Ein Kind?!

845 56 4
                                    

"Aaaahhhh!!!!", mit einem lauten Schrei wurde ich wieder aus meinem Schlaf gerissen. Ich streckte mich und erkannte meine Frau, nur in Unterwäsche bekleidet als ich meine Augen öffnete. "Was macht der denn hier?!", fragte sie mich empört und zeigte hinter mich. Ich folgte ihrem Finger und sah Gilbert auf dem Sessel hinter mir sitzen, er hielt sich die Hände vor seine Augen und war mal wieder knallrot, bloß diesmal, eher aus Scham. "Das kann dir doch egal sein", sagte ich wieder an Ayame gewandt. Sie sah mich sauer an und verschwand mit ein paar Klamotten im Bad. "Du kannst deine Augen wieder auf machen. Sie ist weg." Er nahm langsam seine Hände wieder runter und öffnete seine Augen. Als er zu mir sah gleichte er wieder einer reifen Tomate. Er sah mich mal wieder nur in Boxershorts und verstrubbelten Haaren. Ich lächelte ihn an und erklärte ihm: "Du bist auf der Bank eingeschlafen, also hab ich dich hier her gebracht. Ich hätte dich ja schlecht da draußen sitzen lassen können." Die Tomate wurde zur überreifen Kirsche. "Tut mir leid, dass du das gerade sehen musstest." "Ähm... I... Ich sollte gehen.", sagte er und wollte gehen, doch ich hielt ihn am Handgelenk fest und sagte: "Warte, lass mich mit dieser Furie nicht allein. Wir fahren zusammen wieder nachhause." "A..." "Du weist, dass ich das nicht hören will.", stoppte ich ihn bevor er es aussprechen konnte. Er nickte und lies sich wieder auf den Sessel sinken, auf den ich ihn zurück gezogen hatte. Die Badezimmertür ging auf und schon war wieder diese nervige Stimme zu hören: "Ist der immer noch da?" "Ja, und er wird auch hier bleiben. Ich will nicht mit dir alleine sein, wer weis was du dann mit mir machst.", beantwortete ich Ihre unnötige Frage. Sie schnaubte wütend und sagte: "Na gut, dann sollten wir jetzt in unser neues Haus." Ich schaue sie fragend an, denn ich wusste noch nichts von einem gemeinsamen Haus. "Mein Vater hat uns ein Haus gekauft.", beantworte sie mir meine ungestellte Frage. Ich nickte wissend und zog mich schnell an.

Das Auto hielt nicht vor einem Haus, nein es hielt vor einer riesigen Villa. Ich sah Ayame ungläubig an und fragte sie, als währe sie geistig zurückgeblieben, was ich ab und zu wirklich von ihr dachte: "Du weist schon, dass das hier kein Haus ist sondern eine Villa?!" Dabei betonte ich -kein Haus- und -eine Villa-, extra damit sie es auch verstand. "Ja, ich weis, so blöd bin ich auch wieder nicht! Ich hab vorhin nur Haus gesagt, weil.... Ach was, ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!", mit diesen Worten stieg sie aus dem Wagen und lief vor. Gilbert und ich, ihr hinterher. Als wir durch die Tür traten standen wir in einem riesigen Saal, an dessen Ende zwei Treppen vorhanden waren, die beide jeweils in eine andere Richtung führten. Zwischen den beiden Treppen erkannte ich, wenn ich mich nicht täuschte einen Aufzug. Die Wände waren gelb gestrichen und hatten rote Muster, die Treppen waren aus Holz, auf dem ein roter Teppich ausgerollt war, das Geländer war in einem schönen weiß gehalten. Plötzlich traten unsere Eltern hinter einer der vielen weißen Säulen auf und stoppten meinen Gedankengang: "Das ist jetzt euer neues Zuhause. Wir werden jetzt alle gehen damit ihr beide, uns, ungestört ein Enkelkind schenken könnt." Schon verließen uns alle, auch Gil musste gehen. Mein Vater hat ihn einfach mitgenommen, da hätte ich nichts sagen können. "Was jetzt?", versuchte ich die unangenehme Stille zu brechen. Sie zuckte mit den Schultern und meine: "Ich will nicht, dass du mich anfässt. Wir könnten für fünf Jahre ins Ausland und wenn wir zurück kommen adoptieren wir ein vierjähriges Kind." Ich sah sie mit leicht geöffnetem Mund ungläubig an und sagte: "Oder, wir behaupten einfach das du unfruchtbar bist und adoptieren dann ein Kind, damit das Kind, Eltern hat und unsere Eltern, ein Enkelkind haben." Sie fing an zu lachen und posaunte: "Haha als wär ich unfruchtbar, das bist wohl eher du, der keinen hoch kriegt." "Bei deinem Anblick, bekommt doch keiner einen hoch." Sofort klatschte sie mir eine und es kehre wieder Stille ein.
"Ich bin einverstanden.", hauchte Ayame plötzlich, doch ich verstand nicht ganz recht. "Deine Idee ist schneller umsetzbar." Ich nickte und schon nahm sich jeder sein Handy in die Hand und suchte nach Adoptionstellen in der Nähe. "Hier ein Kinderheim, nichtmal eine Stunde von hier weg.", sagte Ayame und steckte mir ihr Handy vor mein Gesicht. "Sollen wir gleich hin?", fragte ich sie. Sie nickte, schon setzten wir uns wieder ins Auto und wurden von einem Bediensteten zum Kinderheim gefahren.
Die Fahrt verlief still, und im Kinderheim verlangte Ayame nach vierjährigen Mädchen. Da wir zu den reichen Familien Japans gehören, fragten uns die Leute, die dort arbeiteten auch nichts, sie taten nur, dass was man von ihnen verlangte. Uns wurden vierzehn Bilder von kleinen Mädchen auf den Tisch gelegt. Ayame begutachtete jede einzelne und las jede Akte durch, bis sie nach einer Weile die Augen genervt verdrehte, sich zu mir wandte und sagte: "Such du uns eine Tochter aus." Ich nickte und schweifte mit einem Blick über alle Bilder, doch an einem blieb ich hängen. Ein kleines Mädchen mit Walnussbraunen Haaren, mit zwei verschiedenen Augenfarben, ihr linkes Auge war leuchtend grün, ihr rechtes blutrot, durch ihr schönes makelloses Gesicht zog sich eine Narbe, von der rechten Schläfe aus, durch ihr rechtes rotes Auge, über ihre Stupsnase, bis hinunter zum Ende des linken Kieferknochens. Ich zeigte mit dem Finger auf sie und fragte: "Wie heißt sie?" "Hina", antwortete mir, der gemein aussehende Mann vor mir. "Sie nehmen wir mit!", sagte ich entschlossen mit einem Lächeln auf den Lippen. "Was?! Du willst eine Mistgeburt als Kind hab?!", fragte mich Ayame empört. Ich nickte und sagte: "Ja, aber sie ist keine Mistgeburt, sie ist das süßeste und hübscheste Mädchen das ich jäh gesehen habe." Sie schüttelte verächtlich mit dem Kopf und meinte nur noch: "Du zahlst." Doch bevor ich fragen konnte, wie viel sie haben wollen für Hina, sagte der grimmige Mann mit abwertenden Ton: "Sie. Sie könnt ihr so mitnehmen, die würde sonst eh, niemand haben wollen. Dann hätten wir auch ein Problem weniger." Ich sah ihn böse an und knurrte, ich war sauer. Wie konnte man nur so schlecht von einem Kind reden, von einem so einzigartigem Kind?! Der Mann ignorierte meinen Blick und sah zu der Frau, die an der Türe stand. Sie nickte und ging für einen Moment raus, als sie wieder kam hatte sie das kleine Mädchen an der Hand. Mein harter Blick wurde weich, ich kniete mich hin und streckte ihr eine Hand aus. "Hallo, ich bin jetzt dein Papa.", sagte ich lächelnd, doch sie sah mich verängstigt an und traute sich nicht näher. So wie sie aussah, hat sie wohl schon sehr viel durch gemacht, aber ich wollte keine alten Wunden aufreißen, weshalb ich sie weiterhin freundlich anlächelte, auf Ayame zeigte und sagte: "Und das ist jetzt deine Mama." Sie sahen sich kurz an, doch Hina verschreckte sich noch mehr und fing an zu zittern. Hina ließ die Hand der Betreuerin los und kniete sich weinend auf den Boden. Mein Lächeln schwand, es war wie bei Gilbert, ich
konnte es nicht ertragen sie weinen zu sehen. Ich ging ein Stück nach vorne und umarmte sie. Erst machte sie nichts und weinte weiter, doch dann schmiegte sie sich an mich, und lauschte, wenn ich mich nicht irrte, meinem Herzschlag. Sie wurde ruhiger, sie drückte sich leicht von mir ab, blickte mir direkt in die Augen und sagte ganz leise: "Pa? Pa?" Ich lächelte wieder und sagte genauso leise: "Ja, Papa." Sie lächelte, legte sich wieder in meine Arme und nuschelte gegen meine Brust: "Ich hab noch nie einen lieben Papa gehabt, der mich einfach umarmt." Diese Worte versetzten mir einen Stich ins Herz, ich drückte sie näher an mich, hob sie hoch und flüsterte: "Las uns nach Hause gehen."

Warum Du? Warum Ich? Warum Wir? (Boy X Boy//boyslove//yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt