Kapitel 17

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Seine Sicht

Die nächsten paar Monate waren ziemlich intensiv. Neben intensivem Training, dass auf die Hallensaison vorbereiten sollte, dateten Thyra und ich tatsächlich relativ intensiv.

Nach unserem ersten Date bei mir in der Wohnung hatten wir uns immer damit abgewechselt Dates zu planen. Und Thyra hatte mich echt herausgefordert. Nach meinem gekochten Essen hatte sie mich zum Langlaufen eingeladen. Und zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich überhaupt nicht gut langlaufen konnte. Ich war vermutlich mit 6 oder 7 das letzte Mal auf Skiern gestanden. Und natürlich merkte man das auch. Aber Thyra war eine geduldige Lehrerin und wir schafften es am Ende tatsächlich zwei Runden am Holmenkollen zu drehen. Danach hatte ich zwei Tage Muskelkater gehabt und hatte mir tagelang von Leif Sprüche anhören müssen. Aber es war es schon wert gewesen. Immerhin hatten Thyra und ich einen heiden Spaß gehabt.

Um es ihr etwas heimzuzahlen, hatte ich sie zum Angeln eingeladen. Allerdings hatte ich feststellen müssen, dass sie ziemlich gut angeln konnte.

Ich habe immerhin mit 4 versucht einen Stör zu erledigen nachdem wir ihn geangelt hatten. Und die erwachsenen Männer im Ausnahmeraum waren mehr als überrascht, als sie die Vierjährige beim Ausnehmen von Fischen gesehen haben, hatte sie ausgeführt. Dadurch war mir einiges klar geworden. Immerhin hatte sie sich am Ende erbarmt die Fische zuzubereiten.

Danach hatten wir noch einiges an Dates gehabt und ich musste mittlerweile zugeben, dass ich mich hals über Kopf ins sie verliebt hatte. Ich wusste nur nicht, wie ich es ihr gegenüber zugeben sollte. Aber erstmal kam ich nicht in die Verlegenheit. Thyra war in Rom. Die Universitätshallenweltmeisterschaft stand an und Thyra sollte über die 400m zeigen, dass sie auch in der internationalen Konkurrenz ein Ausrufezeichen setzten könnte.

Leider hatte Leif es mir nicht erlaubt mit nach Rom zu fahren. Ich hätte keinen Job dort zu erledigen, hatte er festgelegt. Warum Amalie dann mitfahren durfte, hatte ich nicht verstanden. Aber ich würde es auch auf meinem Tablet gut verfolgen können. Das hatte immerhin bei der EM auch funktioniert.

Bisher war die WM für Thyra gut gelaufen. Sie hatte ihren Vorlauf gewonnen und auch das Halbfinale. Allerdings war sie auch in beiden Läufen um die großen Favoritinnen aus den USA und Jamaika herumgekommen. Jetzt im Finale würde sie auf die großen Favoritinnen treffen. Und sie hatte bisher nur die vierte Zeit gehabt. Aber ich war mir sicher, dass sie noch besser werden könnte.

Nach den Europameisterschaften der Universitäten geht es weiter bei den Universitätsweltmeisterschaften und wir sind im Finale über die 400m. Und dieses Finale der Frauen ist eines der am besten besetzten Finals dieser Meisterschaften. Die sechs Frauen sind alle die Besten, die es aktuell gibt, wenn man auf die Ebene der Universitäten schaut. Auf Bahn sechs haben wir die amtierende Nordamerikanische Universitätsmeisterin Kayla McMaster. Sie war die Schnellste in den Halbfinals. Neben ihr auf der Bahn 5 startet die europäische outdoor Universitätsmeisterin aus dem letzten Herbst, für Norwegen Thyra Nordgren. Nach ihrem spektakulären Comeback will sie hier ihre Leistung festigen. Allerdings ist sie von den Zeiten her nur die Vierte in diesem Finale. Neben ihr startet die Südamerikameisterin aus Brasilien Rushell Bolive. Auf Bahn drei für Großbritannien Mathilda Jakobs, ein gänzlich unbeschriebenes Blatt, aber vielleicht für eine Überraschung gut. Auf Bahn zwei folgt die zweimalige Universitätsweltmeisterin aus den USA Soraja Lovelyn und auf Bahn 1 für Deutschland Luisa Mayer. Favorisiert ist ganz klar die auf Bahn 6 startende Kayla McMaster, aber auch die Norwegerin und die Brasilianerin sollten wir im Blick haben.

Das Rennen ist angeschossen und wie zu erwarten ist McMaster am schnellsten aus dem Block und die zieht hier auch gleich einmal das Tempo so richtig an dranbleiben kann da keine der anderen. Silber und Bronze werden sich vermutlich zwischen Bolive, Nordgren und Lovelyn entscheiden. Noch 50m auf der Bahn und Gold geht an McMaster, die hier schon über die Ziellinie gekommen ist. Silber an Bolive und Bronze, da gibt es tatsächlich ein Fotofinish zwischen Nordgren und Lovelyn. Das wird hier nochmal richtig spannend. Und jetzt haben wir ein Ergebnis. Bronze geht an Thyra Nordgren aus Norwegen. Ja. Hier sehen wir wirklich die nächste Generation der 400m Sprinterinnen. Und damit geben wir zum Stabhochsprung.

Thyra war wirklich gut. Und dass sie die Bronzemedaille gewonnen hatte, freute mich wirklich. Sie war auf einem so guten Weg an die Weltspitze anzuklopfen. Und ich war mir ziemlich sicher, dass sie dieses Jahr bei den Bislett Games auch einen 400m Hürdenrennen für die Frauen anbieten würden. Und Thyra hatten ihren Teil dazu beigetragen. Aber auch sonst musste ich zugeben, dass sich die norwegische Leichtathletik sehr weiterentwickelt hatte.

Drei Tage später war unsere Trainingsgruppe dann wieder geschlossen in Oslo angekommen und auch unser Training hatte sich wieder eingependelt. Denn es war nicht so, als würde sich Thyra auf ihrem Erfolg ausruhen. Sie trainierte hart weiter. Allerdings bemerkte ich auch, dass sie nicht ganz bei er Sache war. Ich hatte sie in den letzten Tagen viel telefonieren gesehen. So auch heute.

Direkt nach dem Training war sie wieder ans Telefon gegangen und telefonierte. Ziemlich angeregt und auch etwas angespannt.

Da ich sie mit nach Hause nehmen würde, wartete ich ihr Gespräch noch ab. Allerdings dauerte ihr Gespräch fast eine halbe Stunde und irgendwann wollte ich auch einfach nur nach Hause.

„Tut mir leid Karsten. Ich dachte nicht, dass es so lange wird. Ich hoffe es ist nicht so schlimm." Lacht sie entschuldigend.

„Ist schon gut. Auch wenn ich gerne schon vor 20 Minuten zu Hause gewesen wäre." Gebe ich zu.

„Mit wem redest du da eigentlich immer?" schiebe ich die Frage hinterher.

„Mit meinem Bruder. Mit Einar. Ich versuche wieder eine bessere Beziehung zu meinen Brüdern zu bekommen. Aber Svante sträubt sich ein bisschen. Und Einar ist der Meinung, dass das sein gutes Recht ist. Ich hatte trotzdem gehofft, dass Einar vielleicht etwas auf ihn einwirkt, aber er weigert sich. Ich habe also noch etwas Arbeit vor mir." Erklärt sie.

„Das tut mir leid. Aber ich denke, dass ihr das auf die Reihe bekommen werdet. Gib einfach nicht auf." Gebe ich ihr einen mehr als dummen Hinweis.

Dann fahre ich los und bin froh, dass wir endlich aus der Halle kommen.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 11 ⏰

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