Ich hatte Mühe mit dem unifomierten Menschen vor mir Schritt zu halten, der mich quasi durch das Gefängnis an unzähligen Zellen vorbei scheuchte. Ab und zu spürte ich die Blicke von Gefangenen auf mir. Kam nicht alle Tage vor, dass ich dort war. Nach einer gefühlten Ewigkeit hielten wir an und der junge Mann schloss mir die Tür auf.
Thaddeus saß auf seinem Bett und schaute sich Fotos an. Ardian hatte sie gestern mitgebracht. Als er uns bemerkte, schaute er zu uns. Er sah glücklicher aus. Viel glücklicher.
"Herr Tjarks? Würden Sie mich bitte in mein Büro begleiten? Es geht um den Prozess", sagte ich so förmlich wie möglich.
Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich ein wenig. Trotzdem nickte er. Gott sei Dank. Ich hatte zuvor eine ewig lange Diskussion mit dem Sicherheitspersonal gehabt, da es anscheinend nicht schicklich wäre, einen mutmaßlichen Mörder so ganz ohne Sicherheitsvorkehrungen in mein Büro zu lassen. Schließlich konnte ich sie doch überreden, dass das mit Handschellen und Co. auch ohne Babysitter gehen würde.
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"Danke noch mal", sagte Taddl nachdem er eine Weile mein Büro begutachtet hatte. Es gab dort noch nie viel zu sehen. Ich hatte mir von Anfang an vorgenommen, mein Privatleben und meine Arbeit zu trennen. Deshalb gab es auch keine Fotos oder ähnliches.
"Für was?"
"Dafür, dass Sie mir den Besuch von Ardy ermöglicht haben. Das hat echt gut getan."
"Kein Problem. Es hat mir vorallem weitergeholfen."
Seine Augenbrauen bewegten sich in die Höhe. "Inwiefern?"
"Nun ja. Ihr Verhalten hat mir gezeigt, dass Sie nicht psychopathisch veranlagt sind..."
Er fand das offensichtlich amüsant. "Ähm...dankeschön?", fragte er, ein wenig grinsend.
"Das heißt Sie sind voll zurechnungsfähig."
Sein Lächeln verschwand augenblicklich.
"Aber..."
"Deswegen habe ich Sie hergebeten, Thaddeus", unterbreche ich ihn, "Ich möchte Ihnen helfen."
Er wirkte überrascht. "Und wie?"
"Das wird nicht ganz einfach. Deswegen müssen Sie mir helfen. Ich werde die Gutachten so schreiben, dass Sie kaum Reue, Einsicht und Emotionen gezeigt haben. Weder im Bezug auf den Mord, noch auf Familie und Freunde. Und genau das werden Sie auch aussagen. Haben Sie das verstanden?"
Er war verwirrt. "Und dann? Was machen die dann mit mir, Evelyn?"
Ich seufzte. "Überlassen Sie das mir, okay?"
Es war eine Weile still. Doch schließlich nickte er langsam.
"Sehr gut. Wir besprechen das alles morgen nochmal, damit keine groben Auffälligkeiten entstehen."
"Warum tun Sie das?". Seine Stimme klang so, als wäre er ein kleines Kind, dem ein Lolly von einem Fremden angeboten wurde und nicht sicher war ob es ihn nun annehmen soll oder nicht.
"Ich weiß das selber nicht, Thaddeus. Eventuell glaube ich, dass Sie tief in sich drinnen ein guter Mensch sind und Sie das alles nicht verdient haben. Vielleicht ist es auch einfach nur ein Bauchgefühl."
Er grinste wieder. "Eine göttliche Fügung also?"
"Vielleicht so ähnlich."
Der Grund, den ich mir am Ende des Tages für mich selber zu Recht gelegt hatte, war dass ich diesen Mann aus meinem Leben haben wollte. Und das ging nur, wenn er nicht länger in diesem Gefängnis saß. Denn dann würde ich ihm ganz sicher als Psychologin zugeteilt werden. Das konnte ich nicht. Er verwirrte mich. Und ich hasste Verwirrung.
Natürlich wusste ich auch schon zu diesem Zeitpunkt, dass ich mich selber belog. Aber etwas anderes konnte und wollte ich mir nicht eingestehen.
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Vielen Dank für 1k Reads :DFeeback gerne gesehen.
Übrigens habe ich bei der anderen FF auch schon Werbung gemacht, also hier nochmals:
Ich schreibe im Moment 'ne Kurzgeschichte, namens "Diary". Und ich wäre euch sehr sehr dankbar, wenn ihr euch mal die Zeit nehmt um Feedback dazulassen (:Ansonsten machts gut!
Lali
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The Psychopath || Taddl||
Fanfiction~~Ich habe diese Fanfiction geschrieben, als ich 14/15 Jahre alt war. Ich komm mit dem Fremdschämen nicht mehr hinterher. Ich werde das Ding hier also n i c h t mehr überarbeiten. ~~ "Mein Professor damals sagte mir einmal, dass Psychopathen ein S...