o3. Death

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Tod.

Man konnte ihn hinauszögern oder verkürzen, doch betrügen konnte man ihn nicht. Irgendwann würde ihn jeder ereilen. Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, ihn so lange wie möglich hinauszuzögern. Der Tod sollte es schwer haben, mich holen zu kommen. Ich wollte leben. Lang. Länger als irgendjemand sonst.
Doch mit den Jahren hatte ich vergessen, was meine Gründe dafür waren. Warum wollte ich das? Warum wollte ich überhaupt leben? Was gefiel mir daran die Menschen, die mir begegneten, aufwachsen, leben und dahinscheiden zu sehen? Ging es mir nur darum, sie alle zu überdauern?
Oder wartete ich? Wartete ich auf etwas, das ich noch erleben wollte, bevor ich mich mit dem Tod abfinden konnte? Dachte ich wirklich, dass das Leben noch etwas Gutes zu bieten haben müsste?

Warum nur erschien mir das alles so sinnlos?


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Kälte.

Hidans Hand fühlte sich kalt an und am liebsten wollte ich schreien. Doch meine Kehle war wie zugeschnürt, deshalb würgte ich nur einen erstickten Laut hervor.

Ich sah sein boshaftes Grinsen, als er seine Finger fester um mein Herz schloss, welches verzweifelt gegen das sich immer enger werdende Gefängnis anschlug. Als ich glaubte es nicht länger auszuhalten ging plötzlich ein Ruck durch meinen Körper. Aus Schock geweiteten Augen sah ich, wie mir Hidan das Herz aus der Brust riss. Seine Hand war blutbeschmiert und ich starrte auf den Fleischklumpen, der darin lag. Ein, zwei mal pochte dieser noch schwach, bevor es endgültig erstarb.

Der Silberhaarige grinste noch immer, sah mit einer verzogenen Grimasse des Hasses auf mich hinab, bevor er seine Zähne in mein totes Herz schlug. Wie ein hungriger Wolf riss er einen Fetzen davon ab, rümpfte die Nase und spuckte ihn mir angewidert entgegen.

Als er mein fassungsloses Gesicht bemerkte, brach ein manisches Lachen aus ihm. Sein Brustkorb vibrierte, ein irres Funkeln lag in seinen Augen. Sein Gelächter hallte auf widerwärtigste Weise in meinen Ohren wider. Mir dröhnte der Schädel und ich schnappte nach Luft. Erfolglos. Ich brauchte dringend Sauerstoff, doch mit jedem Atemzug wurde das Gefühl, als würde ich ersticken, schlimmer. Und dann wusste ich plötzlich auch warumda war kein Herz mehr, das ich mit Sauerstoff versorgen konnte.

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