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𝐄𝐋𝐄𝐀𝐍𝐎𝐑 𝐀𝐍𝐃𝐄𝐑𝐒𝐎𝐍
»Violett.«
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Ich sitze an meinem Schreibtisch, umgeben von einem Chaos aus Skizzen, Stoffmustern und Notizen. Die Ideen für meine Modelinie schwirren wie lose Fäden in meinem Kopf, schwer zu greifen und noch schwerer zu verknüpfen. Die Unsicherheit, ob ich es schaffe, lastet schwer auf meinen Schultern. Manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt gut genug bin. Ember hilft mir immer dabei, eine Pause von dem ganzen hier zu machen. Sei es; mit mir zum Strand gehen oder einfach ein gelassener Abend auf dem Sofa, während wir einen romantischen Film gucken. Ich kann irgendwie nicht glauben, dass ich mit meiner besten Freundin mehr romantische Filme geguckt habe, als mit einem Mann. Ehrlicherweise hatte ich noch nie mit einem Mann jemals in meinem ganzen Leben einen romantischen Film geguckt.

Plötzlich reißt das Klingeln meines Handys mich aus meinen Gedanken. Ich greife nach dem Gerät, das halb unter einem Stapel Papiere vergraben ist, und sehe Vadims Namen auf dem Display aufleuchten. Ein kleines Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich den Anruf annehme.

„Hallo, Vadim", begrüße ich ihn, während ich mich in meinem Stuhl zurücklehne. „Eleanor, wie geht es dir?" seine Stimme ist beruhigend, aber dennoch ernst, wie immer. „Es geht", antworte ich, obwohl ich weiß, dass er meine Worte hinterfragt. „Es ist viel los, aber das ist ja nichts Neues." Seit dem dies alles mit den Entwürfen passiert ist, arbeite ich ständig und wenn ich mal von meinem Schreibtisch aufstehen sollte, dann liegt es daran, dass ich auf die Toilette muss. Ich hätte echt niemals gedacht, wie stressig dies alles sein kann. Möglicherweise habe ich es etwas unterschätzt. „Das dachte ich mir", sagt er, „Aber ich habe vielleicht eine Idee, die dir helfen könnte, ein wenig Druck von deinen Schultern zu nehmen." Ich hebe eine Augenbraue, neugierig, was er vorhat. „Was für eine Idee?" „In ein paar Tagen findet ein Ball statt, auf dem einige der einflussreichsten Persönlichkeiten der Mode- und Geschäftswelt anwesend sein werden. Es wäre eine großartige Gelegenheit für dich, Kontakte zu knüpfen und deine Marke zu promoten."

Mein Herz setzt einen Schlag aus. Ein Ball? Mit den Größen der Modewelt? Das klingt wie eine unglaubliche Möglichkeit.

„Das klingt... erstaunlich", beginne ich zögernd, „aber auch ziemlich einschüchternd. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, in solchen Kreisen zu verkehren. Ich bin nicht berühmt und reicht sowieso nicht."

„Mach dir darüber keine Gedanken. Es wäre eine Chance für dich und wäre ich du, würde ich sie sofort ergreifen", sagt Vadim ohne einen Moment zu zögern. „Und du wirst nicht allein sein. Ich werde dich begleiten. Was sagst du? Möchtest du mit mir zu dem Ball gehen?" „In Ordnung", sage ich schließlich, meine Stimme fester, als ich es erwartet hätte. „Ich werde mit dir zum Ball gehen."

„Wunderbar", antwortet er. „Ich hole dich morgen früh ab, und dann fahren wir zu einer Schneiderei. Dort finden wir das perfekte Kleid für dich."

„Vadim, das klingt toll, aber...", beginne ich, doch er lässt mich nicht ausreden.

„Keine Widerrede.", sagt er mit einem sanften, aber bestimmten Tonfall.

Bevor ich noch etwas erwidern kann, hat er schon aufgelegt. Ich starre einen Moment lang auf mein Handy, bevor ich es langsam zurück auf den Schreibtisch lege. Meine Gedanken rasen, während ich versuche, die Bedeutung dieses Anrufs zu verarbeiten. Ich habe gerade zugestimmt, zu einem Ball zu gehen, an dem die Elite der Modewelt teilnehmen wird. Die Aufregung, die sich in meiner Brust aufbaut, mischt sich mit einer leisen Nervosität. Aber der Braunhaarige hat recht: Dies ist eine Chance, und ich werde sie nicht ungenutzt lassen.

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Am nächsten Morgen bin ich bereits lange vor der vereinbarten Zeit wach. Mein Kopf ist ein Wirbel aus Erwartungen, Ängsten und einer leisen Vorfreude. Ich ziehe mein schlichtes, aber elegantes schwarzes Kleid an, das immer für solche Gelegenheiten bereit hängt. Im Spiegel kämpfe ich mit meinen widerspenstigen Haaren, die wie üblich ihren eigenen Willen haben. Gerade als ich den letzten Haarknoten befestige, klingelt es an der Tür.

Ich öffne die Tür und sehe, dass er schon auf mich wartet.  Er sieht wie immer makellos aus – sein grauer Anzug sitzt perfekt, und sein Blick ruht mit einer ruhigen Zuversicht auf mir. Gemeinsam gehen wir zum Auto, und als wir einsteigen, spüre ich, wie die Anspannung langsam von mir abfällt.

Die Fahrt führt uns durch die belebten Straßen der Stadt, bis wir schließlich in einem der exklusivsten Modeviertel ankommen. Wir halten vor einem unscheinbaren Gebäude, das sich in die Reihe der schicken Boutiquen und Ateliers einfügt. Es ist nicht nur eine Schneiderei, es ist diese, bei der ich gearbeitet hatte.

Eine ältere Dame, elegant gekleidet und mit einem herzlichen Lächeln, kommt auf uns zu. Ich kenne sie nicht und deswegen wundert es mich, seit wann sie hier arbeitet.

„Vadim, wie schön, dich zu sehen", sagt sie und drückt seine Hand. Dann wendet sie sich an mich. „Und du musst Eleanor sein. Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen."

„Die Ehre ist ganz meinerseits", erwidere ich höflich und folge ihr durch die Räume der Schneiderei. „Ich habe etwas ganz Besonderes für dich vorbereitet", sagt Vadim, als wir vor einem großen, mannshohen Spiegel zum Stehen kommen. Neben dem Spiegel steht ein Kleiderständer, bedeckt mit einem schlichten, weißen Tuch.

Mit einer langsamen Bewegung zieht Vadim das Tuch zur Seite, und was darunter zum Vorschein kommt, lässt mich den Atem anhalten. Vor mir hängt ein Ballkleid in einem Lavendel lila das im Licht schimmert wie ein flüssiger Edelstein. Der Stoff ist aus feinster Seide, glatt und doch strukturiert, und der Schnitt des Kleides ist atemberaubend – ein herzförmiger Ausschnitt, der die Schultern betont, und eine filigrane Stickerei, die sich wie ein zarter Hauch entlang des Saums zieht.

Meine Hand wandert wie von selbst zu dem Kleid, und ich berühre den Stoff mit den Fingerspitzen. „Das ist...", beginne ich, doch die Worte bleiben mir im Hals stecken. Wie soll ich ausdrücken, was ich fühle?

„Ich erinnere mich daran, wie du dieses Kleid vor einiger Zeit in einem Schaufenster bewundert hast", sagt er leise, seine Augen voller Wärme. „Damals hast du vielleicht nicht gedacht, dass du es jemals tragen würdest. Aber jetzt bist du bereit. Dieses Kleid gehört zu dir."

„Danke, Vadim", flüstere ich, überwältigt von den Emotionen, die in mir aufsteigen. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll."

„Lass uns dieses Kleid anprobieren", sage ich schließlich, ein entschlossener Ausdruck auf meinem Gesicht.

Als ich mich in die Umkleide begebe und das Kleid überstreife, spüre ich, wie es wie für mich gemacht an meinem Körper entlang gleitet. Der Stoff fühlt sich kühl und doch warm zugleich an, eine perfekte Mischung aus Komfort und Eleganz. Als ich mich im Spiegel betrachte, erkenne ich mich kaum wieder.

Vadim wartet draußen, und als ich aus der Umkleide trete, sehe ich den Ausdruck in seinen Augen. „Du siehst umwerfend aus", sagt er leise, und in seiner Stimme liegt eine Sanftheit, die mich tief berührt. „Danke", antworte ich, meine Stimme voller Dankbarkeit. „Für alles." „Es ist mir eine Freude", erwidert er.

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Den Rest des Tages haben wir damit verbracht Schmuck und Schuhe zu kaufen, die perfekt zum Kleid passen und ich kann einfach nicht glauben, dass dieses Kleid jetzt mir gehört. Ich habe davon geträumt und habe es bewundert und jetzt ist es meins. Ich werde diejenige sein, die damit durch den Saal tanzt.

 Ich werde diejenige sein, die damit durch den Saal tanzt

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Leute, das nächste Kapitel wird so gut. Ich sag nur: VAAADIIIIIIIMMMMMM!!!!!!

Was denkt ihr, wird passieren?

𝐁𝐢𝐥𝐥𝐢𝐨𝐧𝐚𝐢𝐫𝐞 𝐥𝐨𝐯𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt