Kapitel 5

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U21 EM Halbfinale 2009

POV Höwedes:

Ausgelassen sprang ich auf Mats Rücken. Wir hatten gewonnen und würden damit ins Halbfinale einziehen. Kann mich mal jemand kneifen? Das war so unfassbar abgefahren. Ich schwankte zwischen völliger Extase und Unglauben. Wie sollte das nur werden, wenn wir tatsächlich schaffen, den Titel zu holen? Mats hatte instinktiv seine Arme um meine Unterschenkel geschlungen, damit ich nicht wieder von seinem Rücken runter rutschte und lief nun mit mir lachend über den Platz zu den anderen, die schon in einem Grüppchen umher sprangen.

"Wer wird Europameister?"

"Wir!!" schrien wir unserem Kapitän entgegen. Eine ganze Weile ging unser Glückstaumelei so weiter. Erst nach einigen Minuten bekam unser Trainer uns wieder eingefangen. Auf seinem Gesicht konnte man deutlich sehen wie sehr er sich mit freute, doch seine Worte holten uns wieder zurück in die Realität.

"Jungs, das war ein super Spiel und ihr habt zurecht gewonnen, aber das größte und schwerste Spiel liegt noch vor uns! Die Engländer haben genauso viele Spiele gewonnen wie wir, haben bis und ebenfalls richtige gute Spieler. Wir müssen uns von unserer beste Seite zeigen! Konzentriert, durchhaltend und genauso ideenreich wie heute!"

Jeden einzelnen von uns bedachte er mit einem langen intensiven Blick. Es war still in der Kabine geworden. Keiner traute sich auch nur, mit dem Nachbarn zu flüstern. Es war uns allen ernst.

"So und jetzt lasse ich euch feiern, dass habt ihr euch verdient", ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Kabine. Dennis war der erste der Aufsprang und uns andere dazu animierte, wieder mit ihm zu feiern. Die Musik wurde aufgedreht und unser Trainer flüchtete hinaus auf den Flur.

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Immer noch etwas Siegestrunken kamen wir wieder zurück in unsere Hotelanlage. Während wir am Anfang noch mit zwei anderen Nationen hier auf dem Gelände gewesen waren, war es mittlerweile still geworden. So sehr ich auf das letzte Spiel hin fieberte, war ich auch ein wenig traurig, dass wir im Turnier schon so weit fortgeschritten waren, dass die Zeit bald schon wieder zu Ende ist. So lange hat man gewartet bis es endlich losging, hat sich vorbereitet, Szenarien ausgemalt wie es werden könnte und jetzt war alles schon fast wieder vorbei.

"Alles gut?" ertönte auf einmal Mats Stimmer neben mir.

"Jaja alles gut, war gerade nur in Gedanken", etwas erzwungen lächelte ich den Größeren an. Ihm hingen seine dunklen Haare vom duschen noch nassen Strähnen ins Gesicht. Irgendwie sah das gut aus. Mein erster Instinkt war es, durch die Locken durch zu wuscheln, doch ich konnte mich noch so gerade davon abhalten. Es wäre auch mehr als unangebracht gewesen. Ich musste über mich selbst den Kopf schütteln. Die Melancholie schien mir zu Kopf zu steigen.

"Wenn du meinst." Der etwas besorgte Blick von Mats sagte zwar was anderes aber ich war erleichtert, dass er nicht noch weiter nachfragte. Aber schon auch süß, dass er sich scheinbar Sorgen machte. WAS?

"Ich werde mal eben mit Lisa telefonieren, habe mich gestern schon nicht gemeldet", flüchtete ich aus der Situation. Und das Flüchten war wortwörtlich gemeint. Ich konnte gerade nicht Mats Blicke auf mich ertragen, ohne komische Gedanken zu bekommen. Was war nur gerade los mit mir? Solche Gedanken hatte ich wenn dann bei Lisa aber doch sonst nicht. Mats und süß? Hilfe!

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Bestimmt 3 Stunden war ich weg. Die Hälfte der Zeit hatte ich tatsächlich mit Lisa telefoniert, die mich auf den neuesten Stand brachte, was zu Hause gerade los war. Sowie nochmal unseren kleinen Urlaub geplant, wenn ich wieder zurück war. Eine Woche an der Nordsee in einer kleinen Ferienwohnung in Holland, um etwas runterzukommen, bevor es Ende August wieder mit der Bundesliga losging. Eigentlich freute ich mich auf die Woche mit Lisa sehr, aber diese Gedanken über Mats überdeckten diese Freude. Denn es waren nicht einfach nur komische Gedanken gewesen. Nein, ich hatte das auch wirklich gefühlt, was ich gedacht hatte. Und leider konnte ich das auch nicht abschütteln nach einer 1 ½ stündigen Spaziergang. Doch mittlerweile wurde es etwas kühl und bevor sich noch mehr als nur Mats sich um mich Sorgen machen würden, ging ich lieber zurück zu unserem Haus. Tatsächlich sah ich schon von weitem, dass in unserem Haus noch Licht brannte, während die anderen in der Umgebung schon weitestgehend in Dunkelheit getaucht waren. Trotzdem öffnete ich möglichst leise die Eingangstür. Vielleicht hatten sie es nur angelassen, damit ich nicht irgendwo gegen rannte. Doch tatsächlich saß noch jemand im geräumigen Wohnzimmer. Der Fernseher lief und es flimmerte Brooklyn 99 über den Bildschirm. Sobald die Tür hinter mir zu fiel richtete sich die Person auf dem Sofa hektisch auf. Natürlich war es Mats.

"Man Bene, wo warst du so lange, ich habe mir Sorgen gemacht", kam es sofort vorwurfsvoll von dem Lockenkopf. Ein bisschen hörte er sich an wie eine besorgte Mutter. Zumindest konnte ich mich diesmal davon abhalten, das Verhalten süß zu finden.

"Sorry, war noch ein bisschen spazieren", erklärte ich mich tatsächlich etwas schuldbewusst, obwohl ich eigentlich gar keinen Grund dazu hatte.

"Okay, und hat es geholfen?"

Konnte Mats eigentlich meine Gedanken lesen? Wieso durchschaute er mich so mühelos und wusste auch jetzt, dass ich nicht einfach so so lange über die Anlage gelaufen war.

"Geht so", antwortete ich ihm ehrlich, während ich mich seufzend neben ihn auf das Sofa fallen ließ. Wenn er wüsste, dass er dafür schuld war. "Ich möchte aber nicht darüber reden", nahm ich Mats vorweg, bevor er nachfragen konnte. Ich wollte jetzt einfach nur meinen Kopf ausstellen, machte ja eh keinen Sinn. Zum Glück akzeptierte er ein weiteres Mal mein Schweigen und schaltete einfach die Lautstärke des Fernsehers wieder ein. Mats war wirklich ein guter Freund.

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Boa mir fällt es teilweise so schwer mir zu überlegen was die so in ihrer Freizeit machen, weil zwischendurch am Handy oder am Play Station spielen sind sie ja 2009 wohl kaum (oder doch?) aber irgendwie kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die die ganze Zeit aufeinander hängen und irgendwas miteinander spielen aber vielleicht bin ich dafür ein zu dolles 2000 kid. Hilfe haha

unforgettable ~ hömmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt