Einen Moment lang schien alles still zu stehen. Königin Padelia blickte ihre Tochter mit glänzenden Augen an, der König funkelte beide an, als würde er seine Frau am liebsten neben seiner Tochter an die Wand fesseln und Inés saß einfach nur da. Da stand sie. Die Frau, die sie weggegeben hatte, die sie verraten hatte und die sie nun doch mit solcher Liebe anblickte, dass Inés es nicht fertigbrachte, böse auf sie zu sein. Nach diesen wenigen Sekunden oder Minuten, Inés konnte es nicht sagen, hastete Königin Padelia auf ihre Tochter zu, fiel auf die Knie und vergrub ihre Hände in Inés unbändigem Haar. Schließlich lösten sie sich aus der Umarmung und blickten sich für einen langen Moment direkt in die Augen. Plötzlich ertönte die raue Stimme des Königs: „Padelia, wie kannst du es wagen, hier einfach so hereinzuplatzen? Außerdem ist dies da...", er blickte Inés und ihre Mutter mit einem angewiderten Blick an, „nahe dem Hochverrat. Dieses Mädchen ist eine Verstoßene. Wage es nicht, sie noch einmal zu berühren oder auch nur anzublicken." Die Liebe in Padelias Augen verschwand augenblicklich. Ein letztes Mal blickte sie ihre Tochter eindringlich an und drehte sich dann um. Sie machte ein paar präzise Schritte auf ihren Gatten zu. Inés war beeindruckt von der Ruhe, die ihre Mutter noch immer ausstrahlte. Dieses Temperament hatte sie nicht von ihr geerbt. Der Gedanke, dass sie ihre aufbrausende, feuergleiche Art von diesem Mann hatte, der sie eine Verstoßene nannte, widerte sie an. Padelia blieb vor dem König stehen und sagte in einem Tonfall, den dieser eindeutig nicht erwartet hatte: „Ihr Name ist Inés und sie ist meine Tochter. Du magst sie nicht als deine anerkennen, doch ich bin eine Mutter von zwei Töchtern, die mich brauchen. Sie brauchen mich, weil sie keinen Vater haben." König Andin winkte mit einer energischen Handbewegung ein paar Wachen herbei, die sofort die Hände ihrer Königin zusammenbanden und sie zur Tür führten. Sie wehrte sich nicht, ließ es einfach geschehen. Inés schrie: „Mutter! Wehr dich doch! Lass mich nicht zurück!" Wie konnte ihre Mutter sie nun einfach hier mit diesem Tyrannen alleinlassen? Ihre Mutter. Sie hatte eine Mutter. Als die Tür krachend zufiel, machte der König einige Schritte auf Inés zu. „Entschuldige diese kleine Unterbrechung. Nun, eigentlich kommt sie mir recht gelegen, wenn ich so darüber nachdenke. Hör zu, wenn du nicht kooperierst, werden die Königin und ihre alte Zofe noch morgen gehängt werden. Verstehst du mich?" Ja, Inés hatte es verstanden. Jetzt wo sie ihre Mutter kennengelernt hatte, war sie noch verletzlicher. Ihr Vater wollte sie in eine Waffe verwandeln und es gab nichts, das Inés mehr verabscheute. Wenn sie jedoch nicht kämpfte, würde das die beiden Menschen umbringen, die sie nicht verlieren durfte, ohne die sie untergehen würde. „Ja.", sagte sie schließlich mit fester Stimme. Die Züge des Königs entspannten sich. „Na dann, zeig mal was du kannst." Da wurde es Inés klar. Ihr Vater dachte wohl, sie wäre innerhalb weniger Stunden bereit, eine ganze Armee auszulöschen. Doch sie hatte ihre Magie bisher nie bewusst eingesetzt. Das würde ihr nur eine Person zeigen können und diese Person saß jetzt gerade hundert Meter unter ihr in einer dunklen Zelle. „Eure Majestät", wie sehr es sie anwiderte, ihn so unterwürfig anzureden. „es wäre mir natürlich eine Ehre, eurer Armee zu dienen. Allerdings habe ich meine Magie bisher nicht kontrolliert einsetzen können." „Du willst mir sagen, du brauchst die alte Verräterin in meinem Kerker, um deine... Begabung zu nutzen?" Inés nickte schwach. „Darüber muss ich nachdenken." Inés war fast erleichtert, als die Wachen erneut den Raum betraten, um sie in den Kerker zu führen. Der König hatte keine Wahl. Er würde die beiden wieder vereinen müssen. Doch die Erleichterung verflog, als Inés plötzlich eine vertraute Stimme in dem Verließ neben ihr vernahm. Robin.
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Kind des Feuers
FantasyInés wohnte schon seit sie denken kann bei ihrer Tante Adrania in einer kleinen Hütte mitten im Argaenwald. Doch ihr unbeschwertes Leben sollte sich von Grund auf ändern, als plötzlich ein mysteriöser Feuervogel bei der Hütte auftaucht. Was verbinde...