Kapitel 15

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2009

POV Benedikt:

Mats sollte Recht behalten. Tatsächlich wurde ich zum Kapitän ernannt, was eine immens große Ehre für mich war. Niemals hätte ich damit gerechnet. Umso dankbarer war ich dafür. Und Mats ließ natürlich keine Gelegenheit aus um mir unter die Nase zu reiben, dass er es mir doch gesagt hätte. Manchmal konnte man denken, er selbst wäre darauf angesprochen worden, ob er Kapitän werden wolle.

Das letzte Mal, dass wir mit der U21 unterwegs gewesen waren, war ich noch mit Lisa zusammen gewesen und Mats war nur mein platonischer Freund, den ich nur in der Länderspielpause getroffen hatte. Das einzige was zum Glück gleich geblieben war, dass unser Trainer uns wieder auf ein Zimmer schickte, nachdem wir beim letzten Mal nur das Haus geteilt hatten. Über die Bettenverteilung mussten wir schon lange nicht mehr reden, obwohl ich jetzt gerne ein Doppelbett gehabt hätte. Mit Mats in einem Raum zu schlafen, aber nicht in einem Bett, erschien mir irgendwie falsch. Vielleicht konnte man ja die Betten zusammenschieben, überlegte ich. Aber den Gedanken auszusprechen traute ich mich nicht. Ich wollte nicht zu sehr klammern und weiterhin Daniels Ratschlag befolgen, nachdem ich den anderen schon missachtet hatte und mir dafür gehörig selber in den arsch gebissen hatte. Das Gespräch mit Lisa war alles andere als schön verlaufen. Lange hatte ich darüber nachgedacht, ob ich ihr die ganze Wahrheit erzählen sollte, was alles mit Mats passiert war und was das in mir ausgelöst hatte. Letztendlich musste ich mich für einen Mittelweg entscheiden. Ich wollte sie nicht unnötig verletzen, das hatte sie echt nicht verdient gehabt. Und natürlich war sie auch mit meiner Halbwahrheit ziemlich verletzt und enttäuscht gewesen. Doch das einzige, was sie gesagt hatte, war, dass sie es schon befürchtet hatte und sie mir nur das Beste wünschte. Dadurch war mein schlechtes Gewissen nur noch größer geworden. Wer diese perfekte Frau für sich gewinnen konnte, würde gleichzeitig das Beste bekommen, was die Person sich vorstellen konnte. Und hoffentlich war die Person eine bessere als ich selbst. Dass ich die Beziehung mit Lisa beendet hatte, erleichterte mich aber auch. Denn jetzt musste ich mich nicht mehr schlecht fühlen, sobald ich Mats näher kam. Ich war single und bereit für das, was auch immer sich mit Mats entwickeln würde.

"Sollen wir noch zu den anderen runter gehen oder willst du schon ins Bett?" fragte mich Mats, der etwas ratlos, nur mit einer Unterhose am Leib, vor seinem Koffer stand. Nur hatte ich auch keine richtige Antwort darauf. Eigentlich wollte ich lieber hier oben bleiben und mit Mats zusammen den Abend ausklingen lassen, aber andererseits fühlte ich mich schlecht in meiner Rolle als Kapitän. Da sollte ich doch eigentlich möglichst im Geschehen sein und mich nicht bei der ersten Gelegenheit zurückziehen.

"Was wäre dir denn lieber?" versuchte ich, die Entscheidung auf Mats abzuwälzen. Dann konnte ich meinem Gewissen wenigstens einreden, dass ich nicht egoistisch gehandelt hatte, auch wenn ich im Zimmer blieb.

"Ich hätte auch nichts dagegen, hier oben zu bleiben", sprach der Jüngere genau das aus, was ich auch wollte. Ach scheiß drauf. Ich konnte auch noch morgen meinen Kapitänsaufgaben nachkommen und dann den Abend mit den Jungs unten verbringen. Es war ja auch ein anstrengender Anreisetag gewesen und gestern war ich auch noch mit Schalke unterwegs gewesen.

"Gut, dann lass uns hier bleiben", besiegelte ich unser Vorhaben und zog mich ebenfalls bis auf die Boxershorts und einem T-shirt aus. Doch bevor ich mich in mein Bett kuscheln konnte, stand plötzlich Mats neben mir und fing an, das Bett zu verschieben. Verdutzt schaute ich dem Lockenkopf dabei zu, wie er die beiden Einzelbetten zu einem Doppelbett zusammen schob. Konnte dieser Mann meine Gedanken lesen oder was? Naja, ohne ihn hätten wir uns wahrscheinlich auch immer noch nicht geküsst. Ich war manchmal so verdammt passiv, da konnte ich echt froh sein das Mats manchmal einfach machte was er dachte.

"So kann ich besser schlafen", erklärte Mats simpel, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. Dieser Mann machte mich verrückt, wie konnte man nur so selbstbewusst sein und trotzdem so charmant dabei?

"Ich auch", stimmte ich ihm etwas schüchterner zu, meinte es aber nicht weniger ernst. Ich konnte mir nichts besseres vorstellen als wieder in seinen Armen einzuschlafen. Ich genoss es, bei ihm das kleine Löffelchen zu sein und nun derjenige zu sein, der dafür schuld war, wenn ihm der Arm einschlief, weil ich diesen als mein Kissen missbrauchte.

"Na dann komm her", forderte mich Mats auf, der es sich schon auf seiner Bettseite gemütlich gemacht hatte. Natürlich ließ ich mir das nicht zweimal sagen. Er verzichtete im Gegensatz zu mir natürlich auf ein Oberteil und stellte mal wieder seinen durchtrainierten Körper zur Schau, den ich jetzt aber mit meinem halb bedeckte. In meiner Seitenschläfer-Manier legte ich eins meiner Beine über Mats Körper und meinen Kopf auf seine nackte Brust. So war es perfekt. Nur war Mats nicht ganz derselben Meinung, denn nur nach wenigen Momenten zog er mein Bein etwas höher. Verdutzt hob ich meinen Blick, um den Lockenkopf angucken zu können, doch dieser hatte seine Augen schon geschlossen. Als wäre nichts gewesen. Erst langsam sickerte ein Verdacht zu mir durch, der mich rot werden ließ. Hatte mein Bein etwas ausgelöst, auf das er körperlich reagiert hatte? Die nächsten Minuten versuchte ich mich so wenig wie möglich zu bewegen, denn ich wusste nicht, ob ich dafür schon bereit war. Ich war ja noch damit beschäftigt zu verarbeiten, dass ich bei einem Mann Bauchkribbeln bekam.

"Gute Nacht", brummte Mats in meine Haare der angefangen hatte, über mein Bein zu streichen. Ob er gemerkt hatte, dass mich die Situation verunsichert hatte? Eine Antwort darauf bekam ich an dem Abend nicht mehr. Aber das war auch nicht schlimm. Denn wenig später schlief ich tatsächlich ein. Und um ehrlich zu sein, hätte Mats die Betten gar nicht zusammen schieben müssen, denn auch zu zweit brauchten wir nur ein Bett und auch nur eine Bettdecke

unforgettable ~ hömmelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt