o4. Heart

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Herz.

Ich dachte wirklich, dass es mir Hidan herausreißen würde. 
Wir waren Partner und ein eingespieltes Team wenn es ums Kämpfen ging. Doch das waren wir nur weil wir es mussten. Sonst war da nichts zwischen uns. Hidan war einzig und allein an seinem Gott interessiert, so wie ich an meinem Geld. Etwas anderes war keinem von uns wichtig.
Er hatte es immer gehasst, wie ich mit ihm umgesprungen war. Ich stellte meine Überlegenheit ihm gegenüber immer offen zur Schau. Es bereitete mir Spaß, ihn damit zu provozieren. Deshalb dachte ich, dass er mich sofort seinem Gott opfern würde, sollte sich irgendwann die Gelegenheit dazu ergeben.

Warum hatte er sie verstreichen lassen?


–    ∙   ◦  ☽  •  ☾  ◦   ∙    –


Ich wollte mich ausruhen, doch anscheinend hatte ich die letzten Tage genug Ruhephasen gehabt, denn es gelang mir nicht mehr richtig einzuschlafen. Ich war wach, doch mein Körper zu geschwächt, als dass ich groß etwas anderes hätte tun können, als da zu liegen.
Und so vergingen Stunden, in denen ich bloß vor mich hin döste.

Ich dachte viel nach. Vor allem über Hidan.

Er verhielt sich soweit ruhig und tat ansonsten so, als wäre nichts passiert. Also kam ich zu dem Schluss, dass von ihm keine Gefahr ausging. Denn wenn er mich töten wollte, hätte er es schon längst getan. Und falls er es doch noch vor hatte, würde ich mich in nächster Zeit sowieso nicht verteidigen können. Also spielte es keine Rolle, wenn ich mich einfach fallen ließ. Denn ständig meine Sinne geschärft zu halten war auf Dauer anstrengend und das förderte wohl kaum meine Genesung.

Ich wusste nicht warum er sich zurückhielt. Aber vielleicht war es so etwas wie ein Waffenstillstand, eine Schonfrist, die vorbei sein würde sobald es mir besser ging? Weil er dachte, dass er mir etwas schulden würde? Würde jedenfalls erklären, warum er mit seinen Sticheleien sparte, mit denen er mir, vor dem allem, jeden Tag auf die Nerven gegangen war.

Im Halbschlaf bekam ich mit, wie er die Höhle einmal verließ, jedoch nicht lange weg blieb. Und als ich das nächste mal die Augen aufschlug, sah ich, dass er mir neues Wasser geholt, sowie mein Erbrochenes weggespült hatte. Ich sagte nichts dazu, war ihm aber dankbar, denn es war nicht gerade angenehm, daneben zu liegen und sich kaum davon weg bewegen zu können.

Auf unseren Reisen kümmerte sich jeder um seinen eigenen Kram und eigentlich waren wir zwei Einzelgänger, die gezwungenermaßen in einem Team feststeckten. Wir waren auf einer Höhe, schenkten dem anderen nichts. Deshalb war es ungewohnt, nun in gewisser Hinsicht auf Hidan angewiesen zu sein. Und umso seltsamer war es, dass er sich, ohne die Situation auszunutzen, tatsächlich um mich kümmerte – auch wenn es sich nur um das Nötigste handelte.

Eine Frage schwebte den ganzen Tag lang unausgesprochen zwischen uns. Und mit jedem Blick, den Hidan mir zuwarf, schien sie noch etwas drängender zu werden.

Warum hast du das getan?

Ein paar mal hatte es den Anschein, als würde sie mir Hidan tatsächlich stellen wollen. Doch am Ende tat er es doch nicht, was mir mehr als recht war. Denn ich hätte keine Antwort darauf gewusst. Wenn mir selbst nicht klar war, warum ich mein Leben für ihn auf's Spiel gesetzt hatte, wie sollte ich es dann ihm erklären?

Irgendwann in der Nacht, mein Bewusstsein schwebte noch immer zwischen Wach und Schlaf, da spürte ich etwas an meinem Rücken. Es war warm und drückte sich leicht gegen mich.

«Du hast mich gerettet», flüsterte eine Stimme in der Dunkelheit.

Nur wenig später war ich mir bereits nicht mehr sicher, ob ich mir das nicht doch bloß eingebildet hatte. Denn die zweite Wärmequelle trug dazu bei, dass diese hartnäckige Kälte wenigstens etwas aus meinen Knochen wich und ich langsam in einen tiefen, traumlosen Schlaf abdriftete.

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