15. Gift

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Geschenk.

Eine Geste der Wertschätzung. Ein Zeichen der Zuneigung. Ich hatte wenige Geschenke erhalten und noch seltener welche gemacht. Oft waren sie mit Erwartungen verknüpft, schnell geriet man in jemandes Schuld.

Doch manchmal war der Gedanke dahinter selbstlos.


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Der Holzboden knarzte bei jedem Schritt.

Auf der Suche nach meinem Partner lief ich den Gang entlang. Es war längst Zeit aufzubrechen. Hidan war spät dran und meine Geduld neigte sich dem Ende. Die Morgensonne schien gegen die hellblau verkleideten Wände und ich zählte die vorbeiziehenden Türen. Drei. Vier. Bei der nächsten blieb ich stehen und lauschte.

Aus dem Zimmer war etwas zu vernehmen – leise und unbestimmbar.

Bereits als ich die Tür zur Hälfte aufgeschoben hatte, stellten sich die Geräusche deutlich als wohlige Seufzer heraus. Zum abgehackten Atmen der beiden, die dort in einer eindeutigen Pose auf dem Futon zugange waren, gesellte sich das Geraschel von Stoff hinzu, welches im selben Takt zum vorstoßenden Becken zu vernehmen war. Die Wangen des Mädchens zierte eine zarte Röte, ihr Blick war verklärt zur Seite gerichtet, ihre Lippen halb geöffnet. Einige Strähnen ihres braunen Haares hatten sich aus der Frisur gelöst. Ihre Arme waren, wie bei einer sinnlichen Malerei, um ihr Gesicht gerahmt. Der junge Leib hatte sich dem obigen vollkommen hingegeben.
Der verrutschte Kimono entblößte eine kleine, wohlgeformte Brust, an dem sich ein eifriger Mund zu schaffen machte. Zunge und Lippen umspielten neckend die abstehende Knospe, was dem kleinen Körper weitere lustgetränkte Laute entlockte, ihn zum erbeben brachte. Die blassen Schenkel zogen sich verlangend enger um die Hüfte des anderen, welcher sich frivol in den Schoß des Mädchens versenkte.

Die beiden mussten die Tür zweifellos gehört haben. Dennoch ließen sie sich davon nicht stören und trieben es schamlos weiter miteinander.

Als Hidan von Misakis Brust abließ, traf sein Blick den meinen. Ein anrüchiges Grinsen umspielte seine Lippen, während er sich verwegen über diese leckte. Er machte eine Show daraus, provozierte mich mit voller Absicht. Sein Ausdruck triefte vor Häme, als er in obszöner Manier tiefer in das Mädchen stieß und diesem damit einen spitzen Laut entlockte.

Erschrocken fuhr ich hoch, nur um festzustellen, dass ich geträumt hatte.

Leise fluchend ließ ich mich zurück auf den Futon sinken. Ich fuhr mir über die müden Augen, massierte mir kurz die Schläfen, ehe ich zerknirscht hoch schaute und die Decke anstarrte. Den hämmernden Schmerz in meiner Schädeldecke versuchte ich dabei zu ignorieren.

Es war noch dunkel draußen, jedoch konnte man bereits die Zikaden zirpen hören. Der Morgengrauen konnte nicht mehr allzu fern sein.
Zumindest hatte ich die Nacht ohne weitere Zwischenfälle überstanden und fühlte mich auch jetzt, bis auf die Kopfschmerzen, nicht allzu schlecht. Nachdem ich es gestern endlich gewagt hatte mich von der Küche in mein Zimmer zu schleppen, war schließlich noch offen gewesen, wie diese verlaufen würde.

Der gestrige Anfall hatte mir eines klar gemacht: es bestand Handlungsbedarf. Ich musste etwas unternehmen, herausfinden was mit mir nicht stimmte. Kurz hatte ich überlegt, ob ich unseren heutigen Aufbruch deswegen aufschieben sollte. Das hatte ich aber schnell wieder verworfen. Egal was mit mir los war, hier gab es nichts, was mir auf lange Sicht helfen würde.

Das Pulver war nur eine Zwischenlösung.

Mir blieb nichts anderes übrig, als Hilfe zu suchen. Ich musste jemanden finden, der über spezielles Fachwissen verfügte und sich das ansehen konnte. Da ich nicht mehr ganz Mensch war, würde ein normaler Mediziner oder Heiler wahrscheinlich nicht genügen. Das würde nicht einfach werden. Es gab bestimmt nicht viele Personen, die dafür in Frage kamen und das Aufspüren dieser, war noch mal eine andere Sache. Was allerdings die größere Hürde darstellen würde: mich blind in fremde Hände zu begeben.

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