Nachdenklich schaute Aria Ivan hinterher, während ihr Mann ihr kurz eine Hand auf die Schulter legte und ihr etwas zuflüsterte, woraufhin sie den Kopf schüttelte.
»Wir müssen schauen, wie wir euch unter bekommen«, meinte Aria schließlich, »Unser Haus ist nicht sonderlich groß und eigentlich sind wir schon voll.«
»Wenn wir irgendetwas machen können, um euch zu unterstützen, werden wir das tun«, versprach Christian hastig.
»Das hoffe ich doch!«, stellte Marlon, Arias Ehemann klar, »Du wirst mir morgen mit Feldarbeit helfen.«
Obwohl Christian keinen Plan vom Ackern hatte, nickte er. Er würde tun was er konnte.»Und für dich«, meinte Marlon und beäugte Emilia, »Nun, ich habe keine Ahnung, was wir mit dir machen sollen.«
Emilia antwortete ihm nicht.»Wir werden sehen, was wird«, sagte Aria, »Vielleicht kann sie ein Auge auf Lily haben.«
»Lily?«, fragte Christian.
»Unsere Tochter«, erklärte Marlon, »Sechs Jahre alt.«
Emilia nickte erleichtert.»Kommt erst einmal hinein«, schlug Aria vor, »Habt ihr schon gegessen?«
Christian und Emilia schüttelten beide gleichzeitig den Kopf.
»Nun, dann kommt mit in die Küche. Aber erwartet ja nicht, dass mein Essen so gut ist wie das in eurem ach so feinen Schloss.«
Den letzten Teil des Satzes hatte sie so bissig ausgespuckt, dass Christian nicht anders konnte, als sich zu fragen, welche Erfahrungen sie mit dem Adel gemacht hatte.Das Haus von Aria und Marlon war für so ein kleines Dorf tatsächlich ziemlich groß. Natürlich war es immer noch sehr klein. Es war nur nicht so klein, wie die meisten anderen Häuser, an denen sie vorbeigekommen waren.
Der Raum, der sie als erstes begrüßte, schien gleich die Küche zu sein, von der Aria gesprochen hatte. Ein runder Tisch mit drei Stühlen stand in der Mitte des Raumes.
An der Wand knisterte leise eine Feuerstelle vor sich hin, über der einige schwere Töpfe hingen. Daneben gab es eine Fläche, die scheinbar oft zum Schneiden und Schälen von unterschiedlichem Gemüse genutzt wurde. Einige Kartoffelschalen lagen noch nicht weggeräumt herum.
Es ging ein Geruch in der Luft, der stark vermuten ließ, dass es Kartoffelsuppe gegeben hatte.»Marlon Schatz, zeigst du ihnen schon Mal alles andere beim Haus, was wichtig für sie wird?«, bat Aria, »Ich kümmere mich solange, um das Essen. Oh und kannst du danach sichergehen, das Lily wirklich schlafen gegangen ist und nicht irgendeinen Blödsinn macht? Danke.«
Marlon nickte nur und gab Christian und Emilia eine Handbewegung, dass sie ihm folgen sollten.Da Emilia diese nicht sehen konnte, tippte Christian ihr kurz auf die Schulter, um sie zum gehen zu bewegen.
Marlon Schritt zielsicher auf eine der Türen zu und klopfte leise daran.
»Das ist das Zimmer von meiner Frau, meiner Tochter und mir«, erklärte er, bevor er die Tür vorsichtig öffnete.
»Ruhe bitte«, murmelte er, mit Blick auf eine kleine Gestalt, die eingekuschelt in einem Bett in der Ecke lag, »Sie schläft schon.«Christian war nicht in der Lage viel von Lilys Gesicht zu sehen. Alles von ihrem Gesicht war entweder von der Tür weggedreht oder unter ihren braunen, welligen Haaren versteckt.
»Ihr habt hier drin eigentlich nichts zu suchen«, stellte Marlon klar, »Außer Emily hier, passt wirklich auf Lily auf.«
»Ich heiße Emilia«, korrigierte Emilia ihn.
»Emily, Emilia-«, Marlon schaufte, »Alles dasselbe.«
Dann ging er weiter zu einer anderen Tür, die eigentlich genauso aussah wie die zuvor. Simpel, braun und ziemlich abgenutzt.»Vorratskammer«, meinte Marlon knapp, öffnete kurz die Tür, nur um sie dann gleich wieder zu schließen und zur nächsten Tür weiterzugehen. Auch diese öffnete er nur ganz kurz. »Waschraum.«
Danach ging er zu einer Tür, welche so aussah, wie eine Art Hinterausgang.
»Hier geht es raus zum Feld«, erklärte er und trat hinaus ins Freie.
Christian wusste nicht genau, welches Feld wohl deren war, da es mehrere größere gab, die direkt nebeneinander lagen.
Erst als Marlon auf ein bestimmtes Feld ganz rechts deutete, war klar, von welchem er redete.
»Pflügen ist momentan angesagt«, meinte er und wandte sich an Christian, »Da hilfst du mir dann.«
Christian nickte.
»Weißt du überhaupt, wir das geht?«
Christian schüttelte den Kopf.
»Dachte ich es mir doch«, brummelte Marlon, »Typisch Adel. Nicht einmal ein Feld pflügen können sie. Hast überhaupt jemals irgendwelche körperliche Arbeit verrichtet?«
»Eher nicht, nein«, gab Christian zu.
Marlon verdrehte die Augen. »Dann lass ich dich vielleicht nicht gleich den ganzen Tag arbeiten«, meinte er, »Aber das heißt nicht, dass ich dich schonen werde.«
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The Curse Of The Rodriguez
Mystère / ThrillerSchon länger als sich ein jeder Mensch erinnern kann, regierten acht Familien über Cadessa. Nur wer in den Adel hineingeboren war, würde jemals etwas über das Schicksal des Reiches entscheiden können. Christian war in den Adel hineingeboren. Als Rod...