Besuchszeiten

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Ivy

Tage vergingen... Kein Jonas, der durch die kaputte Tür stolziert und kein Brief von der Staatsanwaltschaft. Ich drohte verrückt zu werden. Kein Job mehr, keine Freunde die ich treffen könnte. Nur meine Hunde, die ich aus meiner alten Wohnung geholt habe und Training. Gut, dass meine Schwester auf meine Hunde aufgepasst hat...

Gerade war ich mit meinen Hunden spazieren. Es ist Herbst, weswegen es demnächst dunkel wird. Meine zwei Dobermänner waren da immer ein guter Schutz. Wenn ich mal so ganz ehrlich mit mir selbst bin, vermisse ich Jonas ein wenig. Seltsam genug. Aber das ich froh bin John und die anderen zu haben, ist irgendwie noch komischer. Es ist einfach alles pures Chaos in meinem Leben geworden...

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als mein Handy in meiner Jackentasche vibriert. Also bleibe ich stehen und nehme die Hundeleinen in eine Hand und hole mein Handy raus. Es ist John. „Ja?" Frage ich als ich rangehe. „Jonas hat mich vom Knast angerufen," war das erste was er sagt. Mein Herz blieb für einen Moment stehen. „Hat er?" „Ja... Wir können ihn morgen besuchen, wenn du das willst," sagte John. Die Stimmen der anderen werden immer leiser, so als würde John von ihnen weg gehen. „Ja... Ich würde mitkommen," sage ich und seufzte. „Gut, ich hol dich morgen früh ab."

John hat mich um Punkt zehn abgeholt. Die anderen saßen zwar im Auto, aber er hat nur mich mit reingenommen. Drinnen meldet John sich an. Er sagt mir nicht mal, was ich zu tun hab und geht schon weiter. Da meine Mutter Anwältin ist, habe ich so einen groben Plan, was jetzt ab geht. Ich melde mich auch an und werde weitergeleitet zum Abtasten.

Jonas

John setzt sich vor mich und nimmt den Telefonhörer ab. Ich zögere bevor ich das gleiche tue. „Wie geht's ihr?" Frage ich. „Kannst sie gleich selber fragen," sagt er und lehnt dich nach hinten, „Wird noch abgetastet." „Du hast die hier her gebracht? Willst du mich verarschen John?" Er lacht nur trocken, „Sie hatte keine Wahl und du auch nicht, falls du's noch nicht vergessen hast." „John!" „Was? Sie hat dich doch schon im Knast gesehen." „Aber nicht in Person!" „Können wir uns jetzt bitte aufs wesentliche konzentrieren? Was hast du angestellt?" „Nichts!" „Meinst du das war Sara?" „Wer sonst? Die war doch so sauer, als ich gesagt hab, dass ich mit der nichts festes brauche." John nickt. „Sie wird versuchen Ivy davon zu überzeugen, verhindere das John. Mehr will ich nicht von dir." „Alles klar, Jonas... Wir passen auf sie auf," sagt John und steht auf, bevor er zur Tür geht. Die Tür war gerade dabei ins Schloss zu fallen als sie wieder aufgedrückt wird. Und schon stand sie da und guckt durch den Raum, bis sie mich sieht. Ivy setzt sich hin. Anstatt den Hörer abzunehmen sieht sie mich erstmal nur an. Doch dann greift sie danach und hält es sich ans Ohr. „Du bist ein ganz schöner Wichser, weißt du das?" war das erste was sie sagt. Ich musste leicht schmunzeln als sie das sagt. „Ja, weiß ich... Bei dir alles okay?" Sie nickt, „Ich komm klar." „Das glaub ich dir, aber trotzdem..." „Machst du dir etwa Sorgen, Jonas?" fragt sie und lächelt. „Quatsch." „Wie lange denkst du musst du hier bleiben?" fragt sie zögernd. „Paar Tage, vielleicht auch Monate... Ich kann's dir nicht sagen, kleine." Ivy atmet tief ein und aus. „Wird schon," füge ich hinzu. Sie nickt, „Wird schon..." „Falls irgendwas zuhause passiert, ruf John an... Oder irgendwen... Sie wissen alle Bescheid." Sie nickt wieder. „Was ist wenn du vor Gericht musst?" fragt sie. Die Frage hat ihr wohl lange auf der Zunge gebrannt. „Dann haben wir eh verloren... Gegen wer auch immer mich angeklagt hat, kann ich nicht gewinnen. Außer mein Anwalt ist richtig gut." Normalerweise hätte mich paar Monate Knast nicht gestört, aber jetzt habe ich einen Grund gefunden warum ich nicht in den Knast gehen kann. Ivy. „Hast du schon ein Anwalt?" fragt sie. Ich schüttle den Kopf. „Lass mich mal machen," sagt sie, sie klingt hoffnungsvoll. Dann musste sie aufstehen, weil die Besuchszeit vorbei war. „Pass auf dich auf," sagt sie bevor die den Hörer wieder an die Halterung hängt. „Du auch kleine," murmle ich, obwohl sie mich nicht mehr hören kann, „Du auch."
Mir wurden wieder Handschellen angelegt, als ich abgeführt werden sollte spricht mich der Polizist auf Ivy an. „Ihre Freundin wird auch bald merken, dass sie kein guter Fang sind." sagt er. Ich musste mich so sehr zusammen reißen, ihn nicht zu beleidigen. Für Ivy, dachte ich.

Prollz {Gzuz}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt