23 Ich muss

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Clarisia

Mein Herz pochte so schnell, dass ich befürchtete, es könnte meine Rippen sprengen.
Damien löste sich von meinen Lippen, sein Kuss hinterliess ein Kribbeln auf meinem Mund.
Mit halb geschlossenen Lidern sah ich zu ihm auf, an seiner Miene konnte ich erkennen, dass er sich zurückhielt.
Ich atmete tief durch, um das leichte Schwindelgefühl zu vertreiben und die Fassung zurück zu gewinnen.

"Das nennst du tanzen?", flüsterte ich und brachte sogar ein amüsiertes Lächeln zustande.
Er grinste, doch nicht hämisch wie ich es mir von ihm gewohnt war. "Ich konnte mich nicht so lange davon abhalten, wie ich mir vorgenommen hatte."
Seine tiefe Stimme klang heiser.
Damien nahm mich an der Hand, er zog mich an den Rand der Tanzfläche.
Flüchtig musterte ich die knutschenden Pärchen, die eng umschlungen an der Wand lehnten.
Mein Mund fühlte sich schlagartig trocken an, ich schluckte schwer.

Damien führte mich in eine einsame Ecke, seine Gestalt verschwand beinahe im faden Schatten. Die Musik dröhnte in meinen Ohren mit dem wilden Rhythmus meines Herzens um die Wette. Seine kräftigen Hände umschlangen meine Taille, er zog mich an seine Brust und ich stiess überrascht die Luft aus.
Instinktiv schmiegte ich mich gegen seinen warmen Körper.
"Du kannst mich löchern", raunte er, seine verdunkelten Augen musterten mein Gesicht.
Fragend zog ich die Brauen in die Höhe, ein Brennen schlich sich auf meine Wangen.

"Du weisst schon, fragen was meine Lieblingsfarbe ist, welche Uhrzeit ich geboren wurde, was ich für Musik höre und all das Zeugs, was ihr Mädchen immer wissen wollt", sagte er mit einem Schulterzucken.
Meine Beine zitterten so stark, dass ich befürchtete zu Boden zu gehen, doch Damiens Arme um meine Hüften hielten mich aufrecht.
Heisse und kalte Schauer jagten in regelmässigen Abständen über meine Wirbelsäule.
"Ich kenne dein Sternzeichen", antwortete ich mit einem zurückhaltenden Grinsen. "Das reicht mir, um die Namen unserer zukünftigen Kinder auszurechnen."

Damien unterdrückte schnaubend ein Lachen. "Das mochte ich schon immer an dir. Deine Schlagfertigkeit."
"Du magst etwas an mir?" Feixend verzog ich mein Gesicht. "Ich dachte immer, das treibt dich zur Weissglut."
"Tut es auch." Ein Grinsen verzog seine Lippen, zauberte ein Leuchten in seine Augen. "Ich hasse es, deswegen mag ich es trotzdem."
Sein Blick wurde tief und dunkel, der Griff seiner Hände verstärkte sich.
Ich schluckte schwer, ich hob das Kinn an, damit er meine Unsicherheit nicht erkennen konnte. "Soll das ein Kompliment sein?"

Damien beugte sich vor, sodass die hellen Haare in seine Stirn fielen und lange Schatten auf seinem Gesicht hinterliessen. "Gilt es denn als eines?"
Ich wiegte leicht den Kopf. "Hm, ich weiss nicht."
"Ich habe dir schon gesagt, dass du schön aussiehst", meinte er und rollte mit den Augen, doch seine Mundwinkel zuckten. "Mehr Komplimente sind mir leider nicht eingefallen."
"Wie charmant", bemerkte ich trocken.
Für einen kurzen Moment schwiegen wir. Zögernd hob ich meine Hand, mit den Fingerspitzen zeichnete ich Muster über den Stoff seines Shirts.
Ein tiefer Atemzug hob Damiens Brustkorb. Ich hob den Blick, seine Augen glühten schwarz, die Kiefermuskeln verspannten sich.

"Kannst du wirklich tanzen?", fragte ich, meine Stimme klang rau und ich räusperte mich.
"Verflucht, nein!" Damiens Blick flackerte, er wandte den Kopf ab.
Ich japste nach Luft. "Doch, kannst du!"
Damien verzog säuerlich seinen Mund.
"Ein kleines bisschen", gab er zu. "Kira hat mich zum Tanzen verdonnert, seit ich neun war."
"Oh, dazu muss ich sie ausfragen!" Ich gab ein aufgeregtes Quietschen von mir.
"Untersteh dich!" Er senkte verschwörerisch seine Stimme. "Das darfst du niemandem erzählen, aber als sie angefangen hat HipHop zu unterrichten, hat sie ihre Choreos immer zuerst an mir getestet."
Ich schlug die Hände vor meinen Mund.

"Sieh mich nicht so begeistert an!", murrte er und zog die hellen Brauen zusammen.
Ich legte den Kopf in den Nacken und lachte fröhlich.
"Das ist komisch." Als ich seinen fragenden Blick bemerkte, fuhr ich fort: "Wenn du nett bist und dich ausnahmsweise mal nicht wie ein Arsch aufführst."
"Nett?", wiederholte er amüsiert. "Ich bin umwerfend! Ich kann sogar tanzen!"
"Das glaube ich erst, wenn ich es gesehen habe!", entgegnete ich frech, ein breites Grinsen auf den Lippen.
Damien erwiderte mein Grinsen, ich beugte mich vor und sah hoch in sein vertrautes Gesicht.

Aufbrausend, Ahnungslos, AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt