Kapitel 21

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Sommerpause 2010

POV Höwedes:

Endlich Sommerpause! Knapp drei Monate frei, in denen Mats und ich uns zum ersten Mal in unserer Beziehung mehr als zwei Tage am Stück sehen konnten. Ein paar Pläne hatten wir auch schon für unsere freie Zeit. Nur nach einem passenden Urlaubsort hatten wir noch nicht geguckt. Es war auch gar nicht so leicht, etwas zu finden, wo wir wirklich ungestört sein würden. Irgendwo waren ja dann doch immer die Medien, um irgendwelche Bilder zu ergattern. Dabei waren Mats und ich gar nicht mal so sehr im Fokus. Vielleicht Mats noch eher, nachdem er seine erste Länderspielpause bei der A-Nationalmannschaft verbringen durfte. Aber wir wollten auf jeden Fall nichts riskieren. Es war so unglaublich, dass die EM schon wieder ein Jahr her war. Der Startschuss zu unserer Beziehung, das Event was den Ball zum Rollen gebracht hat. Da wurde ich ja glatt nostalgisch. Mein Blick wanderte zu Mats, der neben mir im Auto saß. Sein Blick wanderte zu Mats, der neben mir im Auto saß. Sein Blick lag konzentriert auf der Straße, der nun aber zu mir flog.

"Ist was?", fragte er unsicher, bevor er seinen Blick wieder nach vorne richtete. Als die Wahrheit war, dass ich den Jüngeren gerne angucke, aber das würde ich jetzt bestimmt nicht zugeben!

"Ich war nur in Gedanken", redete ich mich also heraus, um dann meinen Blick schweren Herzens auch wieder nach vorne zu richten. Seit mittlerweile drei Stunden waren wir nun schon unterwegs und weitere drei lagen noch vor uns. Zum Anfang der Sommerpause war es Mats Wunsch seine Freunde und Familie zu besuchen. Und natürlich kam ich da mit, auch wenn mich das Thema Outing etwas nervös machte. Einigen hatte ich mittlerweile von Mats und mir erzählt. Daniel wusste es ja eh schon von Anfang an, bei den anderen hatte es noch ein bisschen Zeit gebraucht, aber dann war es doch mehr erleichternd als alles andere gewesen. Vor allem, weil ich ja meine Familie und meine engsten Freunde kannte und mir bewusst ausgesucht habe und allesamt total gut auf die Neuigkeit reagiert haben. Zu einem Familienessen musste Mats auch schon antanzen. Um so gerechter, dass ich nun auch seine Familie kennenlerne. Ich hoffte nur, dass der Dialekt einigermaßen verständlich blieb, obwohl rund um München konnte ich da ja noch Hoffnung haben.

"Worüber machst du dir denn Gedanken?", harkte Mats jetzt doch nach und legte wie beiläufig seine rechte Hand auf meinen Oberschenkel. Ich liebe es, wenn er sowas macht, mir mit Gesten Sicherheit und Zuneigung zeigen. Zum Glück ließ er keine Gelegenheit aus, um das zu tun. Nur in der Öffentlichkeit ging das natürlich nicht. Da ließen wir uns aber sowieso so gut wie nie blicken. Es war zwar kein Geheimnis, dass wir durch die Natio uns gut verstanden, aber gern gesehen war es dennoch nicht, wenn jemand vom BVB was mit einem Schalker machte. Eigentlich könnte es uns egal sein, aber besonders ich wollte kein besonderes Aufsehen durch solche Nichtigkeit erzeugen. Also blieb unser Stamcafé und verschiedene Sportaktivitäten unser Safe Space. Hauptsache nicht an belebte Orte, wo viele uns erkennen konnten. Kein schönes Gefühl, sich gewissermaßen verstecken zu müssen, aber das war schon okay.

"Sag ich dir vielleicht später", gab ich Mats eine leicht verzögerte Antwort. Ich hatte zwar auch nicht später vor ihm zu sagen, wo meine Gedanken waren, aber das musste er ja nicht wissen und bis dahin hatte er es vielleicht vergessen.

Fünf Minuten früher als die angegebene Zeit kamen wir bei dem Bruder von Mats an. Hier würden wir für die nächsten Tage unterkommen. Ich war super dankbar darum, dass wir nicht bei Mats Eltern schlafen mussten, das wäre mir dann wahrscheinlich doch etwas unangenehm gewesen. Ich streckte meine steifen Glieder, als ich nach sechs Stunden zum ersten Mal wieder stand. Obwohl man in unserem Beruf so oft irgendwo hin reiste und dabei auch lange Zeit im Sitzen verbringen musste, würde ich mich an dieses ekelhafte, abgeschlagene Gefühl bei der Ankunft nie gewöhnen. Während ich noch dabei war, meine Gliedmaßen zu sortieren, stand Mats schon am Kofferraum und holte dort unsere Reisetaschen heraus. Ich wollte ihm schon eine abnehmen, doch ließ er das nicht zu, der alte Gentleman.

"Klingel lieber mal bei Hummels", trug er mir auf, was ich ergeben ausführte. Die letzten Monate musste ich lernen, dass es sich nicht lohnte, mit ihm über solche Sachen zu diskutieren. Wenn es ihn glücklich machte, sollte er meine Tasche tragen. Jonas fragte gar nicht nach, wer geklingelt hatte, sondern drückte direkt auf. Da wartete scheinbar schon jemand auf uns. Sobald die Tür hinter uns zugefallen war, wurde ich von Mats von der ersten Stufe zurückgezogen und an Mats Brust. Von oben lächelte er mich verschmitzt an, bevor sich seine Lippen auf meine senkten. Schmunzelnd erwiderte ich diesen kleinen gestohlenen Kuss. Gott, in diesen Momenten merkte ich wieder, wie verliebt ich in diesen Mann war. Diese kleinen, unscheinbaren Gesten hielten es mir immer wieder vor Augen.

"Findet ihr die Treppe nicht oder was ist bei euch da unten los?", hörte man plötzlich die Stimme von Jonas durchs Treppenhaus tönen. So lange hatten wir doch gar nicht rumgetrödelt, schoss es mir durch den Kopf, trotzdem löste ich mich schnell von Mats und erklomm zum zweiten Mal die erste Stufe.

"Mein Gott, jetzt sei doch nicht so ungeduldig", beschwerte sich Mats hinter mir in Richtung seines Bruders.

"Sagt der Richtige, sei froh, dass ich euch nicht bei Mutter schlafen lasse!"

Geschwisterliebe war doch was schönes. Grinsen musterte ich die Hummels Brüder, die sich nicht nur Charakterlich und Humortächnisch sehr ähneln, sondern auch vom Aussehen. Nach einer kurzen Umarmung zur Begrüßung traten wir in eine ebenso hellen und moderne Wohnung, die auch Mats hatte. Nur waren hier die Wände in warmen Tönen gestrichen und es wirkte alles etwas wohnlicher. Wir hatten sogar ein eigenes Gästezimmer in dem Mats unsere Taschen abstellte. Ich denke für die nächsten Tage würde ich mich hier sehr wohl fühlen können und langweilig würde es mit den beiden auch nicht,

unforgettable ~ hömmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt