X. Hoffentlich

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Peters Sichtweise

Der Krieg war vorbei. Die wenigen restlichen Telmarer Soldaten legten ihre Waffen nieder, nachdem der Wassergeist sich wieder gelegt hatte. Während Susan, Edmund, Kaspian und ich zu Lucy und Aslan gingen, hielt ich Ausschau nach Charlotte, doch ich konnte sie nirgends erkennen. Ein ungutes Gefühl überkam mich, da ich sie kurz nach Beginn schon aus den Augen verloren hatte. Nicht, dass sie – Nein, so durfte ich gar nicht denken. Sie hilft sicher nur einigen Narnianen und ich sehe sie einfach nicht. Sie ist nicht gefallen.

Sie darf nicht gefallen sein.

Vor Aslan gingen wir alle in die Knie, bis er uns Könige und Königinnen von Narnia aufstehen ließ. Nur Kaspian blieb auf Knien. Wieder schweifte mein Blick über die Ränder des Flusses, ohne Erfolg. Das ungute Gefühl machte sich nur breiter. Sie darf nicht tot sein.

„Ihr alle", meinte Aslan, woraufhin ich zurück zu dem großen Löwen sah. Kaspian erhob nur den Kopf. "Ich glaube, ich bin noch nicht bereit." "Und gerade, weil du das sagst, weiß ich, du bist es." Damit stand auch Kaspian auf.

"Und wo ist deine Schwester, wenn ich fragen darf?", erkundigte Aslan sich, als mein Blick wieder wanderte. Keine sagte etwas, bis wir es hörten. Die Stimme ließ mir sofort das Blut in den Adern gefrieren. Wir hörten eine Frauenstimme, wie sie schrill und panisch "Prinzessin!" schrie.

Unsere Blicke schnellten in die Richtung, wo sich eine kleine Traube bildete, doch ich verschwendete keine Zeit und rannte los. Kaspian dicht hinter mir.

Ich sah sie erst, als die vielen Narnianen zur Seite traten. Man hätte mir auch glatt noch einmal ein Schild ins Gesicht rammen können und ich hätte keinen Unterschied gemerkt. Kaspian reagierte schneller und rief nach Lucy, während ich mich neben Charlotte kniete. Jemand hatte schon die Lederteile ihrer Rüstung entfernt, weshalb ich die vollen Ausmaße ihrer Einschusswunde sehen konnte.

"S-Sie hat mich vor dem Telmarer gerettet und ist dann einfach umgefallen", wimmerte die Frauenstimme neben mir, doch ich sah sie nicht an. Mein Blick war fixiert auf Charlotte. Wie konnte ich das nur zulassen? Ihre Kleidung war durchtränkt mit ihrem Blut und ich konnte nur dasitzen und auf Lucy warten, die viel zu lange brauchte. Mit zitternden Händen nahm ich ihr Handgelenk und suchte nach einem Puls. Ich merkte, wie sich jemand neben mich fallen ließ. Kaspian.

"Sie hat einen Puls, nur sehr schwach." Ich war erstaunt, dass meine Stimme recht souverän klang. Innerlich fühlte ich mich wie ein absolutes Frack. Mir war nicht klar, wie sie es geschafft hatte, sich so schnell in mein Herz zu fressen, aber mir soll es auch egal sein. Ich wollte nur noch einen dummen Spruch hören, nur noch einen sarkastisch benutzten Titel von mir, sie nur noch einmal mich anlächeln sehen. Sie kann nicht tot sein. Ich hatte ihr doch versprochen, dass keiner von uns stirbt.

Endlich kam dann auch Lucy und gab Charlotte einen Tropfen des Feuerblumenelixiers. Ich saß nur mit angehaltenem Atem daneben. Bitte, lass es nicht zu spät gewesen sein.

Charlottes Sichtweise

Aus ich die Augen aufschlug, war das Erste, dass ich sah, ein helles Licht. Bei Aslan, war die Sonne schon immer so hell? Ich musste einige Male blinzeln, bevor ich die anderen erblickte. Peter saß neben mir und atmete sichtlich erleichtert durch; Kaspian, der neben ihm saß, lächelte mir fröhlich zu, während Lucy, die auf meiner anderen Seite saß, ihren Trank wieder einsteckte.

Ah.

Da fiel es mir wieder ein und mein Blick glitt zu meinem Bauch. Die Blutflecken waren zwar noch da, aber als ich die Hand auf die ehemalige Wunde legte, war alles wieder in Ordnung. Lächelnd setzte ich mich auf und wurde erst einmal von Kaspian überfallen, der mich stürmisch umarmte. "Schon gut, mir geht's gut. Als wäre nichts gewesen." "Mach das nie wieder", hörte ich ihn murmeln, was mir ein sanftes Lachen entlockte. "Ich gebe mein Bestes."

Damit ließ er mich wieder los und ich sah mich in der Gruppe Narnianen nach der Zwergdame um. Ich fand sie schniefend auf dem Boden sitzen, während noch einige Tränen über ihre Wange liefen. Schnell stand ich auf und setzte mich vor sie. "Was ist los? Wenn Sie meinetwegen weinen, dann können Sie aufhören. Mir geht es wieder gut. Tut mir leid, wenn ich Ihnen einen Schrecken eingejagt habe."

Schnell wischte sie sich die Tränen weg und schüttelte mit dem Kopf. "Nein, Sie müssen sich nicht entschuldigen, Prinzessin. Ich muss mich dafür bedanken, dass Sie mein Leben gerettet haben." Mein Blick glitt kurz zu dem Soldaten, der einige Meter weiter das Gras rot färbte. Mein Schwert lag gleich daneben. Doch ich sah gleich wieder zu der Zwergin. "Wie heißen Sie, wenn ich fragen darf?" Sie schniefte noch einmal, bevor sie antwortete, während sie den Kopf wie zur angedeuteten Verbeugung fallen ließ. „Neddra, Prinzessin." "Schön, Sie kennenzulernen, Neddra und es war mir eine Ehre." Nachdem ich ebenfalls mein Haupt als angedeutete Verbeugung gesengt hatte, war sie schnell dabei, sich zu entschuldigen und wegzugehen, um sich zu sammeln.

Mit einem Lächeln sah ich ihr hinterher, bis ich die großen Tatzen eines Löwen hörte und mich zu Aslan umdrehte. Sogleich ging ich zurück in die Knie und verbeugte mich. "Erhebe dich, Prinzessin." Ich tat, wie mir gesagt. Die anderen Narnianen waren schon wieder gegangen, sodass nur noch die Könige und Königinnen der alten Zeit und mein Bruder neben dem Löwen standen. Da sie sich nicht verbeugten, schätzte ich, dass sie schon mit Aslan gesprochen hatten.

"Tut mir leid, ich hatte wahrscheinlich eine eurer großen Reden unhöflicherweise mit meiner Dramatik unterbrochen." Aslan lachte etwas, bevor er mich anlächelte, insofern ein Löwe das konnte. "Du warst ohnehin eine Priorität. Bei einigen mehr, als bei anderen", fügte er noch hinzu, wobei sein Blick in Richtung des Hochkönigs fiel. Ich sah nur, wie Peter wegsah und deutlich schluckte. Wahrscheinlich sollte ich ihn mal darauf ansprechen, wenn alle weg waren. Außerdem sollte ich ihm noch danken, dass er da war, während ich mein kurzes Rendezvous mit den gefallenen Narnianen hatte. Sichtlich hatte er sich ja auch Sorgen gemacht. Die Vorstellung fand ich ziemlich süß.

"Ich bin froh, dass es dir gut geht, mein Kind." Mit einem kurzen Knicks bedankte ich mich, woraufhin der große Löwe wenig später weiterging. Alle folgten ihm, bis nur noch Peter und ich blieben. Das sollte wohl der Wink sein, dass ich mit ihm reden sollte.

Gerne doch.

Als die anderen außer Sichtweite waren, ging ich die letzten Schritte auf Peter zu und wurde gleich in eine unerwartete Umarmung geschlossen, die ich mit einem Lächeln erwiderte. Es fühlte sich gut an, von ihm umarmt zu werden. Irgendwie richtig.

"Ich dachte, wir hatten gesagt: Ich sterbe nicht, du stirbst nicht." "Ein bisschen Dramatik ist gesund. Und ich lebe ja noch", murmelte ich zurück. Ein Seufzer entfuhr ihm, als er sich aus der Umarmung löste, mich allerdings weiterhin nicht losließ. Mich erinnert die Szene ein wenig an die an der Klippe. Die Szene fühle sich an, als wäre sie Ewigkeiten her, dabei waren nur wenige Tage vergangen. "Vielleicht, aber ich brauche keine Dramatik mehr für den Rest meiner Tage." Ein sanftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als er den Kopf leicht schief legte. Er war sichtlich müde, wollte es sich aber nicht anmerken lassen. "Okay, ich werde mich zusammenreißen. Wie wärs, wenn wir zum Schloss gehen und uns jetzt endlich deine Schulter ansehen? Und dein Auge hier sieht auch nicht so gut aus", bemerkte ich und fuhr mit dem Finger über seine Schläfe. Anscheinend genoss er es, denn er schloss die Augen. Von Miraz' Schild war sein Gesicht schon vor Beginn der Schlacht etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, aber jetzt hatte er sich auch noch einen Schnittwunden geholt, die allerdings nicht sonderlich tief aussahen. "Außerdem haben wir alle eine Mütze Schlaf verdient."

Peter fing nur an zu lächeln und sah mich wieder an. "Klingt gut, Charlotte."


Für dich entschieden (Peter Pevensie - Narnia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt