Kapitel 3

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Eine ganze Woche versank Toby in seiner Trauer. Dagegen konnte nicht mal eine Tasse Kakao zum Frühstück, Mittag oder Abendbrot helfen. Dabei hilft Kakao sonst immer!
Er muss der Wahrheit ins Auge blicken und wohl akzeptieren, dass William sein neuer Dom ist. Anzweifeln tut er das jedoch. Dieser William. Er hat Toby die letzten Tage umsorgt und betüdelt, dass es Toby fast auf die Nerven ging. Er braucht jemanden, der ihm Grenzen zeigt und in seine Schranken weist. Der ihm das Gefühl gibt ein Sub zu sein... Nicht so etwas wie William.
Toby seufzt schwer und sitzt auf der Fensterbank mit Blick in den Garten. William ist nicht da. Meinte, er sei einkaufen. Toby hat seit er hier angekommen ist dieses doofe Haus nicht verlassen. Er hatte auch nicht das Bedürfnis dazu. Er war lediglich unter seiner Decke versteckt und hat sich die Augen über Jared ausgeheult. Bis er keine Lust mehr zum Weinen hatte. Seine Augen taten davon ja auch echt weh.
Also blieb ihm noch Schmollen und die ganze Welt hassen übrig. Was soll er auch sonst tun? Er hat keine Routine mehr. Er weiß gar nicht, wohin mit sich. Und so liegt er schließlich schon den lieben langen Tag auf der Fensterbank, auf die er vorhin eine Decke gezerrt hatte, um wenigstens ein bisschen Vertrautes zu spüren.
Seine Sachen sind immer noch nicht da... Ob Jared sie verkauft? Will Toby sie überhaupt zurück? Schließlich war das eine Trennung. Also das glaubt Toby zumindest. Deswegen ist Jared jetzt sein Ex, den er dennoch so schwer liebt, dass dieser blöde William zu den Sieben Zwergen hinter den Sieben Bergen verschwinden kann. Er will ihn nicht!
»Toby? Ich bin wieder da« Schallt die Stimme des Möchtegerndoms durch das kleine Häuschen. Toby stöhnt genervt auf und rollt sich auf die Seite. Mit entgeistertem Blick quittiert er den blonden Mann, der das Wohnzimmer betritt und ihn gut gelaunt anlächelt.
»Jetzt komm doch mal darunter. Ich hab dir etwas mitgebracht« Das ist ein Argument. Toby liebt Geschenke! Und selbst wenn es nur etwas Süßes wäre. Solang er es sich nicht selbst gekauft hat, findet er es klasse als Überraschung. Aber wer weiß, was William bitte geholt hat. Am Ende ist es noch Brokkoli!
Lustlos springt er von der Fensterbank und schlendert zu dem Dom rüber. Er bemerkt, dass William die Augenbrauen hebt. Toby trägt seit einer Woche noch den gleichen Pullover. Blöd findet Toby es nur, dass er seine Sachen nicht hat. Dieser doofe William hat keine richtigen Boxershorts für ihn gehabt. Es waren solche peinlichen Rosa Dinger, dessen Namen er schon wieder vergessen hatte. Pantees? Irgendwie so etwas. Und die muss er wohl oder übel tragen. Dabei zwickt das so am Po und im Schritt.
»Ist es wichtig oder kann ich wieder meinem Leben nachtrauern gehen?« Motzt Toby genervt, als William vor ihm eine Tüte hebt. Offenbar keine Süßigkeiten... Die würden knistern.
Sein Dom sagt nichts. Toby ist schon in Begriff sich abzuwenden, doch wird er auf einmal fest im Nacken gepackt und über die Sofa Lehne gedrückt. Erschrocken quietscht Toby auf.
»Dir auch ein freundliches Hallo. Ich verstehe deinen Verlust, aber dein respektloses Verhalten ist damit auf keinen Fall gerechtfertigt. Haben wir uns verstanden?«
Williams Stimme ist ruhig, aber bestimmend. Toby würde im Moment nie anzweifeln, dass er ein Dom ist! Niemals! Eine Gänsehaut breitet sich auf seinem ganzen Körper aus, als er zum ersten Mal wieder richtige Dominanz spürt und sich fast schon geborgen fühlt.
Eingeschüchtert bringt er ein Nicken zustande. Der Mann über ihm schnauft leise. »Worte« - »H-Hab verstanden« Toby sagt es stotternd und als wäre nichts gewesen, wird er im nächsten Moment losgelassen und wieder in eine Gerade Position gezogen. Häh?
Irritiert geht sein Blick hoch zu den grünen Augen. William kramt in der Tüte und zieht etwas hervor.
»Ich dachte, ich mache dir eine Freude und markiere dich offiziell. Ich wollte dich ungern das alte tragen lassen...«
»Oh...«
»Ein Danke wäre passender« Toby weitet die Augen bei dem Anblick des Ledernen Halsbandes mit silbernen Nuancen, was offenbar nicht billig gewesen sein muss.
»Ähm... I-Ich meine Danke. Also fürs Markieren« Haspelt er unbeholfen. Es ist nicht so, dass das Halsband das Problem ist. Nein. Diese plötzliche Geste überrumpelt ihn. Dabei hatte er William doch als doof abgestempelt. Das passt doch gar nicht.
»Du hast nicht besonders Manieren gelernt, oder?« Erkundigt sich William trocken, als er Toby sanft das Halsband anlegt und es verschließt. Kalt liegt es an seiner Haut an. Aber nicht unangenehm. Das muss er leider zugeben.
»Pah klar hab ich das! Ich war sogar in einer Subklasse in der Oberstufe« Patzt Toby sauer zurück. Er ist ein toller Sub! Dieses Arschloch soll ihn ja nicht in Frage stellen! Nur weil er vor ihm nicht auf die Knie fällt soll der gefälligst nicht seine Erziehung anzweifeln.
Aber anscheinend beeindruckt William das nicht. Er überprüft, ob das Halsband auch richtig sitzt, worauf Toby einen bitterbösen Blick zu spüren bekommt.
»Ich habe eine Menge Nachsicht mit dir gezeigt. Dachte, respektvolles Verhalten kommt noch nach dem Schock. Aber offenbar bist du ein verwöhntes Balg«
»Sag mal geht's noch, du Spinner? Ich bin gar nicht verwöhnt! Ist doch nicht meine Schuld, dass du nicht weißt, wie man ein richtiger Dom is...«
»Auf die Knie!«
Toby zuckt verdutzt zusammen, als Williams Ton lauter wird. Was?
»Aber...«
»Ich wiederhole mich nicht, Toby«
Der Sub weiß gar nicht wie ihm geschieht, als langsam seine Knie nachgeben und er auf den Boden sackt. Als steuert ihn Williams Stimme wie von selbst. Das hat nur Jared bisher gemacht! Weil... Weil der doch sein Dom ist.
Schluckend sieht er den Dom von unten an. Toby fühlt sich kurz wie in einem Rausch. Endlich wieder das Submissive an sich zu spüren... Dabei wollte er doch rebellieren und sich nicht einem fremden Arsch unterordnen!
Er sieht William enttäuscht den Kopf schütteln, was ihm ein ungewohntes Stechen in der Brust verpasst. Fuck, er mag den Blick nicht! Er soll aufhören ihn so anzusehen! Toby war doch gar nicht böse! Er will sich nicht schlecht fühlen.
»Du bleibst jetzt dort Knien und denkst darüber nach, was du falsch gemacht hast. Um hier die Regeln mal ganz klar zu definieren. Ich bin dein Dom. Und mir ist bewusst, dass es dich ziemlich mitnimmt. All das hier. Aber du bist jetzt mein Sub. Ich trage dich auf Händen, wenn du ein guter Junge bist. Aber das bist du nicht. Und das bedeutet Konsequenzen. Denn erzogen bist du ganz eindeutig nicht. Und jetzt will ich kein Wort mehr hören. Ist das klar?«
Eingeschüchtert nickt Toby und senkt den Blick. Wie ein Häufchen Elend kniet er da. Er traut sich nicht sich zu bewegen. Wieso sollte er auch? Dieser nicht mal als Ausruf zu bezeichnende Befehl hat seinen ganzen Körper gelähmt. Er fühlt sich wie erstarrt. Sein Kopf rattert vor sich hin, die Hände dabei fest in den Pulli gekrallt.
William kann also doch streng sein. Oh, vielleicht war er ja gar nicht einkaufen sondern bei einem Kurs für Anfänger Doms. Das wäre tatsächlich echt lustig. Nein, Konzentration! Toby will nichts falsch machen. Er will nicht gegen Regeln verstoßen und böse sein. Also hin und wieder schon, macht ja Spaß, versteht sich. Aber doch nicht unabsichtlich.
Fuck, warum ist ihm das auf einmal so wichtig? Dieses blöde Matching kann ihm doch egal sein. Er könnte ein unabhängiger Sub werden, diesen beiden Doms den Mittelfinger zeigen und selbst losziehen. Okay nein, doofer Plan. Toby will einen Dom. Er wüsste gar nicht, was er bitte ohne anfangen soll. Niemand, der auf ihn aufpasst. Aber die Auswahl ist eben scheiße. Jared, dem er offensichtlich nie etwas bedeutet hat. Und dann noch diese Knalltüte von komischem Typ. Für den Toby hier jetzt einfach mitten im Zimmer kniet.
Man, als würde er wie ein Kind in der Ecke stehen und über seine Fehler nachdenken müssen. Musste er manchmal bei Jared machen, wenn er etwas angestellt hatte. Aber da war das okay...
Toby senkt den Kopf und tastet mit der Hand an seinen Hals. Das fühlt sich gut an. Wie einen Halt, den er hat. Also, dass er nicht allen egal ist... Jared vermutlich jetzt schon, aber es gibt jemandem, dem er nicht egal ist. Naja, er war auch die einzige Wahl für William. Aber vielleicht ergibt das dann doch Sinn. Dass William (der Nachname ist ihm entfallen) sein Dom ist. Ob das vielleicht echt so sein soll und er deswegen hier kniet und sich schämt?
Gedankenverloren spielt Toby an seinem Halsband herum und stößt ein betrübtes Seufzen aus. Besser er bleibt hier knien. Er hat es verbockt. Und das sowas von. William hat ja nicht gesagt ob und wann er aufstehen darf. Also ist sitzen bleiben dann doch gar nicht so falsch. Hoffentlich.
Müde schließt Toby die Augen und döst vor sich hin. Eventuell lohnt es sich diesen Dom kennenzulernen. Dass hilft bestimmt gegen das gemeine Pieksen in der Brust bei dem Gedanken an Jared. Toby war bis zu jenen Tagen nie bewusst, wie nah er und Jared sich eigentlich waren... Klar, sie waren sich wohl nun aus Gründen fremd. Aber trotzdem sind sie ein super Team. Sie waren es zumindest.
Scheiße nein, er will nicht schon wieder heulen. Dass dürfen sich diese Versagersubs vorbehalten, die sich bei jedem Wort eines Doms unterwerfen. Toby hält an etwas fest, was er Stolz als Würde bezeichnet. Vielleicht ist er einfach auch ein Sturkopf. Aber das war ihm schon früh klar.
So in Gedanken merkt er schließlich erst, dass William genau vor ihm steht, als er mit den Augen leicht blinzelt und direkt auf die Füße des Doms vor sich blicken kann. Erschrocken reißt er den Kopf nach oben.
»S-Sir...« Stottert Toby wie von selbst und bemerkt erst seine Ansprache, als er das Blitzen in Williams Augen sieht. Moment, hat er ihn gerade offiziell als Dom anerkannt? Oder ist ihm das rausgerutscht. Egal.
»Hast du über dein Verhalten nachgedacht?« Toby nickt hektisch. Auf einen bösen Blick antwortet er eilig: »Ja, hab ich, Sir...«
Zum Teufel! Warum nutzt er diese Anrede? Sonst bildet der Typ sich noch ein, dass er ihn ernst nimmt. Vielleicht tut er das ja auch. Aber wenn, dann nur ein klitzekleines Bisschen. So mini, dass man es fast gar nicht zählen kann.
»Mh... Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«
»Ich... Ich war frech... Und es tut mir leid«
»Weiter?«
»Äh, weiter?«
»Ja«
»Oh Shit, ja ähm... Ja! Ich mache das nicht noch mal«
Huch, woher kommt das denn bitte?
Verwirrt über sich runzelt Toby die Stirn. Dieser Kerl lässt ihn noch ganz komisch werden. Bestimmt!

Aus seinen Gedanken reißt ihn die Hand, die ihn langsam am Halsband auf die Beine zieht und somit Tobys Aufmerksamkeit komplett auf William lenkt. Und komischerweise, Toby fühlt sich irgendwie geborgen und gut. Nicht mehr ganz so verloren, wie die letzten Tage voller Trauer und Selbstmitleid. Fühlt sich gut an zur Abwechslung.
William streicht ihm fast schon liebevoll einmal über die Wange. Toby ist froh, dass er nicht extrem klein ist. Würde er sich auf Zehenspitzen stellen, wäre er mit William fast auf Augenhöhe. Also bildlich gesprochen.
»Toby, du bist erwachsen. 23. Du hast einen guten Dom gehabt, der sicherlich nicht bei deiner Erziehung Lücken gelassen hat. Ich bin nicht dieser Dom. Aber ich lege ebenso großen Wert darauf. Ich habe zu lang gewartet, endlich einen Sub zu haben. Außerdem ist mir zu Ohren gekommen, dass du ein sehr braver Sub sein kannst. Deswegen, lass dieses Theater hier jetzt endlich bleiben und benimm dich deines Alters und deiner Erfahrung entsprechend. Dann können wir sicher miteinander arbeiten. Verstanden?«
Tobys Hals ist trocken bei Williams so eindringlich und doch ruhig gesprochenen Worten. Er bekommt keinen Satz hervor. Weiß aber, dass ein Nicken genauso blöd ist. Mochte Jared auch nie.
Also räuspert er sich und lehnt sich leicht der Bewegung seines Halsbandes entgegen.
»Ich möchte einen richtigen Dom haben. Du äh Sie Sir willst auch einen Sub. Ich- Ich find das echt blöd allein zu sein. Und hab Angst, dass du äh Sie kein richtiger Dom bist. Und äh... Ja! Ja ich hab verstanden und so... Aber ich bin ein voll entwickelter Sub. Bitte behandle mich auch richtig wie einen. Sonst komme ich mir echt blöd vor. Und... Ja« Ist er schließlich mutig genug. Ob William jetzt sauer ist? Weil er sich absichtlich danebenbenommen hat? Bestimmt. Jared hätte ihn sofort übers Knie gelegt und den Arsch versohlt.
Entgegen seinen Erwartungen aber nickt William mit entspanntem Gesichtsausdruck. »Okay. Das respektiere ich. Du bist ein Sub und hast Erfahrung. Ich habe wiederum keine. Aber das holen wir auf und glaube mir, du wirst dich noch richtig genug behandelt fühlen. Aber dafür darfst du dich hier nicht wie ein temporärer Gast aufführen. DU bist mein Sub. Lerne mich kennen und wir kriegen das hin. In Ordnung?«
Toby muss Lächeln. Er will das ja nicht mal, doch fühlt sich das gut an. Für kurze Zeit ist der Liebeskummer vergessen. Also beschließt er diesen William, der doch nicht so blöd ist, einfach zu umarmen. Hoffentlich steht der mehr auf Kuscheln als Jared...
»Ähm... Übrigens...« Nuschelt Toby in sein Hemd. »Ich mag es auch sehr an der Leine zu sein... Und ein Halsband zu tragen. Also öhm... Das fände ich für die Zukunft wirklich gut. Ja?«

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