Kapitel 7

1 0 0
                                    


Das Foyer war umwerfend. Gemälde vom Schlachten und allmöglichen Fabelwesen zierten die Meter hohen Wände. Blank polierte Rüstungen standen neben Mannshohen Kerzenständern. Eine große, geschwungene Holztreppe führte in die nächste Etage. „Heiliger Kuhmist, du hättest mir ruhig sagen können, dass du eine Prinzessin bist." Liam schnaubte, doch bevor er antworten konnte, schnitt ihm eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren das Wort ab. Sie war ungefähr so groß wie Ella. Mandelförmige braune Augen blickten Ella neugierig entgegen. Ihr schwarzer Rollkragenpullover passend zur schwarzen Jeans betonten ihren schlanken, vor kraft strotzenden Körper. An den schwarzen Knöchelhohen Boots klebte etwas Matsch. 

Liam sah streng auf ihre Schuhe, aber das Mädchen zuckte nur mit den Schultern und hakte sich fröhlich bei ihm unter. „Liam ist weniger die Prinzessin und mehr der Gärtner." Ella lachte, sie möchte das Mädchen jetzt schon. „Die Gärtner sind die schlimmsten", sagte Ella und sah Liam streng an. Lachend reichte sie Ella die Hand von dem Arm, der eben noch bei Liam eingehakt war. Ella schüttelte sie schnell. Fühlte ehrliche Wärme während der kurzen Berührung. 

„Mia, willkommen im Irrenhaus." Breit grinsend machte sie eine ausladende Bewegung, die den ganzen Raum einschloss. Ella konnte nicht anders, als Mia anzulächeln. „Mein name ist Ella." Mia stemmte die Hände in die Hüften und sah Ella voller Neugierde an. „Was machst du hier eigentlich?" Mia legte den Kopf leicht schräg, das seidige, schwarze Haar viel ihr über die Schulter und glänzte im warmen Licht des Raumes. Ella verspannte sich und stellte sich aufrechter hin. Die Veränderung in Ellas Körperhaltung bemerkend, schlich sich ein leichtes Lächeln auf Mias Lippen. „Cool bleiben, Tomb Raider. Musst mir nichts sagen, was du nicht willst." Liam kreuzte die Arme vor der Brust. Ella wurde jetzt erst bewusst wie groß Liam war. Sie hatte gegen die beiden keine Chance, wenn es drauf ankam. Toll, am Ende hänge ich als Wandteppich an einer Wand.

Liam deutete mit einem Kopfnicken hinter sich. Seine hellen, grünen Augen immer auf Ella gerichtet. „Sie möchte zu, Daniel." Mia zog eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen hoch, sagte jedoch nichts weiter. Dunkler, roter Teppich sorgten dafür, das die schweren Stiefel von Mia und Liam nicht zuhören waren, als sie sich auf den Weg in den hinteren Teil des Hauses machten. Lediglich das Rascheln von Liams Regenjacke hallte unnatürlich laut in dem hohen Raum wieder. 

Die beiden führten sie durch einen großen Raum in dem einige Sofa und Sessel vor einem Kamin standen. Der Geruch von Feuerholz und Holzlasur lag in der Luft. Dunkle polierte antike Möbel ließen den Raum gemütlich aussehen. Weinrote Tapete mit passenden Vorhängen und akzentuierter Dekoration sorgten dafür, dass Ella sich nur auf einem der Sessel einkuscheln wollte. Ein Gähnen unterdrückend folgte sie ihnen durch einen kleinen Raum in dem ein Schreibtisch und ein paar Regale standen. 

Der Raum war sehr schlicht eingerichtet. Eine schmale Tür führte in eine große, moderne Küche. Vor einer großen Kücheninsel stand ein älterer Mann im Anzug. Über eine Brille mit runden, dicken Brillengläsern hinweg sah er die drei aufmerksam an. „Du bist sicher, Ella." Misstrauisch nickte sie dem Mann zu. Er faltete das Handtuch fein säuberlich und hing es über die Ofentür rechts von sich. „Mein Name ist Michael Stewart, ich bin so etwas wie das Mädchen für Alles." Micheal lächelte sie warm an. Ella gab sich Mühe das lächeln zu erwidern, konnte aber nicht anders, als den Raum nach Fluchtmöglichkeiten abzusuchen. „Es freut mich dich kennenzulernen, Ella. Mister Forte erwartet dich bereits." Ella horchte auf. 

Sofort fiel ihr Blick auf Liam, der unruhig hinter ihr stand. Die dunklen Augenringe unter seinen Augen machten plötzlich Sinn. Er war letzte Nacht sicher hier. Ellas Körper spannte sich an, sie ließ ihre Tasche von der Schulter rutschen und nahm sie wie am Tag vorher im leerstehenden Haus kurz, um damit notfalls zuschlagen zu können. Ellas Herz raste, sie stand so nahe an Liam, dass sie angst hatte er würde es hören. Daniel zeigte mit einer fließenden Bewegung in den vorderen Teil des Hauses. „Er erwartet dich oben in seinem Büro. Folge mir." 

Majesty - Ruf des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt