Kapitel 3

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Schnell lief sie mit geduckter Haltung die nasse Straße hinauf. Um durchzuschnaufen, versteckte sie sich hinter zwei Mülltonnen, die jemand auf die Straße gerollt hatte. Ihre graugrünen Augen huschten hin und her als sie die Straße nach Verfolgern absuchte. Kurz schloss sie die Augen, um sich zu sammeln. Noch zweimal rechts und dann ist dort eine Bushaltestelle. 

Entschlossen griff sie sich ihren Rucksack und rannte wieder los. Dann bekam sie wieder dieses Gefühl, dieses Gefühl, das sie vorhin schon hatte, als diese drei Männer bei ihr im Haus waren. Ihre Schritte verlangsamend schien sie beinahe in einen kleinen Kiosk zu schlendern. Passte sich den Menschen in ihrer Umgebung an. Eine Gruppe Teenager standen lachend vor dem Kiosk. Unauffällig stellte sie sich zu ihnen, ließ den Rucksack langsam zwischen ihre Füße rutschen. Ein Lächeln aufsetzend sah sie in die Gruppe, ohne die Gruppe zu sehen. 

Ihre strahlenden Augen waren hellwach und scannten die Umgebung. Dann sah sie ihn. Einen großen, dürren Mann, der ebenso wenig in die Menge zu passen schien wie sie. Er stand an der gegenüberliegenden Straßenecke. Die Teenager setzten sich in Bewegung. Zu ihrem Glück in den Kiosk hinein, dessen Tür sie am nächsten war. Sie konnte sich also einfach mit der Gruppe in den Laden treiben lassen. 

 Der Skelettmann hatte sie übersehen. Mit strengem Blick und großen Schritten ging er die Straße in die gleiche Richtung herunter, in die sie auch musste. So ein Mist. Kurz schloss sie die Augen, um ihre Gedanken zu sammeln. Eines der Mädchen aus der Gruppe von Teenagern rempelte sie an. „He, pass doch auf!" Fauchte sie und stolzierte, die blondierten Haare über die Schulter werfend davon. 

In den graugrünen Augen blitzte es auf. Laut pöbelnd stand ein dunkelhaariger Junge hinter einem Regal und wedelte mit einem Bündel Geldscheinen. Seine Kumpel stiegen in das Gejohle ein. Unachtsam stopfte er das Geld in seine ausgebeulte Lederjacke. Als alle abgelenkt von dem Tumult waren, schob sich das Mädchen mit den schönen grauen Augen an dem Regal vorbei und griff mit einer schnellen Bewegung in die Tasche des Jungen und ließ das Bündel Geldscheine in ihrer Jacke verschwinden. 

Schnell verschwand sie aus dem Laden. Mit großen Augen scannte sie die Umgebung. Der Skelettmann war verschwunden. Eilig ging sie die Straße zurück, von der sie gekommen war. Sie wusste, dass hinter der nächsten Ecke Taxis standen. Möglichst unauffällig, aber schnell eilte sie um die Ecke. Mit schwitzigen Händen riss sie an der Tür hinter dem Beifahrerplatz. Als sie endlich im Taxi saß, wagte sie sich wieder zu atmen. Mit hochrotem Kopf stammelte sie dem Fahrer die Adresse eines kleinen Hotels am Rande der Stadt zu. 

Der ältere Mann blickte während der Fahrt immer wieder auf das schöne Mädchen auf seinem Rücksitz. Neugierde lag in den braunen Augen. „Wie heißt du denn, Kind?" Die buschigen, grau melierten Augenbrauen waren hochgezogen. Zu beschäftigt, um die Straße nach ihrem Verfolger abzusuchen, hörte sie gar nicht, was er sagte. Amüsiert zuckte der dichte Schnurrbart des Mannes. „Kindchen, wenn dich jemand verfolgt, solltest du die Polizei rufen." Jetzt wurde sie hellhörig. Ihre meergrünen Augen verdunkelten sich und funkelten ihn herausfordernd an. „Meine Probleme habe ich im Griff, alles andere geht niemanden was an. Fahren Sie bitte einfach schnell zu dem Ort, den ich Ihnen genannt habe." 

Wieder zuckte der Bart des Mannes, diesmal begleite von einem tiefen brummen. Der hat gut lachen. Ihre langen Finger rieben sich das Nasenbein. Kopfschmerzen machten ihr das Denken schwer. Dann sah sie seine große Gestalt aus dem Augenwinkel. Der Skelettmann stand mit dem Rücken zu ihr auf der rechten Straßenseite. Seine Augen waren geschlossen. Man konnte ihm ansehen, wie genervt er war. Mit einem stolzen Grinsen im Gesicht fuhr sie an ihm vorbei. Fröhlich streckte sie ihm den Mittelfinger entgegnen. Sie hatte es geschafft. Nun musste sie nur noch vorsichtiger sein.

Majesty - Ruf des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt