Kapitel 6

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Toby ist immer noch sprachlos, wenn er an das Gespräch mit William denkt. Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein. Er soll sich eine Beschäftigung suchen, damit er irgendetwas macht? Toby ist seit drei Jahren immer daheim oder bei Jared. Wie soll er plötzlich so aus dem Nichts heraus etwas machen. Von seinem Schulstoff weiß er im besten Fall noch zehn Prozent. Studium fällt aus. Da wüsste er nicht einmal, was er machen sollte. Ausbildungen... Eher nicht. Toby hat davon gehört und an sich ist das auch keine schlechte Idee. Aber leider sind viele Doms in Ausbildungsstätten weitaus miserabler zu Subs, als es bei einem Studium möglich wäre.
Alex macht soweit Toby weiß eine Ausbildung oder ist schon fertig. Als sie sich noch öfters getroffen haben, hat der nichts Gutes erzählen können. Eine junge Sub soll auch dort in die Lehre gegangen sein und ihr erging es nicht gut. Danke aber nein Danke. Das tut sich Toby nicht an.
Bleibt also noch ein Minijob. Das klingt für ihn ganz... annehmbar. Wenn er schon arbeiten oder so etwas muss, dann nicht für acht Stunden. Vielleicht ist er verwöhnt und verzogen. Aber er steht dazu. Immerhin war es für Jared in Ordnung.
Ein frustriertes Seufzen entweicht Toby, als er durch die Stadt schlendert und sich umsieht. Er ist nicht oft allein unterwegs, weshalb er dennoch etwas nervös ist. Hier und da folgen ihm auch kurz die Blicke manchen Doms. Das bemerkt er, ignoriert es aber gekonnt. Nur weil er ein Sub ist, heißt das nicht, dass er nicht Sachen auch allein auf die Reihe bekommt. Und in diesem Fall ist es einen Job suchen.
Es hat eine Weile gedauert, bis er sich auch nur ansatzweise getraut hat, in einem Geschäft nachzufragen. Er wurde seiner Meinung nach relativ unhöflich wieder rausgeworfen. Doms, pff. Bilden sich so viel auf ihren Status ein. Manchmal würde Toby sich gern mit einem Dom messen, nur um zu zeigen, dass er auch Krallen hat.
Aber jetzt nicht. Jetzt ist er beschäftigt und das sogar mit Einschränkung...
William. Dieser fiese miese Blödmann hat Wort gehalten und ihn nicht auch nur ein wenig angerührt. Dabei ist Toby oft nur bei dem Gedanken an die heiße Knutscherei auf dem Tisch wieder hart geworden. Und was sagte sein neuer Dom? Geh dich kalt duschen. Am besten du reinigst dich gleich und beginnst damit einen Plug zu tragen.
Was soll man dazu noch sagen? Toby stand nur wie bestellt und nicht abgeholt verdattert vor William, als ihm dieser ganz entspannt ein kleines Set mit Plugs in die Hand gedrückt hat. Vermutlich ist Toby untervögelt. Denn seine Gedanken schweifen dauernd zu diesem heißen Anblick von William, was es in seiner Hose eng werden lässt.
Und nun ist das nicht viel einfacher geworden. Denn nun trägt er auch einen Plug... Toby könnte sich Ohrfeigen. Er wollte William beweisen, dass er längst soweit ist gefickt zu werden und hat den größten des Sets gewählt... Er bereute es zutiefst.
Mit einem leisen Keuchen lässt der Sub sich auf einer Bank in der Fußgängerzone nieder und presst die Schenkel zusammen. Scheiße... Er hätte einen kleineren nehmen sollen. Sein Arsch tut weh, bei jedem Schritt spürt er das Ding nur zu sehr in sich. Der Plug hat fünf Zentimeter Durchmesser und das merkt sein Körper nur zu gut. Wie sein Schließmuskel sich vergeblich versuch um das viel zu große Teil zusammen zu ziehen.
Toby könnte heulen. Denn wie von selbst ist da dieses Bild von dem halbnackten William vor seinen Augen, dass seine Hose erneut spannt. Fuck. Und das in der Öffentlichkeit!
»Scheiße« Flucht er gequält und blickt auf seinen Schritt, der sichtlich ausgebeult ist. Es ist nicht so, dass das nicht öfters vorkommt. Doms erregen ihre Subs gern draußen. Aber allein als Sub horny durch die Stadt zu laufen, gleicht dem, als würde Toby ein Schild mit der Aufschrift „Fick mich" auf dem Rücken tragen.
So viel also zu Job finden und entspannen.
Mit glasigen Augen blickt er sich um und schaut vor Scham rotanlaufend direkt in die Augen eines Subs, der bei seiner Domina an der Leine geht und ihn amüsiert angrinst. Der Mann vielleicht um die Vierzig wirft Toby einen mitleidigen Blick zu und reckt ihm einen Daumen nach oben entgegen.
Vielen Dank auch.
Toby würde am liebsten vor Scham im Erdboden versinken. Er muss an etwas ekliges Denken! Wie Nacktschnecken. Fiese Viecher. Einmal ist eine in seinen Schuh gekrochen und Toby hat so laut geschrien, dass selbst die Nachbarn bei Jared und ihm nachfragten, ob alles in Ordnung sei.
Schnecken mag Toby gar nicht. So schleimig und glitschig. Wäh!
Aber zumindest das scheint zu funktionieren, als er sich mit anwidernden Vorstellungen langsam abkühlt und bereit befindet, weiterzugehen. Ein Blick auf seine Uhr zeigt ihm, dass es bereits vier Uhr ist. William müsste also schon wieder da sein.
Vielleicht genießt Toby auch ein wenig, dass er nicht zuhause ist. Denn irgendwie ist es ihm noch fremd. Und es beunruhigt ihn etwas, dass er nicht so viel über William weiß. Klar, der Typ hat zwei ältere Schwestern, hat direkt nach der Schule studiert und auf Tobys Nachfragen das Haus von seinen Großeltern geerbt.
Aber was weiß er sonst noch?
Dass er früh immer Müsli in einer riesigen Schüssel ist und wie so ein Psychopath erst die Milch und dann das Müsli hineinkippt? Das hat ihm William schon sehr suspekt erscheinen lassen. Toby weiß auch nichts über seine Hobbys. Gut, er gibt ja zu, ein bisschen ging er William auch aus dem Weg. Seit der Aktion in der Küche jedoch, geht er ihm aus dem Weg, um nicht hart zu werden.
Wunderbar, ein Dom, über den er nichts weiß.
Das ist ja mal ein guter Start. Toby hat keine Lust mehr auf diesen Kinderkram. Mit Jared war es auch holprig gewesen. Als hätte man alles auf Rreset gestellt und er muss sich jedes bisschen wieder neu erarbeiten. Scheiße ist das!
Und das Traurigste, durch die vielen neuen Freiheiten bei William, wird ihm erst jetzt bewusst, dass er keine wirklichen Freunde besitzt. Jared war seine einzige wirkliche Bezugsperson und jetzt ist er allein. Ein Dom, den er nicht kennt, sein Dom ist weg und mit seiner Familie hat er auch noch nicht gesprochen... Und Jared Familie... Toby mochte sie sehr. Alle so herzlich und lustig. Und jetzt ist er denen sicher auch egal...
Mit einem Seufzen richtet Toby sein Halsband nochmal und sieht sich lustlos um. Vielleicht sollte er sich mal Hobbys zulegen. Bei Jared hat er gern gelesen. Aber seine ganzen Bücher hat er noch nicht ausgepackt. Vielleicht etwas Richtung Sport oder so? Mit Jared war er oft im Schwimmbad. Aber auf Schwimmen hat Toby keine Lust.
Er könnte Tennis spielen. Das hat er in der Schule in der AG immer gemacht. Vielleicht wäre das ja eine Idee und William kann ihn irgendwo anmelden... Toby beschließt, dass er ihn das unbedingt fragen muss. Aber erst will er einen Job finden, damit William zufrieden ist. Also steuert er das nächste Café an. Große Fenster geben einen Blick auf das belebte Innenleben.
Manche bestellen zum Mitnehmen. Ein Paar andere haben es sich an den Tischen bequem gemacht und naschen etwas Kuchen.
Hinter der Theke erblickt Toby zwei junge Männer, die sich böse anfunkeln. Einer zieht an der Milchpackung. Der andere reißt in die andere Richtung. Und es kommt, wie es kommen musste, es geht auf und im nächsten Moment sind beide voller Milch.
Leise lachend schüttelt der Sub den Kopf darüber und betritt den Laden. Angenehmes Stimmengewirr herrscht untermalt von etwas Musik, die aus Lautsprechern in den Zimmerecken dudelt.
Vor ihm stehen zwei Leute an, die jeweils Kaffee oder so bestellen. Während dessen kommt es laut von weiter hinten: »Ich habe gesagt, dass ich das mache!« - »Beweg deinen Aufgeblasenen Arsch woanders hin. Ich hab Kundschaft. Du machst den Abwasch!« - »Fick dich! Das erzähle ich Maddie!« - »Ich hab ihr längst gesagt, dass du eine Katastrophe beim Arbeiten bist!«
Toby spitzt die Ohren und sieht zu den zweien, die voll bekleckert mit Milch sind und sich sauer angiften. Dabei merkt er sofort, der eine ist ein Sub, der andere ein Dom. Uff, der Sub hat ja Mumm, wenn der so einen Ton anschlägt.
»Jung! Jetzt haltet die Klappe. Jedes Mal das gleiche« Erklingt eine dritte Stimme und eine Frau im gleichen Alter kommt aus der Küche und packt beide an den Ohren. Toby verkneift sich mit mühe das Lachen. Jetzt ist es offensichtlich, warum der Sub so mutig ist. Das sind zu einhundert pro Geschwister!
»Er hat angefangen!« - »Frag dieses Arschloch! Er war es!« - »Jetzt seid doch mal still. Ihr habt Kundschaft«
Und in dem Moment blicken die drei zu Toby, der verlegen lächelt und die Hand hebt. »Äh Hi«
Die drei Rotschöpfe sehen sich kurz gegenseitig an, bevor die Frau den beiden einen Klaps auf den Hinterkopf gibt und seufzt. »Entschuldigung. Meine Brüder sind wie Kinder« Toby winkt ab. »Ach alles gut. Kein Stress... Ähm... I-Ich wollte eh keinen Kaffee«
Die Frau mit dem Namensschild Maddie auf ihrer Schürze sieht ihn mit gehobenen Augenbrauen an. Ihre Sommersprossen untermalen charakteristisch ihre Augen, als sie die Arme verschränkt. »Wieder vom Gesundheitsamt? Ich habe doch schon drei Kontrollen gehabt. Was wollen sie bitte noch?« Erschrocken hebt Toby die Hände. »Nein nein! I-Ich arbeite gar nicht. Äh, aber ich will das gern. Mich bin Toby White. Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht eine Stelle frei haben«
Die Anspannung schwindet sofort aus dem Gesicht der Domina und lässig stützt sie sich auf die Kasse. »Achsoo, dann sag das doch gleich Schätzen. Du willst also arbeiten. Ein Sub? Hast du denn überhaupt das Einverständnis deines Doms dafür?«
Hektisch nickt Toby und zerrt einen Zettel aus seiner Jackentasche, den William ihm ausgefüllt hat. Eine vollständige Erlaubnis arbeitstätig zu sein.
Maddie beäugt das zerknitterte Dokument für einen Augenblick, worauf sie Toby kritisch mustert. »Hast du denn schon Erfahrung?« Der Sub wird kleiner unter ihrem Blick und muss es zu seinem Bedauern verneinen. »Aber ich lerne sehr schnell... U-Und mag Teamarbeit. Und zuverlässig bin ich auch. Wirklich«
Toby wird etwas rot, als die Domina ihn amüsiert belächelt und leicht nickt. Darauf wendet sie den Kopf ab und brüllt: »Elias! Du hast ab sofort eine neue Hilfskraft. Ich kann dich und Darius nicht mehr als Kombination hier vorn ertragen«
Die beiden rothaarigen Männer zucken Zusammen bei ihrem Ton, was den Kleineren grinsen lässt. Er haut seinem Bruder gegen die Schulter. »Na dann, viel Spaß dir wieder in der Küche. Brauch dich nicht mehr« - »Ich wollte sowieso nicht länger als nötig dein Jammern hier ertragen« Murrt der andere.
Toby kann kaum vor Lachen, doch beherrscht er sich zum Glück, als die Frau wieder zu ihm sieht. »Ich bin übrigens Maddie. Maddie Harris. Aber sag einfach Maddie. Die beiden Idioten dort drüben sind Elias und Darius. Mit Elias wirst du zusammenarbeiten. Ab wann kannst du anfangen? Weil unsere letzte Aushilfe ist abgesprungen, weil sie ihre Träume in als Schauspielerin finden will. Dumm, wenn du mich fragst. Also?« Verdattert blickt Toby zu der Frau, die schneller als ein Wasserfall spricht.
»Ich... Äh... Würde es ab nächster Woche Montag klappen?« Maddie nickt zufrieden. »Alles klar. Dann Montag gegen zwei Uhr Nachmittags hier. Wenn du willst, kannst du auch deinen Dom dich abholen kommen lassen. Ich hab genug davon, dass die mich sonst mitten in der Nacht wachklingeln, weil die sonst was für Fragen haben. Alles klar?« - »Klar wie Kloßbrühe! Verstanden. Äh, Dankeschön!«
Die Frau lächelt belustigt, im nächsten Moment gleitet ihr Blick an Toby vorbei zur Tür, wo es gerade die Glocke geringt hat.
»Hey, Willkommen beim Tripple Trouble, was darfs sein?«
»Ein Kaffee. Und machen Sie schnell. Ich hab nicht ewig Zeit«
Toby erstarrt, als er diese angepisste Stimme hört. Dieser genervte Unterton. Im nächsten Moment schnuppert er auch das Aftershave, was er ihm geschenkt hatte.
Schockiert wirbelt er herum und blickt direkt in seine Augen.
»Jared?«

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