~Kapitel 3~
Ich fühlte mich schwerer als je zuvor. Die Magie, die durch mich hindurch gewandert war, war von solcher Stärke, dass sie alle meine bisherigen Begegnungen mit Dämonen in den Schatten stellte.
Mit größter Mühe zwang ich mich dazu meine Augen zu öffnen und spürte, dass sich mein Körper wie ein schwerer Stein anfühlte. Langsam bewegte ich meine Fingerspitzen und begann wieder ein Gefühl für meine Glieder zu bekommen. Es war unglaublich, wie dieser fremde Mann mich vollständig betäuben konnte.
Egal was ich versuchte, ich konnte meine Magie nicht wirklich spüren.»Du bist wach.« ,sagte eine Stimme, die zart, aber von einer eisernen Kälte durchzogen war und wie kaltes Eisen klang.
Der Fremde stand an einem kaputten Fenster, sein Rücken zu mir gewandt. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass er mich anscheinend in ein verlassenes Haus gebracht hatte.Mondlicht drang durch die zersprungenen Scheiben und malte ein Muster aus Schatten auf den staubigen Boden. Die Tapeten hatten sich von den Wänden gelöst und um mich herum standen Möbel die von Motten zerfressen waren.
Feiner Staub wirbelte in der Luft und der Mann erschien im düsteren Licht des Mondes, durch das kaputte Fenster, sehr finster und mysteriös.Während ich meinen Blick über den Raum schweifen ließ, spürte ich, wie sich meine Anspannung allmählich löste. Trotz der unheimlichen Atmosphäre, die das verfallene Haus wie ein Geisterhaus erscheinen ließ, fühlte ich mich seltsamerweise vertraut mit diesem Dämon.
Sein Auftreten und die Art, wie er sprach, gab mir ein Gefühl der Sicherheit, obwohl ich keinen Schimmer hatte, wer er war oder was er von mir wollte.
Eine unerklärliche Ruhe breitete sich in mir aus und die Angst verwandelte sich in ein Gefühl das ich nicht ganz verstand.
Lag es daran, dass er mich irgendwie vor dem Dämon mit dem Flügeln gerettet hatte?
Er hatte mir zwar Schmerzen zugefügt und meine Magie unterdrückt, aber der andere Dämon schien nicht ganz bei Sinnen zu sein und hätte mich ohne weiteres töten können. Es war klar, dass der Fremde mich nicht umbringen wollte, obwohl es einen Moment lang danach aussah, und ich fragte mich, warum...»Wer bist du? Und was willst du von mir?«, platzte es schließlich aus mir heraus.
Der Dämon drehte sich langsam zu mir um und kam auf mich zu. Ich konnte mich immer noch kaum bewegen, weshalb ich am Boden sitzen blieb und versuchte, mich irgendwie abzustützen.
»Wer ich bin, ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass du in Sicherheit bist.«, antwortete er ruhig.
Doch mit dieser Antwort war ich überhaupt nicht zufrieden.
Dann kniete er sich neben mich und ich konnte seine Augen klar erkennen. Sie waren grau, wie ein aufziehendes Gewitter und spiegelten eine tiefe Ruhe wieder.
Sein hellbraunes Haar war nach hinten gekämmt. Einige Strähnen wirkten an den Spitzen blonder. Doch am meisten fesselte mich seine Maske.
Was versteckte er nur dahinter?»Ich muss nicht beschützt werden. Also, schönen Tag noch.«, sagte ich und wollte so schnell es ging, dieses Haus verlassen, obwohl meine Beine noch etwas schwer waren. Doch stand ich mit aller Kraft die ich noch hatte auf, zog meine Nase hoch und klopfte den Staub von meiner Hose, während ich mich auf die Suche nach einem Ausgang machte.
»Deine blauen Kontaktlinsen werden dir nichts mehr nützen, Clio North...«
Ich erstarrte, mit dem Rücken zu ihm gewandt. Eine Schweißperle lief mir über die Stirn und ich schluckte schwer, als sich ein Kloß in meinem Hals bildete.Vor Wut ballte ich meine Hände zu Fäusten und ein wütendes Rot stieg in meine blassen Wangen. Als ich mich schließlich zu dem Fremden umdrehte, war seinen Blick weiterhin kalt und unbarmherzig.
»Lass deine Magie sinken. Ich möchte dir nicht wieder wehtun müssen, kleine Lilith...«
Ich erstarrte. Wie konnte er meine Magie spüren?
Schnell ließ ich die lilafarbenen Schleier, die sich bereits über meine Fingerspitzen zogen, wieder in meinen Körper zurück gleiten. Die Tatsache, dass er wusste, was ich vorhatte und dass meine Magie sich langsam erholte, bedeutete nur eines: Er war weitaus mächtiger, als mir lieb war.
Andere Dämonen hätten allein bei der Vorahnung eines Angriffs längst das Weite gesucht, doch er blieb völlig unbeeindruckt.
Er ist nicht an dir interessiert, er fährt seine Krallen nicht nach dir aus.., flüsterte meine innere Stimme und ich glaubte ihr.
Trotzdem war seine Gelassenheit beunruhigend. Dass er meiner Aura widerstehen konnte, obwohl meine Ohrringe vermutlich ihre schützende Magie verloren hatten, war mehr als nur bemerkenswert. Es war... unmöglich.
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Die Flügel eines Dämons
FantasyClio North lebt als Meeresbiologiestudentin auf der malerischen Insel Sizilien ein scheinbar normales Leben. Doch sie verbirgt ein dunkles Geheimnis: Magische Ohrringe, die sie stets bei sich trägt, beschützen sie vor einer unsichtbaren Bedrohung...