004. Der Prinz im Turm

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𝒮ℯ𝓋ℯ𝓇𝓊𝓈 𝒮𝓃𝒶𝓅ℯ

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Sommer 1969

In einem ärmlichen Industrieviertel in Cokeworth - nur ein wenig Wasser den Fluss runter - lag die Straße Spinner's End, umringt von dichten Wäldern, in denen ein Fuchs den anderen jagte, auf der Flucht vor den finsteren Schatten, die die großen, verfallenen Häuser auf die Gassen warfen, während der Abfall das Ufer einnahm und darunter begrub.

Am Ende der Straße stand ein heruntergekommenes gar vermodertes Mietshaus, das von mehr Ratten als Menschen bewohnt wurde.

Und ganz oben, direkt unter dem undichten Dach, wo es jeden Sommer am schwülsten und jeden Winter am kältesten war und die Heizung gerne einmal den Geist aufgab, saß Severus Snape zusammengekauert in der hintersten Ecke seines Zimmers. Die Knie mit beiden Armen umschlungen, sich nicht wagend, wieder hinunter zu gehen, von wo die lauten Stimmen seiner Eltern noch immer zu ihm nach oben drangen.

Sie stritten schon wieder, sie stritten immer.

Ob es der nicht erledigte Abwasch, der staubige Boden oder das zerschlagene Fenster im Wohnzimmer waren, das Severus ausversehen bei einem weiteren Magieschub zerstört hatte und das mit Klebeband und Plastikfolie notdürftig geflickt hatte werden müssen.

Sie fanden immer einen Grund, sich gegenseitig die schlimmsten Beleidigungen an den Kopf zu werfen.

Severus verstand nicht, weshalb sie überhaupt einmal geheiratet hatten.

In den letzten Wochen war es noch schlimmer geworden, als Tobias Snape an einem Abend niedergeschlagen und wütend nach Hause gekommen war, die Tür ins Schloss geknallt hatte, nur um ihnen mitzuteilen, dass er am Ende des Sommers keinen Job mehr haben würde.

Der alte Mr. Cuttler, Besitzer des kleinen Bauernhofs, auf dem Tobias die Felder bestellt hatte, wollte verkaufen.
Einer der vielen Großkonzerne hatte ihm ein Angebot gemacht, das nur ein Narr ausschlagen würde.

In ein paar Monaten würden die Ställe und Felder dem Erdboden gleichgemacht und ein neues Einkaufszentrum würde den vielen kleinen Läden in Cokeworth Konkurrenz bieten, während die Familie Snape mit noch weniger dastand als sowieso schon.

Severus saß noch immer unter der Fensterbank - die fettigen Haare fielen ihm wie eine Art Vorhang vor sein tränenüberströmtes Gesicht - zusammengekauert in einer Ecke des Zimmers hinter der Heizung, den Blick hinaus in den Himmel gerichtet.

Der Spätsommer-Himmel war von einem klaren und schönen Blau ohne eine einzige Wolke, die Sonne strahlte hell. Wie ironisch. Alles an dem Anblick wirkte geradezu widerwärtig fröhlich, wo doch alles in Severus gerade dabei war, die nächste Welle an Tränen zurückzukämpfen, die immer wieder in ihm aufzusteigen drohte.

Wieso war die Welt glücklich, wenn er es doch eindeutig nicht war? Wo blieb der Regen, der all seine Sorgen wegwaschen konnte? Wo blieben der Blitz, der die Schatten und der Donner, der die Monster vertrieb?

| 𝐃𝐞𝐚𝐝 𝐌𝐚𝐫𝐚𝐮𝐝𝐞𝐫𝐬 𝐒𝐨𝐜𝐢𝐞𝐭𝐲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt