit Ivy den Raum. Lucy Gray machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Sie hörte Ivy Fragen an Tigris stellen. In gewisser Art und Weise war sie froh, dass es ihrer Tochter hier so gut gefiel. Wenn sie schon gefangen waren, war es so viel besser.

Fast im Wohnzimmer angekommen, hörte sie die Stimmen von Coriolanus und Gilian. Es ging um die gestrige Übertragung. Sie hielt inne und lauschte. ,,...ich habe einen Sonderbericht aus jedem Distrikt erhalten. Lucy Gray kommt super an. Alle denken an ihren mutigen Sieg. Sie freuen sich auf die Hochzeit." ,,Tatsächlich? Das sind großartige Neuigkeiten!", rief Coriolanus. ,,Auch wenn ich gestehen muss, schon etwas aufgeregt zu sein." ,,Du und aufgeregt? Bist du krank?" ,,Nein. Ich habe Angst, dass sie nein sagt." ,,Naja, diese Möglichkeit hast du ihr gar nicht erst gelassen. Bei so einem Ereignis." ,,Reib mir das nicht dauernd unter die Nase." ,,Tut mir Leid, aber du heiratest nicht aus Liebe." ,,Wer sagt, dass ich nicht aus Liebe heirate?" Gilian erwiderte darauf nichts und Lucy Gray trat hinein. Die beiden sahen zu ihr. ,,Ah, da bist du!", rief Coriolanus. Lucy Gray nickte. Hatte er das gerade wirklich gesagt? ,,Ihr wolltet mich sehen?" ,,Genau. Wie bei jeder guten Hochzeit gibt es natürlich einen Hochzeitstanz.", erklärte Gilian. Lucy Gray schluckte. ,,Ich...ich kann nicht tanzen." Das stimmte. Sie konnte zwar singen und Gitarre spielen, aber Tanzen gehörte nicht zu ihren Stärken. Mit ihren Freunden bei Feiern rumspringen zur Musik und Spaß haben, das ging. Aber alles andere. ,,Deshalb bist du hier. Wir werden es dir beibringen.", sagte Gilian. ,,Aber dafür, musst du deine Schuhe wechseln." Gilian hielt ihr einen Karton hin und öffnete diesen. Wunderschöne weiße Pumps mit Riemchen kamen zum Vorschein. ,,Ein verfrühtes Geschenk vom Distrikt 8." ,,Wow.", hauchte Lucy Gray. Sie setzte sich auf einen Stuhl, zog ihre Stiefel aus und schlüpfte in die Pumps. Wirklich geshickt stellte sie sich damit nicht an, denn solche Schuhe hatte sie noch nie angehabt. Als sie aufstand vom Stuhl verlor sie das Gleichgewicht und musste von Gilian gehalten werden. ,,Es tut mir Leid, ich hatte solche Schuhe noch nie an." ,,Kein Problem. Wir üben.", sagte Gilian. ,,Setz dich ruhig wieder und schau erstmal zu." Sie und Coriolanus kamen zusammen in der Mitte. ,,Unser Tanz wird ein Walzer sein.", erklärte er. Gilian betätigte einen Plattenspieler und ein langsamer Walzer ertönte. Die beiden nahmen Haltung ein und tanzten. Sie schwebten mit einer Leichtigkeit über den Boden in perfekter Haltung. So wunderschön der Tanz auch aussah, Lucy Gray wurde nervös. So würde sie das niemals hinbekommen. Nach dem der Tanz beendet war, machte Gilian die Musik aus. Sie sah ihren Blick. ,,Ich weiß, es sieht schwierig aus. Aber wir kriegen das hin. Du hättest seine ersten Schritte sehen sollen. Wie ein Affe mit Anfall.", sagte Gilian und Lucy Gray musste Lachen. Coriolanus sah zu erst ernst aus, aber dann zeigte sich doch ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht. ,,Nun ja. Ich habe vorher noch nie getanzt und wurde in diesen Kurs gesteckt. Aber es hat funktioniert. Er trat zu Lucy Gray und reichte ihr die Hand. ,,Darf ich bitten?" Sie zögerte. ,,Das schaff ich nicht." ,,Na komm schon. Ich halte dich fest." Sie schluckte und legte ihre Hand in seine. Es fühlte sich komisch an mit ihm zu tanzen. Sie trat ihm oft auf die Füße, fiel bei der Drehung beinahe hin und konnte sich in der Haltung kaum halten. Es ging mehrere Stunden bis zum Abend hin. Am Ende hatte sie tatsächlich die Schrittfolge weitesgehend raus. Nur an der Technik musste noch gearbeitet werden. Als sie beim letzten Durchgang waren, kamen Tigris und Ivy dazu. ,,Mommy!", rief Ivy und lief ihr in die Arme. ,,Hallo, mein Schatz. Wie war es mit Tigris?" ,,Sie hat mir gezeigt wie man näht. Ich durfte sogar an einem Kleid helfen!" Die Kleine war fröhlich. Lucy Gray lächelte Tigris an. ,,Das klingt ja toll, Schatz." Gilian hatte den Raum kurz verlassen und lief nun wieder herein. Alles andere als glücklich. ,,Coriol, es gab einen Vorfall in Distrikt 2. Bürger haben die Friedenswächter angegriffen. Sie stehen in Zusammenhang mit der Rebellion." ,,Ich komme.", sagte er und folgte ihr mit schnellen Schritten.

Im Rathaus angekommen ließen sie sich erklären, was passiert war. Während einer Party in einem Lokal, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen zwei Bürgern und ein paar Friedenswächtern. Währenddessen habe einer der Bürger eine Parole der Rebellion gerufen. Sie wurden festgenommen und nun wurde auf die Anweisung des Präsidenten gewartet. ,,Lasst sie hängen.", sagte Coriolanus zu einem der Generälen. ,,Warte, ist das dein Ernst?", rief Gilian. ,,Wenn du sie jetzt hängen lässt, ist die ganze gute Stimmung vergangen. Das wäre keim cleverer Schachzug." Coriolanus nickte. ,,Also schön. Lasst sie inhaftiert." Er hoffte, dass sich die Rebellion nicht weiter entwickelte. Denn wenn er eins nicht wollte, dann das seine Familie in Gefahr geriet.

The Anthem of Gemstones and WoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt