Prolog

327 14 0
                                    

Irgendwann im Leben glaubt man an dem Punkt zu sein, an dem man fertig ist. Selbstverständlich entwickelt sich der Charakter mit jedem neuen Tag. Und doch gibt es diesen Status, der allgemein zu gelten scheint. Haus, Partner, Job und Kinder? Kinder vielleicht noch nicht. Mit 23 sind Toby zumindest Kinder viel zu früh. Er braucht ehrlich gesagt auch keine und ist so zufrieden. Zufrieden, nicht glücklich, aber zufrieden ist ein großes Wort, wenn es ums Leben geht.
Vor allem sein Leben, was mit sechzehn bereits vorbestimmt war. Vor sieben Jahren bekam der junge Mann den Brief, der alles veränderte. Toby White, nun offiziell bestimmt als ein Sub, gematched mit Jared Prescott. Ein junger Mann, nur drei Jahre älter als er.
Toby hatte Glück, seiner Ansicht nach. Und nun, nun ist er bei seinem Partner. Zufrieden und in seinem festen Leben. Es ist also schwer möglich, dass sich nun noch etwas ändert... Zumindest meistens.
Wir zählen die Tage des Winters. So schön ruhig und doch belebt durch die Menschen auf der Straße. Schneeflocken tanzen durch die Luft, hüllen alles in einen Traum des Winterwunderlandes. Dass das jemals bei einer Großstadt der Fall hätte sein können, hätte sich der junge Sub nicht vorgestellt, als er da auf der großen Fensterbank liegt und nach draußen blickt. Nur fast würden ihm die tiefhängenden Wolken die schöne sich über die Stadt versperren, doch zum Glück ist ihr Stockwerk im Hochhaus nicht von dem Grau betroffen, sondern kann alles beobachten. Wie Toby es wohl nun die nächsten Wochen jeden Tag zu pflegen tut.
Ein Glück, dass er nicht draußen ist. Kalt und nass. Wenn man bedenke, dass sein Körper nur spärlich von einer Unterhose bedeckt ist, kombiniert mit einem großen T-Shirt darüber? Draußen würde er erfrieren!
Seufzend blicken die braunen Augen hinaus in das Schneegestöber und schließen sich einen Moment später. Das dunkelbraune Haar hat fast eins zu eins die Farbe seines Körbchens, in dem er es sich jeden Tag bequem macht, wenn er mit Jared auf Arbeit geht. Also Jared geht auf Arbeit und er geht einfach mit, versteht sich.
So lauscht er auch dem präsenten Klicken der Tastatur hinter sich, was bedeutet, Jared arbeitet heute wieder auf Hochtouren. Sein Dom überarbeitet sich manchmal wirklich. Dem ist der junge Mann sich fast sicher. Ob es bei ihm auch so wäre, wenn er arbeiten gehen dürfte? Vermutlich schon. Subs sind nicht gerade dafür bekannt, besonders lukrative Jobs ausführen zu können. Meist erledigen sie die Drecksarbeit. Also ist es ja schon gut, dass sein Jared für sie beide genug verdient. Und das sogar mit eigenem Büro?
Gähnend räkelt Toby sich in dem Körbchen, wendet sich dabei vom Fenster ab und sieht zu seinem Dom, der konzentriert am Schreibtisch sitzt und was auch immer da macht. Toby seufzt. Ihm ist langweilig. Schlafen hat zwar etwas für sich, aber doch nicht den ganzen Tag.
Also beschließt er sich die Aufmerksamkeit zu holen, die er braucht und setzt leise die nackten Füße auf den mit dickem Teppich ausgelegten Boden. Zögernd schlendert er zu dem Schwarzhaarigen, dessen breiten Rücken er lediglich von der Perspektive aus betrachten kann.
Toby zögert, als er bei ihm steht. Wie bereits gesagt, er ist zufrieden. Aber irgendwie passt das nicht immer so ganz. Doch daran kann man arbeiten. Das hat die letzten Sechs Jahre ganz gut geklappt, seiner Ansicht nach.
Er räuspert sich leise, ehe er eine Hand auf die Schulter seines Doms legt, der mit der Arbeit innehält. Jared hebt den Kopf, ohne ihn anzusehen. »Was ist denn, Toby?« Erkundigt er sich. Angesprochener beißt sich auf die Lippe und geht um den Stuhl herum, um kurzerhand auf den Schoß des Mannes zu steigen, dessen Augenbrauen sich überrascht heben. Das grün seiner Augen blickt Toby abwartend entgegen, als der innerlich überlegt, was er sich eigentlich erhofft hatte.
»Ich möchte Aufmerksamkeit« Gibt er schließlich mit fester Stimme zurück, als er seinem Dom direkt in die Augen sieht. Jared schnaubt belustigt, sodass sein Atem auf Tobys Gesicht trifft, der davon kurz erschaudert. Die großen Hände entfernen sich langsam von der Tastatur und legen sich wie von selbst auf den Hintern des Subs, was ein leichtes Rot auf dessen Wangen aufleuchten lässt.
Jared hat schon öfters gesagt, dass besonders Tobys Arsch ihm sehr gefällt, weil er recht feminin und weitaus hervorstechender ist als bei anderen Männern. Kein Wunder, dass Toby errötet. Doch der Dom fokussiert ihn scharf.
»Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nicht bei der Arbeit stören sollst?«
Der Griff um seinen Hintern festigt sich, was den Sub schnaufen lässt. Natürlich hat er ihm das schon oft gesagt. Aber was soll er bitte den lieben langen Tag hier machen? Sie stehen früh morgens auf, Jared legt ihm etwas zum Anziehen raus -das heutige Outfit ist überraschend körperbedeckend-, er bekommt sein Halsband umgelegt, sie essen etwas, putzen Zähne. Toby wird angeleint, sie fahren mit dem Auto zu der Arbeit, wo alle Toby immer dumm anglotzen, weil er offenbar einige Doms scharf macht. Sein Jared zieht ihn jedoch immer an der Leine mit ins Büro, wo er den Rest des Tages bleibt.
Es gibt die Möglichkeit in einen Aufenthaltsraum zu gehen. Dort würde er andere Subs kennenlernen. Wie zum Beispiel die Sub der Empfangsdame, die ihm immer freundlich zuwinkt, wenn er morgens mit Jared kommt. Nach einem Jahr kennt er noch immer nicht ihren Namen.
Also sieht Toby es wohl kaum ein, den ganzen Tag nichts zu tun. Was denkt Jared sich eigentlich, wie das ist? Schlafen, essen und noch mehr schlafen?
»Oft« Entgegnet Toby schließlich knapp, worauf sein Dom nickt und einen Finger in das Halsband einhakt, mit dem er es liebt, ihn zu kontrollieren. Toby hasst das.
»Und doch ist dir das egal«
Der Sub verdreht die Augen genervt. Arschloch. »Ja, ist es mir. Ich will irgendwas machen und nicht Kätzchen spielen den ganzen Tag. Nur daliegen. Das ist öde«
Oh ou. Ja, vermutlich hätte er das besser nicht sagen sollen, denn Jared blickt entgeistert drein. Okay, Tobys Tonfall war absolut jenseits des Respekts und das Augenverdrehen hat ihm wohl schon davor eine Strafe eingebüßt. Aber Toby kann nun mal nichts für seine Temperamentschübe.
Im nächsten Moment reißt der Dom ihn am Halsband schon nah zu sich und funkelt ihn sauer an. »Du lernst wohl immer noch nicht, wie du dich zu benehmen hast. Dein vorlautes Mundwerk ist viel zu oft fehl am Platz« - »Gibt es denn Konsequenzen, Sir?« Provoziert Toby es noch weiter, sodass er keine Sekunde später mit dem Bauch auf dem Schreibtisch liegt, ihm die Hose heruntergerissen wird und zehn Schläge auf seinen Arsch donnern, die die Haut in sanftem Rot schimmern lassen.
Toby keucht dabei auf. Er mag es, wenn es grob zwischen ihnen vorgeht. Warum provoziert er Jared sonst auch? Schließlich muss man sich doch die Langeweile vertreiben. Zwar weiß Toby, dass es vermutlich besser sein könnte, aber als Jared schließlich das häufig verwendete Gleitgel aus der Schublade kramt, ihn nur spärlich vorbereitet und schließlich sich in ihn schiebt, ist das okay.
Der Sub stöhnt laut auf, als sein Dom ihn beginnt gegen den Schreibtisch zu ficken. Besser als nichts, befindet Toby, der sich an der Kante festklammert und brav seinen Arsch hinhält. Der Sex ist nicht übel. Zwar nicht Weltklasse aber ganz in Ordnung.
Toby hat sich mit seinem Dom inzwischen abgefunden, in dessen Armen er schließlich liegt, als dieser den Fokus wieder auf den Computer richtet. Für den Sub ist das okay. Zwar saut er Jared gerade ein, da das Sperma sich wieder seinen Weg hinausbahnt, doch ist das nicht sein Problem. Sein Kopf lehnt an Jareds Brust, der ihm hier und da sanft durchs Haar fährt, was Toby fast schon ein Schnurren beschert. Die Momente mag er. Jared kuschelt leider nicht so gern. Nach dem Sex macht er es aber, weshalb Toby kreativ werden muss.
Er spielt gedankenverloren an einem der Knöpfe von Jareds Hemd herum, hat die Beine über der Stuhllehne baumeln und schert sich nicht darum, dass er noch immer halb nackt ist. Jareds ruhiger Atem lässt ihn auch ruhiger werden. Wie bereits gesagt, sie sind ein mehr oder weniger eingespieltes Team und werden das wohl auch noch bessern.
Soweit Toby weiß, will Jared irgendwann auch Heiraten, der Tradition nach eben. Toby ist das egal, da er eh nicht sonderlich viel Mitspracherecht hat. Also wozu unnötig Stress und Konflikt auslösen?
Nein, da findet er sich lieber mit seinem Schicksal ab, um die Aufmerksamkeit seines Doms hier und da zu betteln, täglich zwei bis dreimal auf dem Schreibtisch gefickt zu werden und zu warten, bis sie alt sind.
So sieht es zumindest aus. Bis jetzt.
Denn kaum eine Stunde später -Toby kann sein Glück gar nicht fassen, dass er noch immer auf Jareds Schoß sitzen darf- klopft es an der Tür. Sein Dom seufzt über die Störung und zupft das T-Shirt von Toby zurecht, sodass zumindest dessen Schritt verdeckt ist.
»Herein?«
Die Sekretärin von Jared, Emily war ihr Name, betritt zögernd das Zimmer. Für Toby wirkt sie manchmal wie eine graue Maus. In ihrem farblosen Bleistiftrock mit der schwarzen Bluse. Die Frau könnte so viel mehr aus sich machen, aber will offenbar nicht auffallen. Schade.
»Ich... Ähm ich habe Ihre Post« Stammelt die Sub schüchtern, bei der Toby sich fragt, wie sie an diesen Job gekommen ist. Ob ihr Dom sie studieren lassen hat? Wow, das wäre natürlich cool.
Jared jedoch seufzt genervt. Einmal hat er Toby erzählt, wie sehr er sich zurückhalten muss, damit seine Sekretärin nicht heulend zusammenbricht. Subs eben. Auf den Satz hatte Toby ihm übrigens den Mittelfinger gezeigt und kommentiert ‚Subs eben'. Die Konsequenzen waren... extravagant.
»Miss Shepperd, wie oft soll ich Ihnen eigentlich noch sagen, dass die Post von meinem Assistenten bearbeitet wird? Sie stören mich unnötig, obwohl wir das hier bereits besprochen haben«
Die blonde Frau zuckt zusammen. Toby könnte schwören, sie weint gleich los, was ihn die Augen verdrehen lässt. Manche Subs sind so sensibel.
Miss Shepperd jedoch flüchtet nicht aus dem Raum, wie sie es sonst tut, sondern scharrt verunsichert mit den Füßen. »I-Ich weiß. D-Das weiß ich natürlich! Nur... S...Sie haben nie über die Post...« - »Jetzt reden sie schon« Fällt sein Dom ihr ins Wort, was Toby schnauben lässt. Eingebildet ist Jared ebenfalls.
Die Dame zuckt zusammen und nickt mit glasigen Augen. Ihre Stimme zittert, sodass Toby nur die Sekunden zählen kann, bis die ersten Tränen kommen.
»Die... Die Post... Also das hier... Ist nicht für sie... Es ist für Toby White...«
Die Aufmerksamkeit des Subs steigt sofort, als er seinen Namen hört, während Jared neben ihm irritiert die Stirn runzelt. Post für Toby? Das ist unüblich. Subs bekommen keine Post, nachdem sie gematched sind. Vor allem Toby nicht, der nicht mal arbeitet, sodass es etwas daher sein könnte.
»Oh, na, wenn das so ist« Grinst Toby, springt auf, sodass die Sekretärin erschrocken auf quietscht, als sie sieht, dass er nackt ist. Doch Toby nimmt den großen Umschlag ihr aus der Hand und es braucht nur einen Blick seinerseits, sodass sie auch schon aus dem Büro flieht und die Tür zufällt.
Jared blickt zu Toby. »Her damit« Der Sub denkt nicht mal dran und presst den Umschlag an seine Brust. »Vergiss es. Meine Post! Briefgeheimnis«
Dass Jared diese Antwort überhaupt nicht gefällt, ist sofort erkennbar. Da Toby jedoch den Abend noch sitzen können möchte, lächelt er wieder lieb und geht zu seinem Dom, auf dessen Schoß er klettert.
»Machen wir ihn zusammen auf? Ich habe so ewig keine Post mehr bekommen« Bittet er schließlich mit Hundeaugen, die auch Jareds eisernes Herz erweichen und er dem schließlich zustimmt.
Das wars mit der Normalität.
Toby traut seinen Augen kaum. Die Worte stehen schwarz auf weiß da. Das Siegel sieht echt aus.
»Bitten Vielmals um Entschuldigung« ----- »Fehler im System« ----- »Anderer Dom« ----- »Falsches Matching« ----- »Kontaktaufnahme wird arrangiert« ----- »Unverzüglich beim Amt melden«
Während Toby keine Worte hervorbringt, sieht er nur, wie Jared schockiert auf den Brief starrt, ehe er den Blick zu ihm wendet.
Noch nie war Toby so aufgeregt und verängstigt zu gleich.

Fehler || BoyxBoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt