Teil 13

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Ich erstarre und sehe ihn an. "Was hast du gerade gesagt?" , fragte ich komplett verwirrt. "Du hast mich schon richtig verstanden.", antwortete er. Auf seinem Gesicht erschien ein teuflisches Grinsen, dass mir Gänsehaut verpasste. "Willst gerade sagen, dass sie deine Schwester ist?", schaltete sich jetzt auch Hicks ein. "Ja, sie ist meine Schwester.", war die Antwort des Gefangenen. "Wieso sollte ich dir glauben? Ich habe noch nie etwas von meinem Bruder gehört, ich würde mich ja wohl an dich erinnern.", fauchte ich.

Von ihm kam nur ein Lachen. "Nein, ich war nie bei dir. Unsere Eltern haben sich nie für mich interessiert, deswegen habe ich euch verlassen.", zischte er und trat ganz nah an das Gitter. "Ach ja? Und du behauptest unsere Eltern hielten es nicht für nötig mir etwas zu erzählen?", rief ich wütend und trat nun auch an das Gitter. "Ich war ihnen egal, Hauptsache ihrer perfekten Tochter geht es gut. Du hast absolut keine Ahnung, wie es sich anfühlt ganz allein zu sein. Ich kam auf diese Welt, ohne, dass mich jemand haben wollte. Nachdem ich ungefähr 3 Jahre älter bin als du, kamst du als ich gerade ein Kleinkind war. Unsere Eltern sahen in dir einfach einen Engel und ich war vergessen, also verschwand ich.", erklärte mir der Alpha.

"Mit drei?? Du warst drei und hast dich mal schnell dazu entschieden dir ein Bott zu schnappen und abzuhauen.", spottete ich gereizt. "Nein, im Gegensatz zu dir, habe ich schnell heraus gefunden wozu ich fähig bin und verwandelte mich in einen Drachen. Natürlich auch einen Babydrachen, trotzdem nahm mich einfach eine Drachenfamilie auf. Ich lebte bei ihnen ein glückliches Leben, bis deine Drachenreiterfreunde eintrafen und es schafften meine Familie dazu zubringen auf ihren Rücken reiten zu können. Also entschied ich mich all dem ein Ende zu setzen, die Menschen sollten vor den Drachen niederknien. Ein Drache ist mächtig und sollte frei sein, aber stattdessen unterwirft er sich den Menschen. Und al sich dann auch noch hörte, dass meine geliebte, kleine Schwester auf deren Seite steht, habe ich keinen anderen Weg gesehen, als dich aufzusuchen und dir versuchen zu zeigen, was es heißt ein Alpha zu sein.", sagte er und funkelte mich wütend an. 

Ich schüttelte den Kopf. "Du bist verrückt, Drachen unterwerfen sich den Menschen nicht, sie haben gelernt in Friede mit ihnen zu leben.", antwortete ich. Er schenkte mir nur ein ironisches Lächeln. Hicks stupste mich am Arm an und zeigte mit dem Kopf in Richtung Tür, noch einmal sah ich den Gefangenen an und folgte dem Drachenreiter dann nach draußen. Ich starrte vor mich hin und dachte über das nach, was "mein Bruder" gesagt hatte. 

"Du glaubst ihm das nicht ernsthaft?", riss mich Hicks aus meinen Gedanken, als wir über den gefüllten Marktplatz liefen. Ich hob meinen Kopf und blickte ihn an. "Ich weiß es nicht.", flüsterte ich. "Y/n, das ist ausgedacht. Er versucht dich zu verletzen. Du würdest dich doch wohl an deinen Bruder erinnern.", sagte Hicks und ich schluckte. "Wieso sollte er sich so was ausdenken?", stellte ich die Gegenfrage. "Das ist eine Taktik um dich aus der Fassung zu bringen.", antwortete mir der Drachenreiter. 

Ich blickte wieder auf den Boden, dann nahm ich meine Tagschatten Gestalt an. "Y/n, warte.", hörte ich Hicks Stimme noch, bevor ich schmerzerfüllt meine Flügel ausbreitete und mich in die Luft schwang. Ich spürte schnell, dass Hicks mir zusammen mit Ohnezahn folgte, augenverdrehend sah ich nach hinten und fauchte den Nachtschatten an. Er stoppte sofort und blickte mir mit großen Augen hinterher, bevor ich einen Plasmastrahl abschoss, hindurch flog und mit dem Himmel verschmolz. 

Nach einem Flug über das Meer setzte ich bei einem großen Felsen mitten im Ozean zur Landung an. Kaum berührten meine Pfoten den Stein, nahm ich die Menschengestalt an und setzte mich auf den von Moos bedeckten, kalten Untergrund. Ich blickte auf das glitzernde Wasser und dachte über die Worte des Alphas nach. Waren sie wahr? Oder hatte Hicks mit seiner Vermutung Recht? Wenn er wirklich mein Bruder war, wie war es möglich, dass ich mich an ihn wirklich gar nicht erinnern konnte? Klar, ich war jung, aber trotzdem müsste ich doch zumindest ein Bild vor Augen haben... 

Ich hob meinen Kopf, als ich ein leises Geräusch hinter mir wahrnahm. Ich erblickte Sturmpfeil, die mich fröhlich anblickte. Astrid sprang von ihrem Rücken und lächelte mich sanft an. Sie setzte sich neben mich. "Hicks hat's mir schon erzählt.", sagte sie. Ich nickte einfach nur und beobachtete sie. "Muss verwirrend für dich sein, oder?" stellte sie mir die Frage. "Naja, ich hab's nicht kommen sehen. Ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass ich mich gar nicht an ihn erinnere.", sagte ich leise. "Das kann ich verstehen.", antwortete mir Astrid.

Dann herrschte Stille, ich genoss es einfach nur, dass ich nicht allein war. Allein ihre Anwesenheit reichte für mich um runter zu kommen. "Wie waren die letzten Jahre so?", wechselte Astrid das Thema. "Ganz entspannt würde ich sagen, vielleicht ein manchmal anstrengend, aber es war sehr schön. Und bei dir so? Wann läuten die Hochzeitsglocken für dich und Hicks?", fragte ich lächelnd. Auch Astrid musste Grinsen. "Das dauert noch, wir sind ja nicht mal zusammen.", sagte ich. "Echt jetzt?", ich setzte mich verwirrt etwas auf. 

"Ja, also wir sind ja ewig befreundet und ich gebe ihm in letzter Zeit so viele Zeichen, aber ich habe das Gefühl er versteht sie nicht.", sagte sie seufzend. "Wieso sagst du es ihm nicht einfach?", wollte ich wissen. "Bist du verrückt, ich kann ja schlecht zu ihm hingehen und sagen: Hey, also ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich voll auf dich stehe.", rief Astrid. "Warum nicht? Du lebst nur einmal und irgendwann ist es zu spät, also warum nicht jetzt?", fragte ich. Sie zuckte mit den Schultern. "Wie war das bei dir und Viggo?", wollte sie dann wissen und ich musste Schmunzeln. "Glaub mir, dass willst du nicht wissen." 

Y/n x Viggo 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt