o5. Hate

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Hass.

Ich sah ihn überall. In anderen, aber vor allem in mir selbst. Seit damals, als mich die Dorfältesten als Lohn für meine Loyalität in eine dreckige Zelle geworfen hatten, hatte er Besitz von mir ergriffen. Er nährte mich, vergiftete mich, verlieh mir Stärke und hinterließ gleichzeitig eine tiefe Leere. 
Irgendwann überschattete er alles andere und ich glaubte, nie wieder etwas anderes fühlen zu können.

Ich hatte mich geirrt.


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«Na endlich sind wir aus dieser stinkenden Höhle raus! Aber wohin gehen wir jetzt eigentlich, Kakuzu?»

«Wir spüren diesen Kerl auf, ich werde es ihn büßen lassen. Sobald wir ihn gefunden haben, wird er sich wünschen er wäre nie geboren worden. Aber zuerst muss ich meine Herzen aufstocken. Also halten wir Ausschau nach Shinobi die halbwegs was drauf haben. Vorher sollten wir allerdings noch einen kleinen Abstecher in ein Dorf machen. Proviant und neue Kleidung besorgen.»

«Oh man, ich glaube ich hab dich noch nie so viel an einem Stück reden hören. Scheint dir ja wieder gut zu gehen, hm?» Hidan grinste mich von der Seite an und seufzte dann, als ich nicht auf ihn reagierte.

«Aber schön, von mir aus schlachten wir die nächsten ab, die das Pech haben unseren Weg zu kreuzen. So lange dabei einer für mich rausspringt, den ich Jashin-sama opfern kann, ist mir das nur recht.»

Wir hatten vor einer halben Stunde die Höhle verlassen und waren Richtung Osten unterwegs. Momentan befanden wir uns in Shimo no Kumi, waren kurz vor der Grenze zu Kumo.
Ich war zwar noch nicht völlig auskuriert, doch länger hätte auch ich es nicht mehr in dieser Höhle ausgehalten. Dazu wollte ich mir so schnell wie möglich neue Herzen zulegen. Im Moment war ich äußerst verwundbar – wenn wir auf stärkere Gegner treffen würden hätte ich schlechte Karten.

Ein Dorf kam schon bald in Sicht und nachdem wir uns in diesem neu eingedeckt hatten, machten wir uns auf die Suche nach dem Kerl, der mich so übel zugerichtet hatte. Unser Weg führte uns durch dichte Wälder mit vereinzelten Lichtungen, welche wir aus der Deckung der Bäume auf mögliche Feinde ausspähten. Als wir kurze Zeit später tatsächlich eine kleine Ninjagruppe aus Kumo entdeckten, war ich plötzlich wie auf Nadeln. Ich zeigte es nach Außen hin nicht, aber es beunruhigte mich nur mit einem Herz die Konfrontation mit anderen zu suchen. Ich wägte zweimal ab, ob wir uns ihnen zeigen sollten. Doch einer von ihnen besaß die seltene Chakraaffinität Wind, die sich in meiner Sammlung sicherlich prächtig machen würde, und so war es zu verlockend sie einfach weiterziehen zu lassen. Also gab ich Hidan das Zeichen zum Angriff.

Glücklicherweise sollten wir keine Probleme mit ihnen haben. Ich hielt mich im Kampf dennoch zurück und ließ Hidan den Großteil der Arbeit machen. So freudig wie dieser seine Sense schwang und ein Gegner nach dem anderen zu Boden beförderte, schien er es nichtmal zu bemerken.
Nur wenig später waren sie besiegt und während Hidan sein Ritual an einem der beiden anderen durchführte, kniete ich mich neben den Dritten, der bewusstlos und mit einer klaffenden Bauchwunde im Dreck lag. Ich zog mir Mantel und Oberteil aus und befreite auch den Verletzten von seiner Oberbekleidung.

Zu spitzen Nadeln geformt drangen meine Fäden in den Körper des Bewusstlosen ein. Dieser war so weggetreten, dass er nur einmal kurz zusammenzuckte, als meine Fäden in seinem Inneren ihren Weg durch Gewebe, Knochen und Organe bahnten. An der linken Brusthälfte angelangt, wickelten sie sich um sein wummerndes Herz. Als ich alle Verbindungen zum Körper kappte, bäumte sich der Liegende ein letztes mal verzweifelt auf, bevor er erschlafft zurückfiel.
Das Herz pochte noch schwach und lag warm und samtig in meinen Fäden, als ich es dem Toten vorsichtig durch die Bauchwunde hinauszog. Meine Brust hatte sich bereits so weit geöffnet, dass ich es mir problemlos einverleiben konnte.

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