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Elisabeth schaut mir tief in die Augen, als ob sie meine Gedanken lesen würde. Eine Stelle auf ihrer rechten Wange verfärbte sich rot. Das war doch die Stelle gewesen wo eine Träne von mir ihre Wange getroffen hatte! Verwirrt und etwas ängstlich beobachtete ich ihre Bewegungen. Ein gestörtes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. ,,Willst du wissen, was in jener Nacht mit deinen Eltern passiert ist?", fragte sie. Bevor ich ihr antworten konnte redete sie auch schon weiter:,, Ich war passiert!" Ihr schelmisches Lachen füllte die ganze Stille. Sie war echt nicht mehr okay. Mit ihrer Hand packte sie meinen Hals und hob mich hoch. Ihr Griff um meinen Hals wurde immer fester. Wärend dessen strampelte ich mit den Beinen und versuchte ihren Griff zu lockern, was mir aber nicht gelang. Auf einmal hörte ich etwas knacken und alles wurde schwarz.

Ruckartig wachte ich auf. Wo war ich? Ach ja, ich erinnerte mich wieder an den gestrigen Tag. Ich war bei Viktor. ,,Hey, alles gut? Du hast geschrien.", fragte mich ein besorgter Viktor, der gerade herrein kam und sich neben mich auf das Bett setzte. Vorsichtig nahm er mich in den Arm und strich mir ein paar Tränen aus dem Gesicht. Seine Umarmung fühlte sich so gut an. Es brachte wärme in meinen kalten Körper und in seiner Gegenwart wurde ich zutraulicher. Oh nein, ich glaubte ich hatte mich verliebt. Ich, die jenige, die beschlossen hatte für alle Zeit keinen Kontakt zu jemandem zu haben außer zu Elisabeth. Es hatte sich alles nach ihrem Tod geändert. Ich hatte das Gefühl, dass alles meine Schuld gewesen war. Das mit Elisabeth und das mit meinen Eltern. Wären sie jetzt noch hier würden sie mir sagen, dass nichts davon meine Schuld sei, doch genau so fühlte es sich an. Ich muss herraus finden, was mit Elisabeth passiert war und ob sie die Möglichkeit gehabt hätte meinen Eltern etwas anzutun. Ich kannte Elisabeth jetzt schon         2 1/2 Jahre und sie hatte nie auch nur einer Fliege ein Haar gekrümbt, dass konnte ich mir nicht vorstellen. Es war einfach zu absurd.

Langsam hatte ich mich wieder beruhigt und setzte mich aufrecht hin, so dass ich Viktor in seine wunderschönen Augen guckte. Sie hatten gerade so ein schönes Leuchten. Viktor lächelte mich vorsichtig an und ich erwiederte es. ,,Geht es dir besser?", fragte er ein wenig besorgt. ,,Keine Sorge, es war nur ein unschöner Traum.", antwortete ich ihm. ,,Na gut. Du hast bestimmt Hunger, oder? Ich habe Frühstück gemacht. ,,Gerne.", gestand ich, denn mein Bauch knurrte schon und so eilig hatte ich es nicht zurück in mein Anwesen zu kommen.

Wir gingen die Treppenstufen runter und bogen ein paar mal nach rechts oder links und kamen an einer frisch gedeckten Tafel an. Es gab alles, was man zum frühstücken brauchte. Also Aufschnitt, Saft und frisch gebackene Brötchen. Ich setzte mich gegenüber von Viktor an den Tisch und fing gierig an zu essen. Schmunzelnt beobachtete mich Viktor und fing schließlich, nachdem ich seinen Blick erwiederte, selber an zu essen. Wir unterhielten uns über einiges beim essen. Um erlich zu sein fand ich ihn gar nicht so schlecht. Viktor wohnte ebenfalls wie ich alleine in seinem Anwesen und hatte aber, anders als ich es hatte, keinen Diener oder Dienerin.

Es war der beste Tag, seit dem Tod meiner Eltern, für mich gewesen. Viktor und ich genossen den ganzen herlichen Tag zusammen und verstanden uns immer besser. Bevor ich mich auf den Weg zu meinem Anwesen machte, schauten wir uns noch den Sonnenuntergang gemeinsam an. Es war echt romantisch, auch wenn ich nicht so der romantische Typ war. Zum Glück hatten wir uns nicht im Regen geküsst, denn um ehrlich zu sein, das hätte ich zu kitschig gefunden, auch wenn ich ihn gerne geküsst hätte. Sich diese Gedanken zu machen war Unsinn, denn höchst wahrscheinlich empfand er nicht das gleiche, wie ich für ihn. So war das nun mal.

Zurück zu meinem Anwesen ging ich dieses Mal nicht durch den Wald, sonder um den Wald herrum auf dem Landweg. Nach einer guten Stunde sah ich schon das Haus. Verwundert trat ich näher. Die Haustür stand offen. Langsam ging ich hinein. Meine Finger suchten in der Dunkelheit den Lichtschalter und ertasteten ihn an der Wand. Komischerweise funktionierte er allerding nicht. Plötzlich hörte ich Glas zerspringen, ich glaubte es kam aus der Küche. ,,Hallo, ist da jemand?", fragte ich vorsichtig mir ein wenig Angst. Doch es antwortete niemand. ,,Hallo?", noch einmal versuchte ich es ohne Erfolg. Nun ging ich in meine Küche, doch plötzlich traf mich etwas hartes auf den Hinterkopf, wahrscheinlich einer meiner Pfannen, und ich fiel zu Boden. Bevor ich ohnmächtig wurde, hatte ich noch einen Schatten erkennen können.


The haunted ladyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt