2. Kapitel

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Der Tod von Theodor und Samantha Wei. Christian hatte davon schon gehört, obwohl das Ereignis stattgefunden hatte, als er selbst noch ein kleines Kind war.
Das Oberhaupt und seine Partnerin waren tot aufgefunden worden und keiner hatte jemals herausfinden können, wer dieses schreckliche Verbrechen begannen hatte.

»Diese Ereignisse liegen zu weit zurück«, erklärte Louis mit Blick zu Boden, »Selbst wenn wir die Untersuchungen wieder aufnehmen würden, so würden wir nichts finden.«
»Das glaube ich kaum«, widersprach Emilia sofort, »Keiner von euch hat es jemals richtig versucht! Definitiv wird es irgendeinen-«
Doch Badger Dorn unterbrach sie. »Langsam solltest du doch wirklich über den Tod deiner Eltern hinweggekommen sein! Hör doch auf uns alle in deine Familienprobleme hinein zu verwickeln!«
»Darum geht es mir nicht«, sagte Emilia, »Dies war offensichtlich ein Anschlag mit politischem Hintergrund. Und der Täter läuft noch frei herum. Woher soll ich wissen, dass ich vor ihm sicher bin?«

»Emilia, Kleine«, seufzte Dahlia, »Die Sicherheit innerhalb der Wei Familie hat sich seit diesem Tage drastisch verbessert. Es gibt nichts worüber du dir Sorgen machen musst.«
Emilia schwieg für einen Moment. Christian konnte nicht einschätzen, was sie sich gerade dachte.
»Wie stehen die Familien dazu, die sich beim letzten Mal noch nicht klar positioniert haben?«, fragte sie schließlich.
»Die Cameron Familie, wird dieses Projekt nicht unterstützen«, meinte die Dame, die Louis Raven Geld schuldete.
»Die Adriano Familie ebenfalls nicht«, meinte der blonde Mann.
Emilia sagte nichts. Sie saß nur da und spielte ungeduldig mit einer ihrer roten Locken, als ob sie auf etwas warten würde.
Als jedoch niemand noch etwas sagte, erhob sie schließlich ihre Stimme erneut: »Und wie steht die Rodriguez Familie dazu?«

Erst jetzt realisierte Christian, dass Emilia auf eine Antwort von ihm gewartet hatte.
»Ich kann noch nichts endgültiges sagen«, meinte er hastig, »Wir brauchen noch etwas Bedenkzeit.«

Als Emilia seine Stimme hörte wirkte sie kurz irritiert und drehte ihren Kopf genau in Christians Richtung.
»Du bist nicht Ivan Rodriguez«, meinte sie schließlich, »Wer bist du?«
»Sein Sohn. Christian Rodriguez. Ich vertrete ihn heute.«
»Verstehe«, murmelte Emilia und wandte ihr Gesicht wieder von ihm ab.
»Hattet ihr nicht schon genug Bedenkzeit?«, fragte sie, »Es sollte nicht so schwer sein eine Entscheidung zu treffen.«
»Vorsicht ist besser als Nachsicht«, sagte Christian, »Wir wollen unsere Entscheidung gründlich überdacht haben.«

»Da wir in diesem Thema scheinbar nicht weiter vorankommen, ist es hiermit abgeschlossen«, meinte Louis, »Noch ein weiteres Anliegen?«
Als keiner sich meldete lehnte Louis sich zurück und ließ seinen Blick noch einmal über die Anwesenden schweifen. Er wirkte müde, als er schließlich das Treffen beendete. Er rieb sich kurz die Augen und flüsterte etwas seiner Wache hinter ihm zu, bevor er sich als erstes erhob.
»Dann sehen wir uns das nächste Mal bei Rodriguez«, meinte Louis Raven zum Abschied und erhob sich.

Christian war froh, dass es vorbei war. Hätte er sich noch einmal äußern müssen, wäre er wahrscheinlich vor Nervosität umgekommen.
Am liebsten würde er gleich wieder nach Hause fahren, doch dafür war es schon zu spät.
»Bleibst du über die Nacht hier?«, fragte ihn jemand von hinten. Etwas überrascht drehte Christian sich um. Es war Emilia die hinter ihm stand.
»Uhm, ja«, meinte Christian und probierte nicht unhöflich auf ihre Augenbinde zu starren.
»Hast du vor noch zu feiern?«, fragte sie.
»Nein, eigentlich nicht«, Christian war es nicht gewohnt, dass Leute so offen ein Gespräch mit ihm anfingen, »Tust du?«
Emilia schüttelte kurz den Kopf, wobei ihr die Locke, mit der sie gespielt hatte, wieder ins Gesicht fiel.
»Feiern sind nichts für mich. Es ist viel zu laut und die Luft stinkt nach Alkohol. Zudem ist es so eng, dass ich andauernd irgendwen anremple.«
»Verstehe«, murmelte Christian. Langsam hatte er das Gefühl, dass sie irgendetwas anderes mit diesem Gespräch erreichen wollte. »Wenn du mich überzeugen willst dir zu helfen, meine Antwort bleibt. Ich kann diese Entscheidung noch nicht treffen.«
Emilia lächelte. »Nein, nein«, sagte sie, »Also eigentlich ja, aber nicht so.«
»Und was soll das heißen?«
Anstatt seine Frage zu beantworten, stellte sie ebenfalls eine: »Kannst du lesen?«
»Ja, wieso?«, fragte Christian, überrascht von diesem Themenwechsel.
»Ich möchte das du mir bei etwas hilfst, allerdings nicht offiziell. Nur privat. Es gibt nicht viele Leute hier, die lesen können. Deshalb wollte ich fragen, ob es möglich wäre, dass du mir ein paar Zeitungsausschnitte vorlesen kannst.«
»Zeitungsauschnitte? Kann das nicht jemand von deinen Angestellten machen?«
»Die, die lesen können, durfte ich nicht auf dieses Treffen mitbringen«, meinte sie, »Ich brauche allerdings ein paar Infos aus der Bibliothek der Ravens.«
»Lass mich raten«, sagte Christian, »Untersuchungen zu deinen Eltern?«
Emilia nickte erneut.

The Curse Of The Rodriguez Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt