Kapitel 6

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- Leyla -

Meine Arme tun weh. Ich weiß nicht, wie lange ich schon an ihnen, von der Decke hänge. Ich spüre, wie ich am ganzen Körper zittere. Das ehemals weiße Kleid ist durchnässt. Ich höre wie der Lärm an Deck zu nimmt. Deutlich mehr als üblich. Aber ich denke mir nichts dabei. Was macht es denn für einen Unterschied? Irgendwann, wird es dann aber so still, dass ich das rauschen des Meeres hören kann. Und dass lässt mich aufmerksam werden. So still ist es nie. Und ich meine nie. Es bleibt so still. Dann ein lauter knall. 

Was passiert?

Ich fühle mich in der Zeit zurückgeworfen. Zurück in den dunklen Raum, in den Killian mich sperrte, um mich vor der Gefahr zu schützen. Panik setzt ein. Bitte nicht schon wieder. Ich kann nicht nochmal an wen anderes übergeben werden. Leise fange ich an zu schluchzten. Ich versuche mich zurück zu halten. Wenn er hört, wie ich weine, werde ich bestraft werden. Ich weiß nicht, wie ich nach so langer Zeit, noch Tränen übrig haben kann. Aber ich hab noch welche. Und sie rinnen unter der Augenbinde hervor und tropfen von meinem Kinn auf den Holzboden.

Rette mich, bitte.

Denke ich verzweifelt. Dabei wende ich mich an niemand besonderen. Vielleicht an Gott. Aber wenn es ihn wirklich gäbe, würde er nicht zulassen, dass Mensch so etwas wie mir angetan wird.

Dann spüre ich, wie die Belastung der letzten Stunden und Tagen mich einholt. Ich spüre wie ich weiter in mich zusammensacke, bevor es vor meinen Augen dunkler wird. Es hört sich an, als wäre das knarzen, der sich öffnenden Tür, Kilometerweit entfernt.


-Ace-

Ich drehe mich von dem Fettsack weg. Bin schon auf dem Weg, den Raum zu verlassen. Da höre ich ein sehr leises schluchzten. Ich bleibe im Türrahmen stehen und sehe mich um. Hier ist niemand außer mir. Ich bleibe noch einen Moment stehen. Lausche, ob ich es nochmal höre. Doch es bleibt still. Ich stemple es als Einbildung ab, drehe mich wieder um und will gehen.

Plötzlich läuft mir ein kalter Schauer den rücken runter. Als hätte mich eine Eiskalte Hand im Nacken berührt.

"Rette mich, bitte."

Ihre Stimme. Sie ist lauter als sonnst. Immer noch nicht als würde jemand wirklich mit mir sprechen. Trotzdem lauter als das Flüstern des Windes, dass ich sonst immer höre.

Energisch drehe ich mich um. Etwas sagt mir, sie ist hier. Ich sehe mich im Raum um, suche nach einem Anhaltspunkt. Der Raum ist Makellos. Man kann hier keinen Menschen verstecken. Ich guck in jede Ecke. Unter dem Schreibtisch, ob da ein Knopf ist. Hebel sogar an einigen Bücher, in der Hoffnung, dass sie einen Versteckten Mechanismus auslösen. Ich weiß nicht mal, warum ich so verzweifelt suche.

"Hör auf nach mir zu rufen, wenn du doch eh nicht hier bist."

Schreie ich in den Leeren Raum. Da fällt ein Buch aus dem Regal, mir auf den Kopf. Wütend schnaube ich und reibe mir die pochende stelle. Zweimal an einem Tag. Ich trete gegen den Übeltäter, verfolge mit meinem Blick, wie es über den Boden rutscht. Ander der Stelle an der es liegen bleibt, fällt mir etwas auf. Auf dem Boden sind spuren. Sie sind rundlich. So als hätte jemand an der Stelle häufig eine Tür geöffnet. Eine schwere Tür. Ich trete auf das Regal zu. Sehe es mir ganz genau an. An der Seite entdecke ich dann eine kleine Einkerbung. Gerade groß genug, um als griff zu dienen, damit man das Regal ziehen kann. Ich stecke also meine Hand rein und ziehe Kräftig. Der Schrank gibt ein Tür ähnliches knarren von sich, bewegt sich aber erstaunlich leicht, in meine Richtung. Ich trete einen Schritt zur Seite, um in den Raum sehen zu können. 

Ich atme erschrocken ein. Das Bild, dass sich mir bietet, ist so abstrakt. So gegensächlich zu dem prunkvollem Hellen Raum, in dem ich stehe.

Der Raum vor mir ist dunkel. Mir weht der Geruch von Urin, erbrochenem, Schimmel und anderem entgegen. Und mitten von der Decke, hängt ein Mädchen. Aber nicht irgendein Mädchen. Ich erkenne sie sofort. Obwohl sie eine Augenbinde trägt, weiß ich es. Es ist das Mädchen, dass mich selbst in meinen Träumen ruft.

Sie trägt noch immer das selbe weiße Kleid von vor zwei Jahren. Auch wenn es jetzt wirklich nicht mehr weiß ist. Ihre Haare sind wirklich länger, sie ist Dünner und auch deutlich blasser, als in meinen Erinnerungen und Träumen. Aber ich weiß, dass sie es ist.

Ich gehe einen Schritt auf sie zu. Dann noch einen. Und einen dritten, bevor ich vor ihr stehe. Sie hängt schlaff in diesen Ketten und von nahem kann ich die Schürfwunden erkennen, die ihr Sklavenhalsband verursacht hat. Ich fasse einen Moment ihre Ketten an, um zu testen, ob sie aus Seestein sind. Als dies nicht der Fall ist, erhitze ich die Ketten so stark, dass sie auseinander schmelzen. Sie fällt mir in die Arme. Eindeutig nicht bei Bewusstsein.

Sanft streiche ich ihr eine Strähne aus ihrem Gesicht. Ich muss sie auf die Mobby Dick bringen. Da kann Marco sich um sie kümmern.

Also trage ich sie auf Deck hoch, wo ein paar meiner Nakama mich, oder eher sie, geschockt ansehen. Ja, sie sieht wirklich übel aus. Auf der Mobby, bekomme ich schnell Marcos Aufmerksamkeit.

"Bring sie ins Krankenzimmer. Ich kümmere mich sofort um sie."

Sagt dieser zu mir. Ich nicke knapp und tue wie mir angewiesen. Dort lege ich sie auf einer der Liegen ab. Als ich sie so ansehe, kann ich nicht anders, als Erleichterung zu spüren.

Endlich, hab ich dich gefunden.

Can I love you? (Ace x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt