Kapitel 17| Gedanken und Gespräche

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Haben den 14. Februar 3024

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Sicht von Leoni:

Heute Morgen wurde ich recht früh wach. Da ich mich weiterhin bedingt bewegen kann, muss ich auf die Ärzte und den Pfleger warten. Und ja, es ist ätzend. Aber mir schwirrt immer noch, das, was die Stimme gesagt hatte, durch den Kopf. Woher weiß diese Stimme das alles von Lukes und mir? Und woher kommt diese Stimme, genauer gesagt, zu wem gehört sie? Auch bin ich gespannt, was Samuel mitbringt, dass Lukes und mir dabei helfen soll, alles zu verstehen. Gerade haben wir erst sechs Uhr und da mir Kyoko gestern noch geschrieben hatte, dass die vier mit einem Flug um dreiundzwanzig Uhr fliegen, muss ich nur noch sechs Stunden warten, ehe sie endlich hier ankommen. Ich habe heute Morgen auch schon meinen Eltern geschrieben, dass die vier nach Amerika kommen.

Auch fragte ich die beiden, ob sie heute ins Krankenhaus kommen. Meine Mutter schrieb zurück, dass die beiden schon von Samuel erfahren hatten, dass die vier unterwegs sind. Und auf meine Frage, ob die mich besuchen kommen, schrieb sie lediglich ja, aber erst so gegen halb zehn. Denn um zehn würde der Psychologe kommen. Auf den habe ich so gar keinen Bock, aber da es üblich ist, wenn einer versucht sich umzubringen, wird daher ein Psychologe gebeten, sich den Patienten anzuschauen. Ja, ich weiß, ich habe echt großen Mist gebaut, doch wie hätte ich es sonst schaffen sollen von Lukes und dem Baby loszukommen? Okay, okay. Das hat auch nicht wirklich geklappt, doch nun weiß ich nicht mehr weiter. Deshalb habe ich meine Mädels auch angerufen, vielleicht haben die drei eine Idee, wie ich davonkommen kann.

Jetzt heißt es also Zeit totschlagen und darauf hoffen, dass der Pfleger gleich kommt, damit ich pinkeln gehen kann. Denn ich muss wirklich dringend aufs Klo. Auch habe ich echt Hunger und deshalb freue ich mich darauf, wenn es gleich Essen gibt. Aber am meisten freue ich mich mehr darauf, dass meine Mädels nach hier kommen. Ich weiß, ich habe sie beim letzten Anruf richtig rund gemacht und wollte keinen Kontakt mehr, weil die meinem Vater dabei geholfen haben, mich nach hier zu entführen. Aber jetzt, jetzt sehe ich ein, dass die drei keine andere Wahl hatten und ich ihnen zu Unrecht die Schuld gegeben habe. Auch, weil ich meine Mädels jetzt wirklich dringend brauche. Auf den Psychologen habe ich eher weniger Bock, aber da muss ich wohl durch. Ich hoffe wirklich, dass meine Familie mir das verzeihen kann. Doch denke ich, dass Luis länger Zeit benötigt, damit er mir meinen Mist, den ich angestellt habe, verzeiht. Anscheinend habe ich ihm wirklich damit sehr verletzt. Und mein Vater, er hatte recht damit, dass wenn er einen Fall bekam und dieser sich als Selbstmord herausstellte, war ich immer stinksauer darüber. Zudem habe ich mir stets Gedanken darüber gemacht, warum die Menschen nie an ihre Familien oder Freunde dabei dachten, wenn sie dies taten. Jetzt weiß ich, dass ich dies auch nicht getan habe und ich einfach ohne groß zu überlegen die Schnitte gesetzt hatte.

Ich überlegte, wie ich meine Familie dazu bringen kann, mir zu verzeihen, als es kurz klopfte und der Pfleger hereinkam. Er grüßte mich kurz, fragte, wie es mir geht und entschuldigte sich bei mir, da er sein Skalpell liegen gelassen hatte. Ich sagte ihm, dass er sich nicht entschuldigen muss und es mir gut geht. Auch sagte ich ihm, dass es allein mein Entschluss war, diesen Schritt zu gehen. Doch ich fragte ihn, ob es Ärger gab, weil er sein Skalpell liegen gelassen hatte. Er meinte kurz und knapp, dass es Ärger gab und er nun zwei Wochen unbezahlt arbeiten und Überstunden schieben muss. Das tat mir leid, denn nur meinetwegen bekam er die Strafen, weil ich so dumm war. Also entschuldigte ich mich bei ihm, doch auch er meinte, dass ich das nicht müsste. Er schnallte die Manschetten auf, setzte mich in einen Rollstuhl und begleitete mich zum Badezimmer. Dort schaute er sich erst einmal um, damit dort drinnen nichts ist, womit ich mich erneut selbst verletzten könnte.

Als er nichts fand, durfte ich die Tür schließen und endlich pinkeln gehen. Und oh, man, tat das gut. Als ich damit fertig war, putzte ich mir meine Hände. Anschließend nahm ich meine Zahnbürste und putze meine Zähne, denn ich hatte so einen pampigen Geschmack im Mund. Nachdem ich alles erledigt hatte, öffnete ich die Tür und der Pfleger half mir zurück ins Zimmer. Er legte mich auf das Bett und schnallte mich wieder an die Manschetten. Ich hoffe, dass wenn der Psychologe hier war, ich diese Dinger nicht mehr benötige. Nachdem ich also wieder ans Bett festgebunden wurde, machte er sich daran, die Verbände zu wechseln. Zuerst die an meinem Kopf, dann die am Unterschenkel und anschließend die am Oberkörper und zum Schluss die beiden an meinen Handgelenken. Als er diese entfernte, hat es etwas geschmerzt und war wirklich unangenehm. Als ich auf die Wunden sah, wurde mir erst so richtig bewusst, dass ich echt scheiße gebaut habe. Hätte ich die Schnitte nur etwas tiefer und weiter zur Mitte gesetzt, wäre ich trotz der schnellen Hilfe von Lukes nicht mehr am Leben.

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