Regeln und der erste Tag

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Ein lautes Klopfen reißt mich aus meinem tiefen Schlaf. "Rose! Aufwachen! Zieh dich an und komm runter!" Die Stimme klingt vertraut, aber ich kann sie nicht sofort zuordnen. Ich schaue mich benommen um. Wie bin ich nur ins Bett gekommen? Ich strecke mich und atme tief ein. Dann fällt es mir wieder ein... Ich wurde verkauft. Und Jackson, der strenge Grundschullehrer, ist tatsächlich ein hochrangiges Mitglied der Mafia. Es ist immer noch unglaublich.

Ich öffne den Kleiderschrank, der mindestens doppelt so groß ist wie mein alter. Ohne lange zu überlegen, ziehe ich mir eine Jogginghose und ein oversized Shirt an.

Die Treppe am Ende des Flurs knarrt leicht, als ich hinuntergehe. Unten warten Angelo und Austin in ihren schwarzen Hemden. Angelo nickt mir zur Begrüßung zu, während Austin mir ein Lächeln schenkt. "Guten Morgen, Rose!" Ich lächle Austin zurück an, obwohl mir nicht wirklich danach ist.

Plötzlich höre ich ein lautes Rufen aus dem Nebenzimmer: "Rose!" Ich zucke zusammen. Ich will nicht dorthin... Meine Beine fühlen sich schwer an, aber ich bewege mich langsam in das Wohnzimmer. Jackson sitzt im weißen Hemd auf der Couch und schaut mich streng an. "Setz dich," sagt er kurz und knapp. Unsicher setze ich mich auf die Couch neben ihn.

"Ich erkläre dir jetzt die Regeln. Hör gut zu, ich werde mich nicht wiederholen." Bevor ich etwas sagen kann, fährt er fort.

"Regel Nummer 1: Du darfst nicht alleine rausgehen. Du wirst immer einen Begleiter haben, wer das ist, ist mir egal.

Regel Nummer 2: Ich werde dich jeden Morgen zum Praktikum fahren und dich auch wieder abholen.

Regel Nummer 3: Wenn uns jemand sieht, sagst du, dass wir uns gut verstehen und viel miteinander unternehmen. Verlierst du ein Wort über den Vertrag oder die Mafia, wird es ungemütlich.

Regel Nummer 4: Gegessen wird im Esszimmer.

Regel Nummer 5: Auf Messen oder Veranstaltungen wirst du meine Begleitung sein, egal ob du Lust hast oder nicht.

Regel Nummer 6: Wenn ich sage, dass du irgendwo nicht hineingehen sollst, dann gehst du dort nicht hinein.

Das sind alle Regeln." Als er fertig ist, versuche ich, alle Regeln noch einmal in meinem Kopf durchzugehen. Ich starre auf meine Hände, denn vor Angst und Unsicherheit traue ich mich nicht, ihm ins Gesicht zu schauen.

"Willst du wissen, woher ich die Narben habe? Du hast mir erzählt, woher deine blauen Flecken kommen, dann wäre es nur fair," sagt Jackson. Ein Hauch der Strenge verschwindet aus seiner Stimme, und ich schaue langsam zu ihm auf. Es interessiert mich wirklich.

"Jack, bist du sicher?" fragt plötzlich Angelo, der besorgt in der Tür steht. Jackson wirft ihm einen kurzen, strengen Blick zu, der Angelo sofort verstummen lässt. Was soll das denn? Ist die Geschichte so schlimm?

Jackson beginnt langsam zu erzählen, während er auf die Narbe an seinem Auge zeigt. "Die hier, sie ist recht klein, entstand bei einem Kampf. Ich war nachts unterwegs, um meinen Kopf frei zu bekommen, als ich eine Frau schreien hörte. Ich hatte sofort eine schreckliche Vorahnung. Als ich dort ankam, waren drei Männer dabei, diese Frau auszuziehen, und sie weinte schrecklich. Normalerweise trage ich nachts meine Pistole bei mir, aber an diesem Abend nicht. Ich hatte nur mein Taschenmesser dabei. Ich schaffte es, einen der Männer so zu verletzen, dass er vier Jahre lang im Koma lag. Die anderen beiden sind weggelaufen. Der Mann, den ich erwischt hatte, nutzte seine letzte Kraft, um sein eigenes Messer zu ziehen und mich fast auf einem Auge erblinden zu lassen. Hätte ich mein Auge nicht rechtzeitig geschlossen, wäre ich jetzt auf diesem Auge blind." Er hat dieses Risiko riskiert für eine Fremde Frau? "Aber Verkauft ihr nicht Frauen oder Vergewaltigt Sie?" Frage ich misstrauisch, das hier ist doch die Mafia. "Fräulein, die Mafia ist riesig und hat verschiedene Abteile. Ich leite hier, also darf ich bestimmen, wer hier was macht. Böse Frauen, werden Böse behandelt, aber unschuldige Frauen, haben hier nichts verloren. Es kann sein, dass in anderen Abteilen die sowas zum spaß machen, aber dort habe ich nichts zu sagen und geht mich nichts an." Ich schaue auf seine Hand, wo eine verheilte Verbrennung zu sehen ist. "Ach ja, das hier," sagt Jackson. "Meine leiblichen Eltern hatten Schulden bei der Mafia. Sie wussten jedoch nichts von meiner Existenz. Eines Nachts setzten sie das Haus meiner Eltern in Brand, während wir alle schliefen. Ich war damals vier oder fünf Jahre alt. Der Mann, der mich schließlich fand, war der Chef dieser Mafia-Abteilung - mein späterer Vater. Er adoptierte mich und bildete mich aus. Mit zehn Jahren konnte ich bereits Pistolen und Scharfschützengewehre bedienen wie Männer, die schon zwanzig Jahre im Militär arbeiten."

Jackson schaut mir die ganze Zeit in die Augen, was mich nervös macht. Ich denke, dass ich bei auch nur einem kleinen Fehler dem Tode geweiht bin. Aber ich werde es Trotzdem versuchen. Ich werde versuchen zu fliehen. Heute Nacht. "Mach dir etwas zu essen in der Küche und iss es dann. Wenn du irgendwelche Wünsche für die Zukunft hast, sag mir Bescheid," sagt Jackson.

Nachdem ich ihm geantwortet habe, stehe ich auf und verlasse den Raum. Fremde Männer betreten den Raum, als ich gerade gehe, und schließen die Tür hinter sich. Also ist Jackson wirklich gefährlich. Nicht nur gefährlich, auch noch wichtig und reich. Das ist eine Mischung die manche zum hierbleiben anregen würden, doch ich will nur hier weg.

Nachdem ich gegessen habe, sehe ich die Tür zum Wohnzimmer sich erneut öffnen. Die Männer verlassen den Raum, wobei einer von ihnen eine ziemlich blutige Nase hat. Oh Gott. Hat Jackson ihn geschlagen? Der blutige Mann hält ein Stofftuch vor seine Nase, das sich bereits rot färbt. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, als ich das sehe. Es hat keinen Lärm gegeben, nichts, was auf einen Kampf hindeutet. Die Männer verlassen das Haus schweigend, und der verletzte Mann wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor er draußen verschwindet. Ich kann nicht anders als nach oben in mein Zimmer zu rennen. Meine Beine bewegten sich wie von selbst in mein Zimmer, ich verschloss die Tür und Öffne die Balkontür. Ist es Tief genug das ich Springen kann? Ich muss es versuchen.

Ich klettere auf das Gerüst und springe ohne zu zögern. Als ich auf dem Boden lande, liege ich auf dem Rasen und spüre starke Schmerzen in meinem Fuß. Trotzdem sammle ich all meine Kräfte und renne so schnell ich kann geradeaus in den Wald. Ich höre, wie Männer nach Jackson rufen. Adrenalin pumpt durch meine Adern, und der Schmerz in meinen Beinen scheint für einen Moment zu verschwinden. Ich renne, ohne genau zu wissen, wohin oder was ich tun soll.

In der Nähe höre ich das Dröhnen mehrerer Autos - wahrscheinlich Jacksons Männer. Der Wald wird immer dichter und dunkler. Ich hoffe, dass ich jetzt weit genug entfernt bin. Erschöpft lasse ich mich auf einen Baumstumpf sinken und atme tief durch. Mein Herz schlägt wild gegen meine Brust, während ich vor Angst zittere. Alles um mich herum ist dunkel, obwohl es mitten am Tag ist.


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