Kapitel 1

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Der Wind peitschte Rina unbarmherzig die roten, kurzen Haare in ihr schmales Gesicht, während er die salzige Brise des Meeres mit sich brachte

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Der Wind peitschte Rina unbarmherzig die roten, kurzen Haare in ihr schmales Gesicht, während er die salzige Brise des Meeres mit sich brachte.

Die Fensterläden der kleinen Kammer knarzten unter der starken Böe, doch Rina dachte nicht daran, das Fenster zu schließen.

Sie genoss den Duft von Salz, der sich mit denen der Algen und der nassen Erde vermischte, während das Geräusch des prasselnden Regens sie in einen sanften Rhythmus wiegte.

Aus dem nicht weit entfernten Klostergarten wehte ab und an der Geruch der Kräuter zu ihr hinüber und ließ sie nie vergessen, wo sie sich befand.

Ihre goldenen Augen, die in der untergehenden Sonne intensiv leuchteten, waren starrt auf das Meer gerichtet, das von der Klippe gut einsehbar war.

Heute war das Meer aufgewühlt und peitschte wie eine Furie gegen die Klippe. Der Strand, der eigentlich unter ihr lag, war kaum zu sehen.

An dem Tag, an dem der alte Hohepriester Koran sie gefunden hatte, soll es anderes gewesen sein. Damals sollten die sanften Wellen den weißen Sand des Strandes förmlich geküsst haben.

Sie selbst erinnerte sich nicht daran, doch als sie jünger war hatte eine Klosterschwester ihr erzählt, dass der Priester sie nur gefunden hatte, weil eine sanfte Stimme ihn zu ihr leitete. Damals hatte sie geglaubt, dass sie etwas Besonderes war.

Dass sie anders als alle anderen hier war, hatte sie sehr schnell festgestellt.

Manchmal sah sie Dinge, die nicht da waren.

Rina schloss für einen Moment die Augen, während sie tief einatmete. Ihr Magen knurrte, doch sie versuchte das Hungergefühl zu unterdrücken. Sie hatte genauso viel gegessen wie alle anderen. Es wäre anmaßend, mehr zu verlangen. Außerdem konnte sie nur so ihrer Krankheit entgegenwirken.

Als sie ihre Augen wieder aufschlug, legte sich die Dunkelheit über das Land. Die Sonne war am Horizont im Meer verschwunden.

Rina dachte an die Frau im Meer, die sie in ihrer Kindheit begleitet hatte. Ein Hirngespinst, wie die Heiler des Klosters behaupteten.

Sie alle dienten den weißen Raben und wussten daher sicherlich, was ihr fehlte. Rina hatte die Behandlungen nie hinterfragt, denn sie war sich sicher, dass man nur ihr Bestes wollte. Trotzdem vermisste sie die Frau, die am ehesten so etwas wie ihre Familie gewesen war.

Langsam wandte sich Rina vom Fenster ab und zu ihrem Bett.

Der Raum, in dem sie sich befand, war karg eingerichtet und klein. Vor ihrem Bett stand eine kleine, hölzerne Truhe, in der sich ihre Kleidung befanden. Auf einem Regal an der Wand spendete eine Kerze Licht und daneben lag das Buch, das jeder, der hier lebte, besaß. Eine Art Verhaltenskodex, der den Glauben der weißen Raben erklärte.

Rina interessierte jedoch die kleine Schatulle, die neben der Karaffe mit Wasser stand.

Eigentlich war es nicht erlaubt, eine solche aus der Klosterküche zu entwenden und auf das Zimmer mitzunehmen, doch bei ihr machte man aufgrund ihrer Krankheit eine Ausnahme.

Blutgier (Band 1 der Blutinsel-Chroniken)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt