003. Zauberblumen

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ℒ𝒾𝓁𝓎 ℰ𝓋𝒶𝓃𝓈

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Sommer 1969

»Seid vor Sonnenuntergang zurück!«, rief Mrs. Evans noch, ehe die Küchentür scheppernd ins Haus fiel, die zwei giggelnden Mädchen durch das Gartentor aus ihrem Sichtfeld verschwanden und sie sich fröhlich summend wieder der Spüle zuwandte, um mit dem Abwasch fortzufahren.

Die beiden Mädchen rannten Hand in Hand den kleinen Wiesenhügel hinauf, den lauen Wind in den Haaren, die warme Sonne angenehm prickelnd auf ihrer Haut. Am kristallblauen Himmel war nicht eine einzige Wolke zu sehen, es war einer der schönsten Sommertage bislang, an dem es weder zu heiß noch zu regnerisch war. Ein perfektes Wetter für einen Nachmittag auf dem alten Spielplatz am anderen Ende der Stadt.

Dieser Meinung war auch Lily Evans, ein Mädchen von gerade einmal neun einhalb Jahren mit flammend rotem Haar. Begeistert von dem Gedanken an den Spaß, der sie erwarten sollte, zog sie ihre Schwester Petunia mit sich über den Hügel in Richtung eines kleinen Waldes.

»Komm schon, Tuni!«

Vor Glück beinahe übersprudelnd hüpfte sie auf und ab, das limonengrüne Kleid wehte ihr um die Beine.

»Tuni, na los!« Lily zog noch einmal kräftig am Arm ihrer Schwester, ehe diese mit einem Lächeln nachgab und ebenso leichtfüßig über das Gras hüpfte, hindurch durch den düsteren Wald, vorbei an den vielen Backsteinhäusern, die allesamt gleich aussahen in ihrer schlichten Einfachheit.

Es wirkte beinahe, als hätten sich die Bewohner abgesprochen, die gleichen Ziersträucher zu pflanzen oder die gleichen Automobile zu fahren. Alles hatte genau seinen Platz und wehe, einer versuchte die idyllische Harmonie aus dem Gleichgewicht zu rücken und aus der Reihe zu tanzen. In einer Nachbarschaft wie dieser wäre das schwarze Schaf sofort aufgefallen...

An einem so wunderschönen Sommernachmittag war es verwunderlich, dass nicht mehr Nachbarskinder auf dem Spielplatz zugegen waren, doch die beiden Schwestern fanden das überhaupt nicht schlimm. Sie hatten einander und das war genug. Zumal sie sich so mit niemandem um die Schaukeln streiten mussten.

»Ich wette ich kann höher schaukeln als du, Tuni!«, lachte Lily, ein spielerisches Funkeln in ihren Augen.

Petunia reckte das Kinn in die Höhe und grinste ihr frech entgegen. »Das werden wir sehen, Lil.« Sie griff mit ihren Fingern nach den zwei metallenen Ketten, die ein kleines Holzbrett umfassten und schwang sich in die Lüfte. Ihre Schwester lachte und tat es ihr gleich, hüpfte auf die zweite Schaukel und begann höher und höher zu schwingen. Lily schloss genüsslich die Augen. Den Wind im Gesicht spürend, fühlte sie sich so lebendig wie nie, als könnte sie tatsächlich... fliegen.

Petunia, die zu erahnen glaubte, was ihre Schwester vorhatte, riss erschrocken die Augen auf. »Lily, nein, mach das nicht!«

Doch die Rothaarige wusste einfach, dass es genauso gut funktionieren würde, wie schon die vielen Male zuvor und sie ließ die Schaukel los, genau am höchsten Punkt des Bogens. Sie flog in die Luft, die Arme weit ausgestreckt, um jede einzelne Sekunde schwebend zu genießen, tanzte beinahe durch die Lüfte wie eine Ballerina, viel zu lang - unnatürlich lang - blieb sie oben, bevor sie schließlich leichtfüßig wie eine Feder auf dem Sandboden landete, noch immer kichernd und strahlend.

| 𝐃𝐞𝐚𝐝 𝐌𝐚𝐫𝐚𝐮𝐝𝐞𝐫𝐬 𝐒𝐨𝐜𝐢𝐞𝐭𝐲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt