Kapitel 11/ Die unerwartete Begegnung

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Wie jeden Tag stand ich lustlos auf und musste mich eigentlich für die Schule fertig machen. Doch an diesem Morgen nahm ich stattdessen mein Handy und rief meine Mutter an.

,,Hallo mein Schatz, was ist denn, Evelyn?"

,,Mama, ich habe starke Kopfschmerzen. Darf ich zuhause bleiben?"

,,Ja klar darfst du das. Nimm eine Schmerztablette, wenn es schlimmer wird, und schreib mir zwischendurch, wie es dir geht. Ich rufe gleich in der Schule an."

,,Danke, Mama. Hab dich lieb."

,,Ich dich auch, mein Schatz."

Ich legte auf und zog die Decke über meinen Kopf. So hatte ich mich lange nicht mehr gefühlt. Früher kämpfte ich jeden Tag mit mir, um aufzustehen und in die Schule zu gehen. Doch seit ich Theodore kennengelernt hatte, gab es endlich einen Grund, den Schmerz der Schläge, die Narben und die widerlichen Sprüche zu ertragen. Er war mein Licht in der Dunkelheit, mein Halt in all dem Chaos.

Aber jetzt war selbst dieser einzige Grund weg. Theodore war für immer fort. Der Verrat schmerzte tief in meinem Herzen, und ich konnte es einfach nicht fassen. Die Erinnerungen an die gemeinsamen Momente waren wie ein ständiger Stachel in meiner Seele. Ich sagte mir immer wieder, dass ich ihn vergessen musste, aber es tat so weh. Er hatte mir Hoffnung gegeben, und nun war alles in Trümmern.

Ich stand auf und kämmte mir durch meine braunen Haare. Danach ging ich ins Badezimmer, erledigte meine Morgentoilette und putzte mir die Zähne.

Dann ging ich zu meinem Kleiderschrank, nahm lange Sportklamotten heraus und zog mich um. Ich beschloss, joggen zu gehen. Nicht auf dem Gehweg neben den Straßen, sondern im Wald, wo die Luft am frischesten war und mich kaum jemand sehen konnte.

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Ich war vor drei Minuten im Wald angekommen und joggte jetzt. Die ganze Zeit musste ich an Theodore denken. Warum hatte er mir das nur angetan? Der Schmerz und die Enttäuschung nagten an mir. Doch plötzlich blieb ich stehen. Mist. Ich hatte das Mädchen vergessen. Heute in der Schule wollte ich sie eigentlich suchen und ihr helfen, aber stattdessen meldete ich mich krank. Wie konnte ich nur so ein Idiot sein?
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Als ich zuhause ankam, sah ich auf die Uhr und stellte fest, dass ich ernsthaft drei Stunden joggen gewesen war. Merkwürdigerweise fühlte ich mich trotzdem fit, zumindest körperlich, nicht seelisch.

Es war 12:00 Uhr, also hatte ich noch Zeit. Heute hatte ich Training, also Kickboxen. Meine Eltern würden heute erst spät abends nach Hause kommen, deswegen konnte ich in Ruhe hingehen, ohne dass sie es mir verbieten würden, weil ich heute nicht in der Schule gewesen war.

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In 40 Minuten war das Training, also suchte ich meine Sportkleidung heraus und packte sie in meine schwarze Sporttasche. Danach füllte ich in der Küche Wasser in meine Flasche und ging schnell wieder hoch, um ein Handtuch zu holen.

Als ich erneut unten in der Küche war, trank ich noch schnell ein Glas Wasser und aß dazu ein Brötchen. Dann zog ich meine Schuhe an und machte mich auf den Weg.
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Als ich ankam, stürmte ich direkt in die Mädchenumkleide. Der Raum war leer, wie immer. Manchmal dachte ich, es wäre schön, wenn hier ein anderes Mädchen wäre, aber es machte mir nichts aus, allein zu sein.

Ich zog mir mein Nike-Sport-T-Shirt und eine Leggings an. Hier brauchte ich keine Kapuze zu tragen, niemand kannte mich wirklich. Ich fühlte mich frei und unbeobachtet.

Ich betrat die Halle, und die anderen waren schon da. Der Trainer trat nach vorne und sagte: „Wie ich beim letzten Mal gesagt habe, kommt heute jemand Neues zu uns. Seid nett zu ihm und helft ihm, wenn er Hilfe braucht."

Alle stimmten zu und schienen neugierig auf den Neuen. Für mich war es Routine, ich konzentrierte mich auf mein Training.

„Ach, da ist er ja", sagte der Trainer. Mein Blick war auf meine Schuhe gerichtet, ich erwartete nichts Besonderes.

Der Trainer bat den Neuen, sich vorzustellen. „Hey, ich bin The-"

Ich erstarrte. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Mein Kopf ruckte hoch, als hätte mich ein Blitz getroffen. Ich sah direkt in seine Augen. Er hielt inne, überrascht.

„Also, ich bin Theodore."

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich starrte ihn an, mein Gesicht eine Maske des Schocks. Er blickte verwirrt zurück, als ob er mich nicht erkannte. Natürlich nicht, ich trug keine Kapuze, und er hatte mein Gesicht noch nie gesehen. Aber die Angst, die kalte, lähmende Angst, kroch in mir hoch. Würde er mich erkennen?

„Alles okay, Evelyn?" fragte der Trainer. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Ich nickte, doch in mir tobte ein Sturm. Heute sollte mein Tag der Ruhe sein, doch jetzt war Theodore hier, an meinem Zufluchtsort, wo ich meinen Frust herauslassen wollte.

„So, wir fangen natürlich zuerst mit dem Seilspringen an", sagte der Trainer. Seine Stimme drang kaum zu mir durch. Jeder Sprung war mechanisch, jeder Atemzug schwer. Theodore war hier, und ich konnte mich nicht konzentrieren. Vor ihm zu schwitzen war merkwürdig, schamvoll, obwohl ich das nie empfunden hatte. Aber er konnte mich nicht erkennen, und selbst wenn, was bedeutete es? Er war ein Arsch.

„Jetzt bildet bitte Zweierteams. Einer hält den Boxsack fest, der andere haut drauf. Und wenn ich pfeife, übt ihr Reflexe. Ihr wisst ja, wie die Aufgaben gehen, also los!" rief der Trainer motiviert. Seine Stimme klang sehr motiviert , er war immer sehr nett zu uns und jeder fand ihn sympathisch.

Alle bildeten Zweierteams. Natürlich blieb ich übrig. Immerhin war die Zahl ungerade, und wie gewohnt dachte ich, dass ich die Aufgaben mit dem Trainer machen müsste.. Doch als ich Theodore allein sah, hoffte ich, dass es nicht wahr sein würde. Doch das Schicksal war grausam. „So, Evelyn und Theodore, ihr macht zusammen. Evelyn, hilf ihm und bring ihm die Aufgaben bei, das wäre sehr großzügig von dir", sagte der Trainer. Mein Albtraum wurde Wirklichkeit.

„Ja, mache ich", antwortete ich, meine Stimme verstellt. Jeder Laut schien verräterisch, doch ich musste es versuchen.

Wir gingen zum Boxsack. Ich begann, meine Fäuste zu schwingen, er hielt den Sack. „Ähm, also du heißt Evelyn?" fragte er und versuchte, ein Gespräch zu beginnen. Ich ignorierte ihn, schlug härter zu. Der Sack schwang heftig, Theodore stolperte leicht.

„Das nehme ich als ein Ja. Den Namen Evelyn höre ich zum zweiten Mal in meinem Leben, und beim ersten Mal war ich begeistert. Der Name ist echt selten", redete er weiter. Plötzlich erstarrte ich. Jeder Muskel in meinem Körper gefror. Scheiße! Er kannte meinen Namen weil mein Trainer mich so nannte. Panik breitete sich in mir aus. Was, wenn er Verdacht schöpfte?

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Was soll Evelyn tun? Soll sie es ihm sagen oder verheimlichen?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 18 ⏰

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