*Von Piraten, Rum und Algen umgeben - Teil 2*

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»Hier bist du also.« Ein Mann tauchte hinter dem Jungen und kniete sich zu ihm hin. Er konnte nicht viel älter als Ruelle sein und doch wirkte er um einiges erwachsener.

Das erste, was ihr an ihm auffiel, waren seine Kleider. Er trug eine graue Hose, dazu ein hellbraunes Hemd mit einer roten Weste darüber. Er sah dabei grotesk wie auch elegant aus. Alles an ihm war so fremd und doch passte es zu ihm.

Seine Haut war viel dunkler als ihre Eigene. Seine braunen Haare waren von der Sonne heller geworden. Er hatte längeres krauses Haar, das er sich zu mehreren dicken Zöpfen geflochten hatte.

»Und hier ist meine Flasche.« Der Mann lächelte auf den Jungen herab und hob die Flasche hoch, nur um festzustellen, dass die Hälfte fehlte. »Und der Inhalt ist auch schon wieder verschwunden.«

Der Mann stellte die Flasche wieder ab und richtete sich auf. Als seine Augen auf ihre trafen, schnappte sie überrascht nach Luft. Sie hatte zuvor noch nie solch goldene Augen gesehen.

»Du musst wohl Ruelle sein.« Die Frau wollte hinter den Gittern zurückweichen, doch kam sie nicht. »Ich bin von dir beeindruckt. Sich auf ein Schiff zu schleichen, ohne bemerkt zu werden, ist unglaublich. Ach verzeih, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt.«

»Sem, mein Name.« Der Mann verbeugte sich tief und liess seine strahlenden Zähle aufblitzen. Ruelle wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Also schwieg sie einfach. »Sonderlich gesprächig bist du ja nicht. Roy hat mich aber gewarnt.«

Er machte eine kurze Pause, ging an dem Jungen vorbei und blieb vor dem Tor stehen.

»Ich bin hier, um dich zum Captain zu bringen.« Ruelle blickte überrascht auf, als er das Tor aufschloss. Hatte Roy nicht gesagt, sie sollte sich noch ausruhen? Der Kapitän spielte wohl nach anderen Regeln.

»Kommst du?« Ungeduldig tippte er mit seinem Fuss auf und ab. Unsicher stand sie auf und ging an ihm vorbei. Mit genug Abstand zu ihm, blieb sie dann stehen. Der Gang war noch immer dunkel, doch das machte Sem nichts aus. Er wollte sich gerade abwenden, als Ruelle doch noch zu sprechen begann:

»Was ist mit dem Jungen?« Sie blickte auf das schlafende Kind, das zufriedene Geräusche von sich gab. Sem aber zuckte bloss mit den Schultern.

»Er wird schon klarkommen. Das ist nicht das erste Mal, dass ich Theon mit meinem Rum erwische.«

Sem ging los, ohne sich noch einmal nach ihr zu erkunden. Ruelle wusste, dass ihr keine andere Wahl blieb, als ihm zu folgen. Sie gingen durch den dunklen Gang. Als sie an das Ende gelangten, führten zwei Treppen hoch und runter.

Sem stieg an der ersten hoch und wartete auf einem zweiten Gang bis sie zu ihm aufschloss. Ruelle konnte sich nur kurz umsehen, bis er sie weiter hochführte.

Der Gang führte zu vier Türen. Eine davon war geöffnet und sie konnte einen kurzen Blick in das Zimmer werfen. Drei Betten reihten sich darin auf. Ein Mann, nicht viel älter als sie selbst, wühlte in einer Truhe herum. braune Locken fielen ihm über das Gesicht. Als er fand, was er suchte, richtete er sich wieder auf.

Seine Augen leuchteten, als er sie erblickte. Er brachte ein entschuldigendes Lächeln zustande.

Sems Räuspern brachte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Er wartete ungeduldig vor einer Tür, bis sie zu ihm endlich weiter folgte.

Ruelle warf einen knappen Blick zurück, doch der Mann in dem Zimmer war verschwunden. Verwirrt runzelte sie die Stirn, wandte sich dann aber ab und folgte dem Piraten.

Seine Hand lag auf dem Türgriff. Unruhig lagen seine Augen auf Ruelle.

»Egal was passiert, sprich er, wenn er dich dazu auffordert«, meinte er ernst. »Er wird dir nichts tun, wenn du dich daranhältst.«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 20 ⏰

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