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Nach dem Radiobeitrag habe ich wirklich das Gym geputzt. Zumindest teilweise. Ich habe alle Geräte sauber gemacht und die Toiletten und Waschbecken geputzt. Dann habe ich in der Umkleide eine dunkelgrüne Sportleggins entdeckt. In einer anderen Ecke habe ich dann noch ein graues Tshirt gefunden. Beides wirkte wie frisch gewaschen. Die Hose gehört ziemlich sicher einer Frau und das Tshirt dem Geruch nach zu urteilen definitiv Damian.

Ich habe kurz hin und her überlegt und mich dann dazu entschieden beides anzuziehen und ein wenig Sport zu machen. Auf putzen hatte ich keine Lust mehr und Bewegung ist immer gut. Das Tshirt knote ich am Saum zusammen, damit es nicht so lang ist. Die Hose passt erstaunlich gut, was mich sehr freut. Wem sie wohl gehört? Giulia ist die einzige Frau, die ich hier bisher gesehen habe, aber definitiv zu klein für diese Hose.

Zurück im Gym entscheide ich mich dazu mich auf dem Laufband ein wenig aufzuwärmen. Ich laufe zehn Minuten locker und setze mich dann auf den Boden und dehne mich ein wenig. Das Radio läuft nach wie vor im Hintergrund, aber ich ignoriere es weitestgehend.

„Und jetzt Never Really Over von Katy Perry", höre ich irgendwann. Sofort werde ich aufmerksam. Wäre ich nicht hier, würde ich für meine nächste Performance zu genau diesem Lied trainieren. Ich springe auf und drehe die Musikanlage auf. Ich steige in den Tanz ein und Wirbel durch den Raum. Ich merke sofort wie das Freiheitsgefühl meinen Körper durchdringt. Tanzen lässt mich immer alles vergessen. Ich bin in meiner eigenen Welt und Freude erfüllt meinen Körper.

Ich ende auf dem Boden liegend. Schwer atmend bleibe ich kurz liegen, ehe ich meinen Kopf hebe und eine Bewegung hinter mir wahrnehme. Erschrocken drehe ich mich um. Damian steht in der Tür.

„Was machst du hier?", frage ich zischend. Ich stehe auf und drehe das Radio aus.

„Enzo sagte, dass du hier bist. Ich wollte nachschauen wie es dir geht", antwortet Damian kurz und scheint dabei mein Gesicht zu inspizieren. Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch, was ich als Kind wochenlang geübt habe.

„Und wie lange stehst du schon da?", frage ich weiter.

„Lange genug um ein wenig beeindruckt zu sein. Aber sag mir, tanzt du nur Solo? Oder auch Paartanz?" Mit diesen Worten kommt er näher. Jedoch geht er direkt an mir vorbei auf die Musikanlage zu.

Irritiert drehe ich mich wieder zu ihm. „Wenn du Walzer und Diskofox meinst: ja, das tanze ich auch."

„Ich meinte eher Salsa!", antwortet Damian knapp und startet die Musik über sein Handy.

Dann kommt er zu mir und hält mir die Hand hin: „Darf ich bitten?"

„Was?", frage ich vollkommen überrumpelt.

„Also kein Salsa? Hätte ich mir auch denken können!", sagt er nun spöttisch und lässt seine Hand langsam sinken.

Ich verdrehe die Augen, schnaufe und ergreife seine Hand. Sofort erscheint ein wissendes Grinsen in seinem Gesicht und ich merke, dass das sein Plan war. Aber jetzt ist es zu spät. Wir nehmen die Haltung ein und fangen an gemeinsam zu tanzen.

Es ist beeindruckend wie er tanzt. Er weiß, was er tut und wie man führt. Seinen Blick hält er durchgehend auf mich gerichtet. Ich muss definitiv sagen, er ist der beste Tanzpartner, den ich je hatte. Und ich hatte einige.

Nach einigen weiteren Schritten und Drehungen, enden wir mit einer Hebefigur. Damian hält mich noch ein wenig länger, obwohl das Lied schon zu Ende ist. Dann lässt er mich langsam runter und ich stehe direkt vor ihm. Schweratmend blicken wir einander tief in die Augen. Seine Hände ruhen noch auf meiner Hüfte und meine auf seinen Schultern.

Während wir uns so nah sind, muss ich an unseren Kuss der letzten Nacht denken. Der Kuss war falsch! Er hat mich entführt und hält mich gegen meinen Willen fest. Aber kann etwas, dass sich so gut anfühlt wirklich so falsch sein? Meine Augen wandern kurz zu seinen Lippen. Ein Teil von mir möchte ihn noch einmal küssen. Ein Blick in seine Augen zeigt mir, dass auch er auf meine Lippen guckt. Er kommt meinem Gesicht näher, doch hält kurz bevor unsere Lippen sich treffen inne.

„Du wirst die Hochzeit nächsten Samstag lieben!" Und damit überbrückt er die letzten Zentimeter und legt seine Lippen auf meine. Seine Arme legt er um meinen Rücken und zieht mich näher zu sich. Sofort erwidere ich den Kuss und meine Hände wandern in seine Haare.

Er übt mehr Druck gegen meine Lippen aus, weshalb ich mich auf die Zehenspitzen stelle, um dagegen zu halten. Damian sieht das als Chance und hebt mich hoch. Er platziert seine Hände auf meinem Hintern und ich schlinge meine Beine ohne Nachzudenken um seine Taille. Der Kuss wird immer intensiver und leidenschaftlicher.

Das Denken fällt mir schwer, doch plötzlich macht es Klick in meinem Kopf und seine Worte kommen bei mir an. Ruckartig ziehe ich meinen Kopf zurück und trenne somit unsere Lippen. Da ich nach wie vor auf Damians Hüfte sitze, bleibt eine starke Nähe vorhanden.

„Was für eine Hochzeit? Was redest du da? Bist du irre?" Als wenn ich ihn heiraten würde, ich genieße zwar die Küsse, aber ganz wahnsinnig bin ich dann doch noch nicht. Zumindest hoffe ich das sehr.

Irritiert schaut Damian mich an. Warum guckt er denn jetzt so? Er hat das doch gesagt!

Mafia RussoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt