Wenige Zeit später, merke ich, wie etwas hartes an mein Hinterkopf gehalten wird. "Rose, das ist ein Waffe, also nicht rennen." Es ist Jackson. "Ich kann sowieso nicht mehr laufen, ob ich will oder nicht." flüstere ich mit einem hauch der Angst in meiner Stimme. Um uns herum ist nichts außer Wald und Dunkelheit, man kann Vögel singen hören in der ferne. Jackson entfernt die Waffe von meinem Hinterkopf und stellt sich vor mich. "Vielleicht lasse ich dich einfach hier. Alleine. Kilometerweit ist kein einziges Haus, keine Person, nichts. Du wolltest ja weg," sagt er und beugt sich zu mir herunter, sein Gesicht bedrohlich nah an meinem. Panik steigt in mir auf. Ich würde verhungern oder von einem Tier angegriffen werden. Ich kann nicht hier bleiben!
"Nein! Bitte, Jackson, nimm mich wieder mit!" flehe ich ihn an. Er kann mich nicht hier lassen. Meine Augen füllen sich mit Tränen bei dem Gedanken, dass ich hier bleiben muss.
Jackson nähert sich meinem Gesicht so nah, dass ich seinen Atem spüren kann. "Wenn du noch einmal wegläufst, wirst du mehr Schmerzen haben als jemals zuvor, verstanden?" flüstert er, während er mir bedrohlich in die Augen schaut. Allein seine Augen machen mir Angst, aber seine Worte lassen mir einen Schauer über den Rücken laufen.
Jackson greift unter meine Kniekehlen und meinen Rücken. Er hebt mich hoch und beginnt langsam zurückzugehen. Unter uns knacken kleine Äste und Blätter. "Wenn du wieder gesund bist, wirst du mehrere Tage das gesamte Haus putzen. Mit Scheuerbürsten und Lappen," sagt er. Mein Herz fühlt sich schwer an, bedrückt von der Situation. Sein Griff an meinen Beinen ist fest und kraftvoll. Er trägt mich ins Haus, wo seine Männer mit gesenkten Köpfen in einer Reihe stehen. Wir gehen die Treppe hoch, und er legt mich in mein Bett in meinem Zimmer. "Was war das eben?" frage ich ihn leise und vorsichtig.
"Sie haben ihren Job nicht ordentlich erledigt, dafür bekommen sie auch eine Strafe," sagt er ruhig. "Ich rufe gleich einen Arzt an, der dich untersuchen wird," erklärt er, bevor er mein Zimmer verlässt.
Immer wieder höre ich Männer schreien und auch Jackson, doch ich kann nicht verstehen, was er sagt. Nach etwa zwanzig Minuten klopft es leise an meiner Tür. Ein älterer Mann mit grauem Haar steht dort, einen Koffer in der Hand. "Du bist Rose, richtig?" sagt er und tritt langsam ein. Er reicht mir die Hand. "Ich bin dein Arzt, Ron Schulz," stellt er sich höflich vor. Er beginnt, mich zu untersuchen. Nach knapp fünf Minuten kommt Jackson mit einem genervten Gesichtsausdruck herein. Es ist etwas Blut an seiner Hand.
"Jackson?" frage ich leise, "Warum?" Doch er ignoriert mich und schaut den Arzt an. "Und? Was hat sie?" fragt er.
Der Arzt lächelt ihn freundlich an und antwortet, "Es ist nur ein geprellter Knöchel, das heißt eine Woche Bettruhe und dann sollte es ihr wieder gut gehen."
Jackson nickt daraufhin und verlässt den Raum.
"Du musst ihm wichtig sein; er holt mich selten, das letzte Mal bei seinem Vater," erzählt der Arzt.
"Das glaube ich kaum. Ich kenne Jackson kaum, und er mich auch nicht," antworte ich.
Der Arzt lacht bei dieser Aussage und schaut mich an. "Er kennt jeden, der hier wohnt, und alles über sie, auch wenn du es nicht weißt. Findest du es nicht komisch, dass so jemand an einer Grundschule arbeitet? Und vor allem genau an der, wo du dein Praktikum machst? Ein Vertrag muss lange vorbereitet werden, oder nicht?" Mit diesen Worten verlässt der Arzt den Raum.
Was will er mir damit sagen? Kennt Jackson mich schon länger? Angelo kommt mit einem Schnitt an der Wange in mein Zimmer und setzt sich neben mich. "Du hast echt viel Mut, aber versuch das lieber nicht nochmal," sagt er wie immer lässig. Hat Jackson ihn verletzt?
"Liegt das an mir?" frage ich und zeige auf den Schnitt an seiner Wange. Angelo schüttelt den Kopf. "Nein, mach dir keine Sorgen," sagt er und legt ein Kühlpack auf meinen Knöchel, bevor ich weitere Fragen stellen kann.
"Wie lange kennt Jackson mich schon? Länger als ich ihn, habe ich recht?" frage ich schließlich. Angelo räuspert sich und schaut mich an. "Das musst du ihn selbst fragen, das weiß ich nicht," antwortet er. "Dann bring ihn her." fordere ich direkt. "Er hat zutun" nach diesen Worten verschwindet auch er.
Was wird mir hier verheimlicht? Ich versuche nachzudenken, ob ich Jackson vielleicht früher mal gekannt habe oder getroffen habe, doch mir fällt nichts ein. Scheiße... Ich muss jetzt auch noch aufs Klo... Ich versuche aufzustehen und so vorsichtig wie möglich aus meinem Zimmer zu humpeln. Als ich an einer Tür vorbei humpel, höre ich Jacksons Stimme. Ich wollte eigentlich die Tür öffnen, doch als ich Angelo höre, stockt etwas in mir.
"Sie weiß Bescheid. Ich glaube, du solltest ihr die gesamte Wahrheit sagen," sagt Angelo vorsichtig.
"Na klar, und danach auch noch ihr sagen, dass sie mich heiraten muss und dass das ab sofort ihr gesamtes Leben sein soll? Nein! Sie soll die Wahrheit noch nicht erfahren. Es ist zu früh. Sie wird es nicht verkraften können," antwortet Jackson entschlossen.
Mein Herz schlägt schneller. Was verheimlichen sie mir? Ich soll Jackson heiraten? Wozu? Ich lehne mich näher an die Tür, um besser hören zu können.
"Und was, wenn sie es selbst herausfindet? Du weißt, dass wir nicht ewig Zeit haben," sagt Angelo eindringlich.
Jackson seufzt schwer. "Ich weiß. Aber wir müssen vorsichtig sein. Es geht nicht nur um uns, sondern um die Sicherheit aller. Rose soll nicht zu 100 Prozent gezwungen werden, und das geht nicht von heute auf morgen."
Ich fühle mich, als ob der Boden unter meinen Füßen weggezogen wird. Was planen sie mit mir? Und warum ist meine Rolle so wichtig? Mir wird klar, dass ich Antworten brauche, aber ich weiß auch, dass ich vorsichtig vorgehen muss. Diese Männer sind gefährlich und ich kann ihnen nicht einfach vertrauen.
Ich humpel weiter in Richtung Bad, mein Kopf schwirrt vor Fragen und Unsicherheiten. Was auch immer hier vor sich geht, ich muss einen Weg finden, mich zu schützen und die Wahrheit herauszufinden.
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Das Praktikum
RomanceRose kommt ihrem Traumberuf ein schritt näher: sie macht ein Schülerpraktikum an einer Grundschule. Sie wollte schon immer Lehrerin werden. Während des Praktikums Lernt sie die Kinder und Lehrer kennen. Alle sind freundlich, bis auf einer.