🔱17 - Rettung im rechten Moment

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„Du trägst das Gesicht des Prinzen, der durch meine Pfeile abdankte", säuselte er und merkte, wie A
Taelarion die Kraft aus den Gliedern wich. Man sah es dem Knaben an, jeder im Raum wurde Zeuge von dem Anblick des Todes, der einfuhr in die gepeinigten Augen eines Lebenden und die Seele mit bleierner Schwere vergiftete. „D-du...du hast...", stammelte er heiser, bis ihm das Organ den Dienst versagte. Unbewusst senkte sich sein Bogen und damit das einzige Mittel zur Selbstverteidigung, sollte dies eine hinterlistige Fall sein. Namjoon knirschte mit den Zähnen und schob sich vor Taelarion, fixierte seinen Blick auf die dreisten Augen seines Bruders und fauchte: „Schweig!"

„Die Wahrheit vermagst du nicht auszumerzen, wenn du mich tötest!", bellte Synth zurück und die schwarze Rüstung spiegelte sich verzerrte in dem Gold der Statuen. Gold, das in dieser Kammer keinerlei Wert mehr zu haben schien, nun, da der Prinzensohn des Lirion in ihrer Mitte stand. Synth wandte sich an Taelarion und bewies ihm, wie wenig er doch über die Königslande glaubte zu wissen. Listig und gleichermaßen fürchterlich intelligent sprach er die Worte aus, mit denen er am effizientesten am Vertrauen kratzte. „Ist es nicht verwunderlich, dass sich der Anführer der Flüchtlinge so selbstlos dem Willen eines Kindes verpflichtet? Ein Kind, das nichts besitzt um diese Treue zu entlohnen?"

Namjoon's Gesicht wurde aschfahl und er grämte sich darüber, dasselbe Blut in den Venen zu führen wie dieser garstige Mensch vor ihm. Taelarion bemühte sich um eine unbeeindruckte Mimik, wie Yoongi es ihm beim Handeln auf Barbolos Marktständen zeigte, doch wenn er ehrlich mit sich selbst war, wunderte ihn Synth' Einwurf und appelierte in der Tat an der Bedeutung dieser Worte. Den Ursprung in Namjoon's Hilfe hatte er seiner Blutsverwandschaft zum besten Freund zugeordnet, oftmals ward die autoritäre Facette des Tokheimers mit sentimentalen Erinnerungen befallen, meist in Anwesenheit von Taelarion. Die Infragestellung von Synth regte Taelarion's Misstrauen.

„Die Gunst meines Bruders wurde dir zuteil, Prinzenspross, aus nur einem einzigen Grund", grinste er zufrieden mit dem Schaden, den er anrichtete. „Schlechtem Gewissen"

„Weshalb?", wandte Taelarion ein. „Ihr tötet meinen Vater, weshalb sollte ich Euren Lügen Glauben schenken?"

„Der wahre Lügner, der steht nicht vor Euch", erklärte Synth ruhig, nur noch wenige Worte von irreparablem Vertrauensbruch zwischen Taelarion und Namjoon entfernt. Dafür benötigte er kein Schwert in der Hand, denn die Zunge bewirkte oftmals das größere Zerwürfnis. „Sondern neben euch", deutete er mit dem Dolch auf Emiras. „Zu dem Zeitpunkt als er zurück nach Verdanien kehrte, bat er mich um ein Treffen. Als Befehliger der königlichen Leibgarde standen mir Soldaten mit feinster und präzisester Ausbildung zur Verfügung, die ich jederzeit zum Beschatten des Prinzen positionieren imstande war. Da mir demnach ein umfangreicher Blick auf Prinz Lirion möglich war, unterrichtete mich der gute Namjoon von dem Verdacht, Prinz Lirion könnte unter Umständen etwas planen, um das getaktete Leben als Königssohn nicht an Euch weitergeben zu müssen. Namjoon hatte Angst um das Wohl seines lieben Freundes, und trug mir seine Bitten vor, ich möge ihn bei Gefahren eine Nachricht zukommen lassen. Da ich meine Pflichten kannte, nahm ich das Wort meines Bruders an mein Herz und wachte aus dem Verborgenen über den Prinzen...fand heraus, dass er in der Nacht Eurer Geburt vorhatte zu fliehen und somit Schande über unser aller Ansehen zu stürzen"

Taelarion klappte der Mund auf, denn Namjoon hatte nie auch nur eines dieser Details erwähnt und sie hörten sich aus dem Mund des Feindes arg befremdlich an. Er wusste wie diese Erzählung zu Ende gehen würde. Er wollte es nicht hören, doch das süffisante Grinsen des Soldaten sprach für sich selbst. „Der Pfeil, der deinem Vater das Herz zerfetzte, den stach meine Hand persönlich zwischen seine Rippen. Bei Tagesanbruch brachte ich König Gardorath die Seidengewänder als Trophäe zurück"

Namjoon Schultern zuckten kaum merklich. „Ich vertraute dir, Bruder", hauchte er schwach und wollte nicht wissen, wie sich diese schlimmen Schilderungen in Taelarion's Ohren anhören mochten. „Meine Sorgen nutztest du aus und kehrtest mit den Blut getränkten Kleidern meines besten Freundes wieder!", brüllte er mit aufloderndem Hass, einer Gemütswallung die keiner der Tokheimer bei ihrem besonnen Anführer jemals zuvor bezeugt hatten. Namjoon's kampferfahrener Körper verselbstständigte sich und er machte einen Satz nach vorne, brachte das Schwert mit hellem Surren hinzu auf Synth's Oberkörper und umtänzelte die Dolchklinge mit einer gekonnten Drehung. Unter der Deckung hinweggeduckt drang er in die unmittelbare Reichweite zum Todesstoß vor, ein Fausthieb in den Magen stieß ihn zurück und mit einem Taumeln ergatterte er sein Gleichgewicht zurück. Wie lange die Brüder sich im Todestanz gegenseitig parrierten, anbrüllten und den Hieb des einen mit einer bitterbösen Brutalität erwiderten? Es mussten nur wenige Momente verstrichen sein, ehe Namjoon's Vernunft die Oberhand zurück errangelte und dem Wahnsinn abschwor, schnaufend trat er aus der Reichweite von Synth Dolch und wandte sich so rasch an den Jungen mit den bernsteinfarbenen Augen, das ihm das weiße Haar wie ein Nebelschleier um die Schultern säuselte.

▪Kingdom of forgotten Names▪  VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt