Haus der Sterne | Marauders

5 ☆ Der Tag danach

KAPITEL FÜNF
Der Tag danach
[oder wie ich mich dazu entschied, meinen ersten Schultag des sechsten Jahres ohne zu zögern zu schwänzen.]
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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dröhnte mein Schädel. Zuerst dachte ich noch, es würde besser werden, sobald ich aufstand - doch verdammte Scheisse, das machte es nur noch schlimmer.
Übelkeit kam in mir auf, als ich mich wieder versuchte, hinzulegen. Wir hatten es gestern wohl wirklich etwas übertrieben.
Ich strich mit meinen Händen über meine Augen - seufzte leise.

Als einer meiner Finger meine Lippen berührte - schoss mir die Erinnerung von gestern wie ein Klatscher ins Gesicht.
Nach Luft schnappend setzte ich mich im Bett auf - starrte geschockt ins Leere.

Christine und Ophelia schienen noch zu schlafen - Lily hingegen stand sehr warscheinlich schon unter der Dusche. So bemerkte keine meiner Mitbewohnerinnen, dass ich den Vorhang meines Bettes zuzog - so, dass mich niemand mehr sehen konnte.

"Fuck... fuck, fuck, fuck...",hauchte ich verzweifelt in meine Hände, als ich mich an die Wand hinter meines Bettes lehnte und die Knie an meinen Körper anzog.
Was hatte ich bloss getan?

Die Erinnerungen waren immer noch so klar da - konnte noch fast das Gefühl an meiner Fingerspitze spüren, wie ich die Stickerei berührt hatte. Wie ihre Lippen sich auf meine gelegt hatten.
Ich riss mein Kissen unter mir weg - presste es mir auf das Gesicht und schrie verzweifelt in dieses hinein.

Dann liess ich mich erschöpft und verzweifelt auf den Rücken sinken und starrte mit pochendem Herzen und ebenso pochenden Kopf - an die Decke.
Das durfte doch nicht alles wahr sein.

Hatten wir gestern vielleicht einfach zu viel getrunken? Hatte mich Willow deswegen geküsst?
Ich dachte an das Gefühl, welches sie in den letzten Monaten immer wie öfters in mir ausgelöst hatte - wenn sie mich berührt hatte. Angelächelt hatte.

Doch ich hatte nie gedacht, dass es-
Ich verzog das Gesicht, als meine Augen begannen zu brennen - meine Kopfschmerzen durch Weinen doch nur noch stärker werden würden.

War ich blind gewesen? Oder war Willow einfach wirklich nur etwas zu betrunken gewesen? Sie küsste doch Victor auch oft auf die Wange - und das nüchtern. Wenn man es also so ansah - konnte es ja durchaus sein, dass Willow Leute auf die Lippen küsste, wenn sie betrunken war.
Da war nichts dabei. Das gab durchaus Sinn. Oder?

Mein Herz schlug immer wie schneller - bekam immer wie mehr Angst, dass ich bald losschreien würde vor Überforderung.
Ich strich zittrig mit den Finger meine rabenschwarzen Haare aus dem Gesicht. Versuchte tief durchzuatmen.

Ich stellte mir vor, wie ich heute Willow im Unterricht begegnen würde - der Gedanke daran liess mich das Kissen schon wieder auf mein Gesicht drücken. Verzweifelt stöhnte ich hinein und spürte, wie meine Tränen den Bezug nass machten.

Ich unterdrückte ein leises Schluchzen, als ich das Kissen wieder auf meinen Bauch legte und an die Decke starrte. Die Tränen brannten in meinen Augen - versuchte sie wegzublinzeln, doch das machte es bloss noch schlimmer.

Wieso jetzt?
Wieso mussten immer gleich tonnenweise von schlimmen Sachen passieren. Gleichzeitig.
Es fing mit einer Sache an, welche man nicht stemmen konnte - und als ob die Welt dies zum Sterben lustig fand, schmeisst sie einem gleich noch mehr solcher Dinge ins Gesicht.