V. Niemand und doch alle

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3. Person

Ein Faun, der wenige Sekunden vorher noch draußen Wache gestanden hatte, rannte nun panisch zu den Königinnen und Königen der alten Zeiten. Kaspian stand gerade neben Peter, als der Faun ihnen mitteilte, dass er einen von Miraz' Männern am Waldrand entdeckt hatte.

Während Peter, Edmund und Kaspian alle zusammentrommelten, um das weitere Vorgehen zu besprechen, konnte Kaspian nur daran denken, dass seine Schwester bisher nicht von ihrer Patrouille zurückgekommen war und somit noch draußen im Wald herumlief. Er unterschätzte zwar Ariens und Charlottes Fähigkeiten nicht, doch er wusste auch nicht, wie viele Männer im Wald lauerten.

Peter ließ es sich weniger anmerken als Kaspian, aber auch er machte sich Sorgen um Charlotte. Allerdings trieb ihn diese Sorge nur an, schnell etwas zu unternehmen. Aber es fühlte sich trotzdem wie ein Tritt in den Magen für ihn an, als Arien schwerst verletzt zurückkam, nur um zu verkünden, dass die Wachen sie überwältigt hatten und Charlotte mitgegangen wäre, um ihr das Leben zu retten. Er hätte sie nie das hinausgehen lassen dürfen. Doch nun konnte er sich nur darauf konzentrieren, dass er sie wiederbekam. Er verstand noch nicht, warum das Verlangen so stark war, sie zu retten; immerhin kannte Peter Charlotte erst seit wenigen Tagen, aber er verschwendete auch keine Sekunde damit, sich darüber Gedanken zu machen. Er hatte eine Armee zu führen.


Charlottes Sichtweise

Mir tat alles weh.

Ich konnte jeden Schnitt, jeden blauen Fleck, jeden müden Knochen und jeden überstrapazierten Muskel spüren. Zwanzig gegen zwei war aber auch unfair. Jedoch hielt mich das nicht davon ab, es zu versuchen. Ariens Blick, mit dem sie versuchte mir zu sagen, dass es okay sei, als ein Soldat ihr die Klinge an die Kehle hielt und ein anderer meinte, dass ich nur mit ihnen kommen muss, um sie zu retten, würde mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Es wäre ganz und gar nicht okay gewesen.

Aber selbst auf dem Weg zurück war ich nicht von Schmerzen verschont geblieben. Ich wurde getreten, sodass ich schneller laufe, geschlagen, sodass ich den Mund halte. Wären es nicht so viele gewesen, hätte ich sie alle dem Boden gleich gemacht.

Zu meinem Glück war es nachts, als wir am Schloss ankamen. Miraz schlief und ich wurde vorerst in eine Zelle gesteckt. Alte Erinnerungen krochen an die Oberfläche, die ich allerdings so schnell wie möglich zurück in ihre dunkle Ecke schob.

Die Wachen waren anscheinend müde. Eine kleine gehässige Stimme in meinem Kopf heuchelte Mitleid mit ihnen vor. Ich konnte ihr nur zustimmen, während ich eine Haarspange aus meinen Haaren zog. Es war der älteste Trick aller Zeiten und trotzdem funktionierte er. Mal abgesehen davon, dass ich mich konzentrieren musste, weil meine Hand zitterte, ging es relativ schnell. Mein Schwert hatten sie mir abgenommen und meine Kleidung war von Blut durchtränkt, teilweise mein eigenes, teilweise das der Wachen, immerhin habe ich zwei dem Teufel vorgestellt, aber das war kein Problem, solange mich niemand erwischte.

Meinen Weg war über einige Umwege dann doch recht schnell gefunden. Ich spazierte natürlich nicht direkt über den Innenhof, denn ich hing noch ein wenig an meinem Leben. Zuerst schlich ich also Richtung Pferdestall. Rennend komme ich sicher nicht weit, denn ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Moment tot umfallen könnte. Durch die Fenster sah ich den in bunten Farben getränkten Himmel. Der Sonnenuntergang war erstaunlich schön für diesen schrecklichen Tag, aber zu der Zeit sollte ich ja noch gar nicht das Ausmaß des Horrors kennen.

Auf den Gängen waren erstaunlich wenig Wachen, was mich irgendwie verwunderte, aber dann dachte ich, dass die meisten Wachen wahrscheinlich an dieser Brücke bauten. Zu meinem Glück kam ich auf meinem Weg zum Stall am Lagerraum vorbei, wo auch die Rüstungen der Wachen gelagert waren. Schnell zog ich mir eine über und ging zum Stall, wo ich ein Pferd sattelte, aufsaß und dann durch das Tor und über die Seilbrücke in die Freiheit ritt.

Für dich entschieden (Peter Pevensie - Narnia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt