Kapitel 1

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2016 - 3 Wochen nach den Olympischen Spielen in Rio

Seine Sicht

Schwitzend und schnaufend ließ ich mich auf die Tartanbahn im Osloer Leichtathletikstadion fallen. Es war heiß. Für Osloer Verhältnisse sogar fast kochend heiß. Erbarmungslos brannte die Sonne auf das Bislett Stadion nieder. 35°C waren definitiv nicht alltäglich. Schon gar nicht, wenn zu dieser Jahreszeit eigentlich 20-25°C normal. Aber ich wollte mich auch nicht beschweren. Immerhin standen noch Diamond League Meetings an. Und auch die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr wollte vorbereitet werden. Immerhin musste ich nicht alleine leiden. Meine Trainingspartnerin Amalie litt genauso. Intervalle waren bei diesem Wetter echt nicht angenehm. Vor allem, wenn der Trainer seit einer Stunde nicht auftaucht.

"Sag mal, hatte Leif gesagt, wann er kommt?" Amalie sieht mich an.

"Mir hat er nichts Besonderes gesagt. Aber ich kann einmal schauen, ob er mir etwas geschrieben hat." Bot ich an.

Amalie nickte auffordernd und ich griff nach meinem Handy.

Und tatsächlich hatte ich eine Nachricht erhalten.

"Er entschuldigt sich für die Verspätung und sagt, dass er in 10 Minuten da ist. Und er bringt eine Überraschung mit." erkläre ich.

"Wenn die Überraschung kein riesiges Eis ist, dann will ich sie nicht haben." grinste Amalie.

"Sehe ich genauso. Haben wir eigentlich Laktattests gemacht?" ich erinnere mich nicht.

"Nach der ersten Periode ja. Danach nicht. Aber das muss Leif ja nicht wissen." grinst sie.

Zusammen machen wir uns nach einem Lachen auf den Weg zur Umkleidekabine. Eigentlich würde ich gerne in die Eistonne, aber es steht noch Streching auf dem Plan. Amalie und ich holen jetzt noch andere Schuhe und unsere Faszienrollen. Danach warten wir, das Training absolvierend, auf unseren Trainer, der eigentlich jeden Moment auftauchen sollte. Kurze Momente später hörten wir ein Lachen über den Platz schallen. Das war eindeutig Leif. Aber er war auf gar keinen Fall alleine. Denn sein Lachen wurde immer wieder erwidert.

"Okay, Amalie. Wir wetten jetzt, was die Überraschung von Leif ist. Ich setze 5€ auf den Ausgang, dass er uns seine Freundin vorstellt." grinse ich.

"Nicht schlecht, Karsten. Ich tippe auf einen neuen Sponsor. Unterwäsche." jetzt lachen auch wir.

"Na, was ist denn bei euch so lustig?" Leif sieht uns fragend an.

"Wir haben darum gewettet, was der Grund für deine Verspätung ist." gestehe ich.

"Nun, dann sollte ich wohl mal auflösen, oder?"

Sofort nicken Amalie und ich begeistert.

"Darf ich vorstellen? Das ist Thyra. Sie wird sich unserer kleinen und feinen Trainingsgruppe anschließen. " er nickt der jungen Frau zu, die mit ihm angekommen ist.

"Freut mich sehr euch kennenzulernen." grinst sie.

"Freut mich auch." ich reiche ihr die Hand.

"Ich bin Karsten und das ist Amalie." stelle ich den Rest er Trainingsgruppe vor.

"Na, dass sieht doch aus, als würden wir uns halbwegs gut verstehen. Ich habe heute mit Thyra noch ein Einzeltraining gemacht um ihren Leistungsstand zu überprüfen. Sie wird euch eine gute Partnerin sein. Aber jetzt lade ich euch erstmal alle auf ein Eis ein. Es war heute ziemlich anstrengend für alle. Dort können wir uns auch noch einmal alle besser kennenlernen." schlägt Leif vor.

"Das klingt sehr gut." Amalie ist begeistert.

Und auch ich muss feststellen, dass ich dem Angebot nicht ganz abgeneigt bin. Vor allem, weil ich Thyra gerne näher kennenlernen würde. Sie sieht schon nett aus.

"Ich komme auch mit. Aber ich kann nicht so lange. Meine Mutter hat noch einen Sponsorentermin für mich organisiert. Sie ist der Meinung, dass ich den auf jeden Fall wahrnehmen sollte." gebe ich zu.

"Dann müssen wir das Eis wohl schnell essen." Thyra lächelt leicht.

"Dann packt mal eure Sachen zusammen und wir gehen Richtung Munch Museum. Da werden wir sicher eine Eisdiele finden.

Wir packen schnell alle Sachen und laufen dann los. Unsere Aufmerksamkeit gilt voll und ganz Thyra.

"Läufst du auch die 400m Hürden?" Amalie sieht sie an.

"Tatsächlich ja. Aber erst seit gut anderthalb Jahren. Deshalb wollte ich jetzt auch zu Leif in die Gruppe, damit ich mich verbessern kann." erklärt sie.

"Naja. Und ich wollte sie haben. Sie ist wirklich sehr gut. Und ich denke sie wird uns einige Vorteile im Training bringen." ergänzt Leif.

"Läufst du sonst 400m flach?" mein Blickt streift sie.

"Ja. Aber ich bin auch schon 200 und 800m gelaufen. Ich konnte mich nie so festlegen. Ich bin nicht sonderlich entscheidungsfreudig gewesen in Bezug auf meine Karriere." schmunzelt sie.

Ich verstehe sie. Ich habe auch alles Mögliche probiert, bevor ich bei Leif gelandet bin.

„Und sonst? Haben sie irgendwelche verrückten Hobbies?" ich sehe sie an.

„Tatsächlich nicht. Ich studiere und gehe arbeiten. Da bleibt neben dem Training nicht viel Zeit." Beschreibt sie ihren Alltag.

„Spannend." Amalie springt sofort auf den Zug auf.

„Was studieren sie?" sie sieht sie an.

„Geschichte. Also eigentlich Sportgeschichte." Erklärt sie.

„Sowas kann man studieren?" jetzt ist Leif der Verwunderte.

„Tatsächlich, ja. Ich war auch überrascht, aber es war genau das Fach, was ich brauchte." Sagt sie.

Kurze Zeit später standen wir vor einer der Eisdielen im modernsten Viertel Oslos.

„Na dann, überprüfen wir mal, ob sie wirklich ins Team passen Thyra. Zwei Kugeln Eis. Und dann schauen wir mal, ob das zulässig ist." Leif hat manchmal wirklich einen weg.

„Okay. Ich hätte gerne eine Kugel Krummkake und eine Kugel Erdbeere." Bestellt sie.

„Und? Ist das eine akzeptable Bestellung?" sie sieht in Leifs Richtung.

„Ich bin überrascht. Ich hatte sie eher für einen Vanille Typ gehalten. Aber die Bestellung ist gut. Ich hätte sie rausgeschmissen, wenn sie Pfefferminz oder Bubblegum bestellt hätten." Erklärt Leif.

Lachend bestellen auch wir anderen unser Eis. Für mich wie immer Schokolade. Bei Amalie Mango und Zitrone. Und Leif ist tatsächlich die Kombination aus Brun Ost und Pflaume.

„Warum isst du das? Das sieht furchtbar aus." Ich sehe Leif an.

„Weil es schmeckt du Grünschnabel. Komm mal in mein Alter, dann schmeckt es dir auch." Erklärt er.

„Das bezweifele ich. Und zwar sehr. Aber ich lasse mich eines Besseren belehren." Grinse ich und sehe dann auf die Uhr.

„Tut mir leid. Aber ich muss jetzt wirklich los. Sonst bringt meine Mutter mich um. Thyra, es war mir eine Freude. Wir sehen uns beim Training." Schmunzele ich und mache mich dann los.

Ich glaube ich werde Thyra mögen.

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