Kapitel 2

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Sein Blick wanderte über das in sich zusammenfallende Haus, in dem das Zielobjekt auf ihn wartete. Seine Augen fixierten das Haus, er schien nicht zu blinzeln. Die Wärme, die der Honigton seiner Augen eigentlich ausstrahlen sollte, fehlte gänzlich.

Härte zeichnete die schönen Züge seines Gesichtes. Elegant stieg er aus der Luxuslimousine.

Der maßgeschneiderte Anzug schmiegte sich an seine große sportliche Gestalt, als wär er dankbar für seinen Träger. Mit langen Finger richtete er geübt die eisblaue Krawatte. Die Kälte der Krawatte unterstrich die Kühle in den bernsteinfarbenen Augen.

Der Fahrer des Wagens stieg ebenfalls aus. Seine Schwerfälligkeit wurde von einem angestrengten Ächzen unterstrichen, als er sich aus dem Wagen wuchtete.

Schweißperlen standen auf seiner Halbglatze. Auf der Beifahrerseite stand ein großer Mann.

Sein eingefallenes, blasses Gesicht erinnerte an ein Skelett. „Ich werde hinten herumgehen, Sir." Die Stimme des blassen, dürren Mannes war leise und ruhig. Beinahe nur ein Flüstern. Mit einem Nicken wurde er verabschiedet. Die fleischigen Hände des Fahrers wühlten in seinen Hosentaschen herum. „Sir, e-es tut mir s-sehr leid. Ich habe mein Headset im B-Büro gelassen." Stammelte er, während er noch hektischer werden seine Taschen durchsuchte.

Angewidert blickte der Mann mit den bernsteinfarbenen Augen auf den sich langsam durchnässenden Hemdkragen. „Im Kofferraum ist noch eins Jerkins, dass sollten Sie wissen. Es ist schließlich Ihr Fahrzeug." Ein leichter französischer Akzent färbte seine Worte. Jerkins nickte und eilte zum Kofferraum. „Sie haben recht, Mr. Laurent. Verzeihen Sie mir, Sir." Der große elegante Mann ging, ohne weiter zu warten, um das Auto in die Richtung des Hauses. Dämliche Anfänger. Mit angespannten Unterkiefer ging Laurent über den braunen, toten Rasen auf das Haus zu. Seine glatt polierten Anzugschuhe gaben kein Geräusch von sich. Im Gegensatz zu denen von Jerkins. Leichtes Knirschen war hinter Laurent zu hören. Mit genervten Gesichtsausdruck griff Laurent unter sein dunkelblaues Sakko und zog eine silberne Sig Sauer x five, mit wunderschönem dunkelbraunem Holzgriff, hervor. In feinen Linien waren die Initialen A.L. eingraviert. Laurent gab Jerkins mit schnellen Handbewegungen das Zeichen, auf der anderen Seite der Tür zu warten. Auch Jerkins hatte seine Waffe gezogen.

Die schwarze 9 mm Beretta schimmerte hungrig in seiner Hand.

Über den kleinen Funkstecker gab Laurent kaum wahrnehmbar den Countdown durch. Bei drei gingen gleichzeitig die Vorder- und Hintertür des Hauses auf. Jeder der drei Männer wussten, was sie zu tun hatten. Leise und schnell suchten sie einzeln die Räume nach dem Mädchen, ab, dass sie festnehmen sollten. Sie musste oben sein. Laurent gab mit einem Kopfnicken den Männern ein Zeichen Richtung Treppe. Schutt knirschte unter Jerkins schweren Schritten. Er war der Erste, der die Treppe hochlief. Laurent stellte sich so hin, dass er die Eingangstür und den vorderen Teil des Gartens im Blick hatte. Die schlanke Gestalt des Beifahrers war auf dem Weg zur Hintertür, als von oben ein schweres Poltern zu hören war. Jerkins Stöhnen war durch das Haus zu hören. Mehrere Stufen auf ein mal nehmend eilten die Männer die Treppe hinauf. In einem kleinen Zimmer, das einmal ein Kinderzimmer gewesen sein musste, stand Jerkins mit stark blutender Nase. Das verschwitzte Hemd des Mannes war nun ebenfalls von Blut durchtränkt. Mit großen Schritten ging Laurent zum Fenster des Zimmers. Die silberne Waffe, stets schussbereit. Hinter einem beinahe eingefallenem Maschendrahtzaun stand sie. Eine junge, schlanke Frau. Fast noch ein Kind. Einige gewellte Strähnen hatten sich aus dem lockeren Dutt gelöst. Röte stand ihr im schönen Gesicht. Die Lippen zu schmalen Strichen zusammen gepresst, kauerte sie im Schatten und starrte ihn unverhohlen an. Ist sie mutig oder dumm? Schnell verschwand sie hinter der Hecke. Laurent drehte sich um. Jerkins wurde gerade vom Skelett man untersucht. „Die Nase ist definitiv gebrochen", sagte er, ohne Laurent anzusehen. Die dürren Finger noch auf der schiefen Nase von Jerkins. Laurent rieb sich den Nasenrücken. „Booney, sie schauen, ob Sie die Spur des Mädchens wieder finden. Und Jerkins, sie holen sich ein Taxi und fahren zur Krankenstation." Der knochige Mann mit dem Namen Booney verschwand aus dem Zimmer. Schnell und lautlos wie der Tod. Jerkins liefen Tränen über die Wangen. Schmerz stand ihm im rundlichen Gesicht. Als die beiden sich auf den Weg nach unten machten, hörte er Jerkins leise vor sich her murmeln. „Ich hätte im Schreibtischdienst bleiben sollen." Laurent tat als hätte er nichts gehört. Beinahe regte sich etwas wie Mitleid im kalten Herzen des Mannes. „Ich werde draußen warten, Sir." Rief Jerkins über die Schulter, bevor die Vordertür hinter ihm zu fiel. Mit schlürfenden Schritten schleppte sich Jerkins die morschen Dielen der Terrasse herunter. Stumm nickend begann Laurent sich im Wohnzimmer des Hauses um zu sehen.

Laurent blickte auf die staubfreie Stelle rechts von der Tür zum Wohnzimmer. Direkt links neben dem staubfreien Platz war der Durchgang zur Küche. Sie ist schlau. Die bernsteinfarbenen Augen hatten sich verändert. Schwarz hatten sie nun die Fähigkeit, die durchsichtige Gestalt des Mädchens zu sehen. Er sah sie, wie sie auf Zehenspitzen vorsichtig den Boden mit ihren Augen scannte, bevor sie einen Schritt machte. Mit schräg gelegtem Kopf folgte er ihr in die Küche. Neben dem verrosteten Waschbecken stand eine Wasserflasche, deren Deckel noch neben ihr lag. Sie stand am Fenster und muss Booney gesehen haben. Wieder folgte er ihrem beinahe Durchsichtigem selbst aus der Küche in den Flur. Es schien, als hätte sie immer wieder ein paar Stellen übersprungen. Er nahm ein herausgebrochenes Stück von dem Treppengeländer und klopfte damit eine der Stellen ab. Unter Ächzen gab das Holz an der Stelle nach. Unbewusst musste er lächeln und folgte weiter ihrem alten selbst. Die Abdrücke von ihm und seinen Männern ausblenden, ging er hoch in das kleine Zimmer, in dem sie Jerkins die Nase gebrochen hatte. Auch auf der Treppe und in dem Zimmer wusste sie ganz genau, wo sie hintreten konnte. Er stand wieder am Fenster. Durch das Licht der Sonne wirkten seine Augen wieder wie flüssiges Gold.

Mit geschultem Blick sah er, dass sie auch hier genau wusste, wo sie lang musste.

Nur an bestimmten Stellen waren Moos und Dreck verschmiert. Er ging zurück in den Flur.

Auch hier waren Spuren erkennbar, teilweise führten sie in die Räume, teilweise endeten sie vor den Zimmertüren. Auf dem Weg aus dem Haus heraus sah er, dass kleine Schutthaufen vor den Türen angehäuft wurden.

Wieder lächelte er unbewusst.

Außen am Haus waren kaum Spuren, lediglich die Stelle, an der sie vom Dach in den Garten gekommen war, war deutlich erkennbar. Auch hier musste das Mädchen mehrmals heruntergekommen sein, um sich abzusichern, dass es sicher war. Booney kam zurück.

„Ihre Spur verliert sich drei Blocks östlich von hier." Ärger stand in dem eingefallnen Gesicht. Laurent drehte ihm den Rücken zu, damit Booney nicht sah, wie er schmunzelte.

„Mister Laurent, es tut mir leid. Ich werde zurück zum Hauptquartier fahren und alles tun, um sie zu finden." Nickend drehte sich Laurent zurück zu Booney. Die Kälte zurück in seinem schönen Gesicht. „Davon gehe ich aus. Ich werde fahren." Sagte er mit hartem Ton.

Ein merkwürdiges Gefühl stieg in Laurent auf, als die beiden Männer auf dem Weg zum Auto waren. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, dass er sich amüsierte. 

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So, es wird spannend. Was haltet ihr von Laurent? ._.

Majesty - Ruf des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt