Kapitel 10 | Verschwinden

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Drei Sonnenaufgänge waren vergangen und in dieser Nacht war die Große Versammlung. Riffstern hatte nichts von Abendpfote erzählt, und Löwenstern machte keine Anspielungen auf Streuner oder sonst irgendwelche Grenzstreitigkeiten. Er stritt alles ab, als wäre nichts passiert.

Riffstern war schon in seinem Bau und schlief tief und fest, als er plötzlich von Schreien geweckt wurde.

„Abendpfote! Abendpfote!"

Erschrocken sprang er auf, seine Sinne sofort wachsam. In der Ferne hörte er verzweifeltes Miauen. Er ging schnell aus dem Bau und stellte fest, dass die Schreie von außerhalb des Lagers kamen.

Ohne zu zögern, folgte er den Geräuschen. Die Nacht war kühl, und der Wald war in Dunkelheit gehüllt, nur schwach erhellt vom Mondlicht. Die Schreie wurden lauter, je näher er kam. Schließlich erkannte er eine vertraute Gestalt in der Dunkelheit – es war Sperlingherz.

Sperlingherz wirkte verzweifelt und erschöpft, ihre Augen weit vor Angst und Hoffnung. Ihr Fell war zerzaust und schmutzig von den vielen Nächten, die sie draußen verbracht hatte, auf der verzweifelten Suche nach ihrem Jungen.

„Sperlingherz," rief Riffstern und eilte zu ihr. „Was ist los?"

Sperlingherz drehte sich um, ihre Augen glitzerten vor Verzweiflung.

„Ich habe ihn gehört," keuchte sie, ihre Stimme brüchig. „Ich weiß, dass er da draußen ist. Er hat nach mir gerufen!"

Riffstern legte beruhigend seinen Schweif auf ihre Schulter. „Beruhige dich, Sperlingherz. Wir werden ihn finden. Ich verspreche es dir."

„Ich kann nicht aufgeben," schniefte Sperlingherz.

„Ich kann ihn nicht im Stich lassen."

Sperlingherz sank erschöpft auf den Boden und vergrub ihr Gesicht in ihren Pfoten.

„Ich kann ihn einfach nicht finden," murmelte sie verzweifelt. „Ich weiß nicht, was ich tun soll."

Riffstern fühlte einen Stich des Mitgefühls und der Schuld. Er setzte sich neben sie und legte seinen Schweif tröstend um sie. „Du hast alles getan, was du konntest," sagte er sanft.

„Wir werden ihn nicht aufgeben. Der Clan wird weiterhin nach ihm suchen. Wir sind eine Familie, und wir lassen niemanden zurück."

Riffstern sah die Verzweiflung in Sperlingherz' Augen und wusste, dass er alles tun musste, um ihr zu helfen. Als Sperlingherz sich ihm näherte, konnte er sehen, dass sie kaum noch die Tränen zurückhalten konnte.

„Riffstern," begann sie zögernd, ihre Stimme brüchig, „kannst du bitte noch einmal mit mir suchen gehen? Vielleicht... vielleicht ist er ja entkommen und ins alte HimmelsClan-Lager geflüchtet. Er hat dort seine ersten Monde verbracht, vielleicht fühlt er sich dort sicher."

Riffstern zögerte nicht und nickte entschlossen.

„Natürlich, Sperlingherz. Wir werden keine Möglichkeiten unversucht lassen. Komm, lass uns sofort aufbrechen."

Sperlingherz' Augen leuchteten vor Hoffnung, und sie folgte Riffstern aus dem Lager. Die Nacht war kühl und still, und der Mond stand hoch am Himmel, warf ein sanftes Licht auf ihren Weg. Die beiden Katzen bewegten sich schnell und leise durch den Wald, die Ohren gespitzt und die Augen wachsam auf jede Bewegung und jedes Geräusch gerichtet.

„Ich hoffe so sehr, dass wir ihn finden," flüsterte Sperlingherz, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch.

„Wir werden unser Bestes geben," antwortete Riffstern beruhigend. „Abendpfote ist stark und schlau. Wenn er es geschafft hat, zu entkommen, dann wird er einen Weg gefunden haben, sich zu verstecken."

Survival Cats | Zerbrochener Clan  (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt